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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen
Autoren: Martin Delrio
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Sonnencreme auf Rücken und Schultern ein.
    Jonahs Körper war einschließlich der Arme und Beine überall von den silbrigen Spuren alter Narben gezeichnet - Hinterlassenschaft der verzweifelten
    Kämpfe auf Kurragin, die einem einfachen Captain der Hesperus-Miliz das Interesse des Exarchen Devlin Stone eingetragen hatten. Auch nach all den Jahren blieb die Haut an diesen Stellen empfindlich, und bei Stress oder Erschöpfung verknotete sich die Muskulatur darunter schmerzhaft.
    Sie waren zu einem Familienpicknick hier herausgekommen: Jonah, Anna, ihre beiden jüngsten Kinder und ein paar von deren Freunden. Er selbst hätte es zwar vorgezogen, nur Anna und die Kinder mitzunehmen, aber er kannte seine Sprösslinge. Hätte er seine Wünsche nämlich durchgesetzt, hätten die beiden Teenager bestenfalls die ganze Zeit geschmollt und sich schlimmstenfalls lautstark beschwert. Da Jonah momentan nicht in der Stimmung für Familienstreitigkeiten war, hatte er sich mit den zusätzlichen Gästen abgefunden. Die Anwesenheit von ein paar Fremden - wirklich netten jungen Leuten, so beruhigte er sich, seine Kinder brachten keine Schläger und Kle ink r im inelle mit - war ein geringer Preis für einen harmonischen Ausflug mit der ganzen noch zu Hause lebenden Familie.
    »Ah«, seufzte er. Seine verspannten Muskeln lok-kerten sich unter dem sanften Druck von Ann as Fingern bereits. »Das tut gut.«
    »Du bist völlig verkrampft.« Sie konzentrierte den Druck auf eine besonders harte, schmerzende Stelle, und Jonah stöhnte genüsslich in den Frotteestoff des Badetuchs. »Du arbeitest zu schwer.«
    »Nur weil es sein muss. Glaub mir, nichts wäre mir lieber, als die nächsten fünf, sechs Monate genau hier zu verbringen.«
    Annas kräftige Hände verrieben weiter die kühle Creme auf seinem Rücken. »Genau. Und deshalb packst du auch schon wieder die Koffer zur Abreise.«
    »Ich muss, Anna.« Das Badetuch dämpfte seine Stimme, doch er hatte kein Verlangen, Anna gerade jetzt anzusehen. »Es gibt einfach zu viel, was ich nicht von hier aus erledigen kann. Erst recht nicht ohne funktionierendes HPG-Netz. Seit Beginn der Kämpfe auf Northwind im letzten Juni hat niemand etwas Brauchbares von dort gehört, und über die Stahlwölfe hat man seitdem auch nichts mehr erfahren. Was ich über Des Drachen Zorn und den Schwertschwur gehört habe, ist alles andere als erfreulich, und Jacob Bannson traue ich nicht weiter, als ich mit bloßen Händen werfen kann. Aber ich kann nichts gegen seine Pläne unternehmen, solange ich sie nicht kenne.«
    Er hörte sie leise lachen. »Das ist eine ziemlich lange Liste.«
    »Und sie ist längst nicht vollständig. Das waren nur die Höhepunkte - obwohl Tiefpunkte es wahrscheinlich besser träfe.«
    »Und wenn man alles zusamme nnimm t, heißt das, du fliegst nach Terra.«
    »Ich fürchte, darauf läuft es hinaus.«
    Ihre Finger bearbeiteten weiter die Muskeln in seinem Rücken und arbeiteten die Narben ab, die Metallsplitter und Laserfeuer und, ganz zuletzt, der Nahkampf mit Hieb- und Stichwaffen hinterlassen hatten, und er ergab sich den wohltuenden Schmerzen. »Du wirst Ostern verpassen«, stellte sie fest.
    »Es tut mir Leid, Anna. Aber es geht nicht anders.«
    »Ich weiß. Und du wärst nicht der Mann, den ich geheiratet habe, wenn du nicht deine Pflicht tätest.« Er spürte ein leichtes Zögern in der ruhigen Bewegung ihrer Finger. »Wie lange, glaubst du, wirst du fortbleiben?«
    »Ich weiß es nicht. Ink lusive Reisezeit mindestens drei Monate. Vielleicht auch länger. Ich komme zurück, so schnell ich kann. Versprochen.«
    Er sprach nicht aus, was sie beide wussten: Die chaotischen Zustände in der Republik der Sphäre konnten seine Abwesenheit leicht auf mehr als drei Monate ausdehnen. Er wusste, es war reiner Aberglaube, anzunehmen, etwas könnte Wirklichkeit werden, wenn man es aussprach. Aber er sagte trotzdem nichts.
    »Dein Versprechen genügt mir«, sagte Anna. Er fühlte einen leichten Kuss im Nacken. »Das hat es schon immer.«
    Bannson-Hauptquartier, Tybalt Präfektur II, Republik der Sphäre
    Februar 3134, Herbst
    Das Firmenhauptquartier von Bannson Universal Unlimited lag auf Tybalt, in einer gewaltigen, fast anderthalb Kilometer hohen Arkologie, einer in sich geschlossenen Ökosphäre, deren oberste Stockwerke transparente Außenwände hatten, sodass man eine kilometerweite Aussicht genießen und den schieren Wagemut ihrer Erbauer bestaunen konnte. Ein Bereich des enormen Gebäudes
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