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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen
Autoren: Martin Delrio
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gefunden zu haben. Es kam nicht alle Tage vor, dass man einen Paladin der Sphäre fand, dessen Vergangenheit ein dunkles und erpressbares Geheimnis verbarg.
    Es gab Paladine, bei denen Bannson die Entdek-kung, dass sie korrumpierbar waren, nicht gefallen hätte, aber Ezekiel Crow gehörte nicht zu ihnen. Bannson hatte noch nie viel von Crow gehalten. Der Mann war zu reserviert und asketisch, um ein guter Gesellschafter zu sein, und er hatte Bannsons publicityträchtiges Auftreten seit jeher abgelehnt. Nicht aus Misstrauen, damit hätte Bannson leben können.
    Kein geistig gesunder Mensch vertraute einem anderen völlig. Nein, aus puritanischem Abscheu.
    Einen Heuchler wie Crow zu erledigen, dachte Bannson, während er die Berichte las, wäre ein echtes Vergnügen. Er selbst war der Erste, der zugab, dass er Dreck am Stecken hatte. Aber was immer er getan hatte, er hatte es zum Wohle seiner Geschäftsinteressen getan, und er hatte es nie abgestritten. Ganz sicher hätte er danach niemals seinen Namen geändert und vorgetäuscht, ein Menschenfreund und Bewahrer des Rechts zu sein.
    Das HPG-Netz war gerade erst kollabiert und Bannson sich noch nicht im Klaren darüber gewesen, wie er seinen Einfluss auf Ezekiel Crow am besten nutzen konnte, als plötzlich ein Joker ins Spiel gekommen war: Anastasia Kerensky.
    Anastasia hatte ihn überrascht - und Bannson hasste Überraschungen. Sie war aus dem Nichts aufgetaucht - na ja, aus Arc-Royal, einer Welt, in der seine Agenten noch nicht Fuß gefasst hatten. Sie war mit nichts weiter als einem BattleMech, ihrer genetischen Identität und - soweit er das hatte feststellen können - einer Hand voll militärischer Erfahrungen, unter falschem Namen erworben, in das StahlwolfHauptquartier auf Tigress gewandert. Zwei Monate später hatte sie es als Galaxiscommander und Kommandeurin der gesamten Stahlwolfoperation verlassen.
    Bannsons Quellen zufolge hatte sie das geschafft, indem sie den bisherigen Anführer dieser Fraktion,
    Galaxiscommander Kai Radick, in einem Besitztest mit bloßen Händen getötet hatte. Das gefiel Bannson überhaupt nicht. Radick war geradeheraus und berechenbar gewesen, wenn man auf seine unvermeidlichen Clanner-Eigenheiten Rücksicht nahm, und niemand hatte je die geringsten Schwierigkeiten gehabt, vorherzusagen, was er vorhatte. Falls irgendwer jemals versucht hatte, Radick Hinterlist beizubringen, so hatte der ganz offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht und die Abschlussprüfung vergeigt.
    Kerensky hingegen war aus ganz anderem Holz geschnitzt. Als Wahrgeborene von Arc-Royal wirkte sie auf eine Weise fremd, wie es die auf Tigress geborenen Stahlwölfe nie und nimmer waren. Darüber hinaus war sie skrupellos und ehrgeizig. Das bedeutete in Bannsons Augen keinesfalls einen Makel, aber es machte sie zu einem Faktor, den man nicht vernachlässigen durfte. Und er hatte genug über die Geschichte der Clans gelesen, um zu wissen, welch hohe Erwartungen in die Trägerin eines Kerensky-Blutnamens gesetzt wurden, verbunden allerdings mit der ererbten Fähigkeit, sie auch zu erfüllen.
    Jacob Bannson hatte zu viel Zeit damit verbracht, seine Position als beherrschender Machtfaktor in Präfektur II aufzubauen, um eine Bedrohung dieser Stellung durch wen auch immer zu schätzen. Er fand es nicht erstrebenswert, dass eine ClanKriegerin von Arc-Royal seine Position als Erster unter Gleichen übernahm. Weder für Bannson Universal Unlimited noch für irgendjemanden sonst.
    Also hatte er drei Probleme: Campbell, Kerensky und Crow.
    Campbell konnte erst einmal warten. Sie hatte keine ernsthaften Am bitionen über das Amt der Präfektin hinaus, sie zeigte kein Interesse an einem Vorstoß in Präfektur IV, und mit den Stahlwölfen und einem verräterischen Paladin hatte sie genug Schwierigkeiten auf Northwind, um sie von Bannsons Umtriebig-keiten im Rest der Präfektur III abzulenken. Sie würde bleiben, wo sie war, und Bannson konnte sich später um sie kümmern.
    Kerensky andererseits erforderte volle Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil er nicht die geringste Ahnung hatte, was sie als Nächstes vorhatte. Er hatte versucht, sie mit dem vergifteten Apfel einer Söldnerunterstützung zu locken, und sie hatte rundweg abgelehnt. Vielleicht wurde es Zeit, BUUs Unterstützung stattdessen Northwind anzudienen. Falls er seine Karten richtig ausspielte, bestand unter Umständen sogar die Möglichkeit, sich die Freundschaft der Countess zu sichern.
    Was Ezekiel Crow betraf...
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