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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen
Autoren: Martin Delrio
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hatte seine überdehnten Einheiten durch Söldner unter dem Befehl von Einauge Jack Farrell verstärkt: ein zäher und durchaus ehrlicher Haufen, der im Ruf stand, seine Verträge buchstabengetreu zu erfüllen. Sie hätten wohl auch Northwind treue Dienste geleistet, allerdings (und das hatte sich im Rückblick als entscheidender Fehler erwiesen) hatten die Söldner keinen Vertrag mit der planetaren Regierung Northwinds unterschrieben. Sie waren von Ezekiel Crow angeheuert worden, dem Paladin der Sphäre, und Crow hatte ihnen befohlen, sich aus den Kämpfen zwischen den Highlanders und Kerenskys Stahlwölfen herauszuhalten.
    Vor den Trividkameras sprach sie das natürlich nicht aus, aber momentan hegte Tara Campbell, die Countess of Northwind, weit wärmere Gefühle für Jack Farrell und dessen Söldner als für Crow. Farrell hatte sich an seinen Vertrag gehalten und Crows Befehle buchstabengetreu ausgeführt - aber keinen
    Schritt darüber hinaus. Hätte er sich statt an die Buchstaben des Befehls an dessen Geist gehalten -und Tara dankte Gott dafür, dass er es nicht getan hatte -, so hätten die in der Hauptstadt eingeschlossenen Highlanders niemals die Möglichkeit gehabt, aus der Todesfalle zu entkommen und sich auf der anderen Seite der Rockspire Mountains neu zu gruppieren.
    Das hatte sie leise auch Brigadegeneral Michael Griffin erklärt, der neben ihr vor dem unversehrten Tor des Forts stand und darauf wartete, dass die versammelten Trivid-Crews ihre Vorbereitungen abschlossen. In der Zwischenzeit wurden ihre Ausgehuniformen stetig nasser und kälter. Ihre Haare - Tara Campbells kurze blonde Locken und Griffins Bürstenschnitt - klebten schon an der Kopfhaut, und Tara hatte das untrügliche Gefühl, dass ihre Wimpern vereisten.
    »Einauge Jack und seine Leute können abreisen, wann immer sie wollen«, stellte sie fest. »Morgen schon, falls sie möchten. Es ergäbe keinen Sinn, eine Söldnereinheit dafür zu bestrafen, dass sie sich an das gehalten hat, was ein Verräter mit ihnen ausgehandelt hat. Sie stehen in diesem Konflikt auf keiner der beteiligten Seiten, und es bringt uns auch nichts, sie uns zu Feinden zu machen. Wir wissen beide, dass sie uns weit mehr Schwierigkeiten hätten bereiten können, als es tatsächlich der Fall war.«
    Griffin nickte zögernd. »Was haben Sie mit Crow vor?«
    Taras Lippen glitten in einem angedeuteten Zähnefletschen zurück. »Wenn ich ihn wiedersehe?«
    Griff in nickte.
    Was ich mir wünschen würde, dachte Tara, bevor sie antwortete, ist, ihn umzubringen. Anastasia Kerensky hätte keine Sekunde gezögert, wenn er ihr so mitgespielt hätte wie mir. Aber ich bin nicht Kerensky.
    Laut sagte sie: »Ich werde ihn der Rechtsprechung der Republik übergeben, damit er auf Terra vor dem Senat für seine Verbrechen verurteilt wird.«
    Große Worte. Aber immerhin ein Plan.
    Die Trividkameras waren bereit. Der Leiter der Crew, ein Mann in einem eleganten Anzug, der wie ein Reporter wirkte, kam auf Tara und Brigadegeneral Griffin zu. Wie alle, denen Tara in letzter Zeit begegnet war, wirkte auch dieser Journalist unter dem gelackten Äußeren ziemlich entsetzt. Unter angenehmeren Umständen waren der Countess Leute wie er eher lästig, doch jetzt brauchte Tara sie. Er und seine Mannschaft hatten in den vergangenen zwei Tagen ebenso schwer gearbeitet wie alle anderen, um das Geschehen aufzuzeichnen, die passenden Worte und die eindringlichen Bilder zu finden, die dem Rest der Republik der Sphäre deutlich machen würden, was ein Paladin der Sphäre angerichtet hatte.
    »Wir sind so weit, Mylady«, sagte er. »Sobald Sie uns das Zeichen geben, gehen Sie weltweit auf Sendung.«
    »Gut. Haben Sie auch das Päckchen für Commander Jones fertig?«
    »Ja, Ma'am. Wir haben das letzte Interview heute Morgen aufgezeichnet.«
    General Griffin wirkte interessiert. »Das müssten die Überlebenden des Sperrpostens gewesen sein, die Crow und seinen Mech durch die Linien zum Raumhafen gelassen haben?«
    Der Trivid-Reporter grinste. Tara Campbell deutete den Gesichtsausdruck richtig. Bei jemandem aus ihren Reihen hätte sie es als Kampfansage betrachtet. »Ganz genau. Und für jeden, der den Bericht sieht, wird es danach keinen Zweifel mehr geben.«
    Tara wusste, dass er Recht hatte. Der Bericht über Crows Taten enthielt bereits die Daten aus dem Logbuch des Postens - was eigentlich bereits ein kleines Wunder war, denn wider aller vernünftigen Erwartungen hatten das Aufzeichnungsgerät und die
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