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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2
Autoren: Rachel Ward
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werde sie nie wiedersehen.
    Ich drehe mich um. Ich muss zurück. Ich hätte Mia nie zurücklassen dürfen. Die Hitze zwingt mich, die Augen wieder zu schließen, und statt Mia sehe ich Adam, seine dunkelbraunen Augen, die mich direkt ansehen, in mich hineinsehen. Ich spür sein Gesicht, das erste Mal, als ich in der Schule über den Tisch fasste und ihn berührte, seine Haut, die damals so glatt war. Adam. Der Junge, der nach mir suchte, ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Der in London blieb, obwohl er hätte fortrennen sollen. Der mich küsste.
    Und dann nimmt jemand meine Hand und reißt mich herum, knochige Finger, die meine drücken.
    »Hier lang. Nur noch ein paar Schritte.«
    Ich halte die Augen geschlossen, geh weiter. Der Boden ist ein einziges Chaos, dauernd stoßen meine Füße gegen irgendwas. Ich hebe sie hoch, versuche drüberzusteigen, durchzulaufen, drum herumzugehen – alles mit geschlossenen Augen.
    Und plötzlich ist die Hitze nicht mehr da. Das Brüllen ist aus meinen Ohren verschwunden. Ich bin auf der anderen Seite, in der Küche.
    Ich sehe die Stelle, wo die Leiche meines Vaters gelegen hat, und eine Spur durch den Schutt zur hinteren Tür. Menschen kommen auf mich zugerannt, klopfen auf die Stellen, wo sich meine Kleidung entflammt hat, führen mich raus. Stimmen überstürzen mich mit Fragen. Frische Luft erreicht meine Lunge, erzwingt sich ihren Weg durch den Rauch in meinen Körper.
    Ich versuche, mich zu befreien von den Händen, den Stimmen. Ich will zurück. Ich will bei Adam und Mia sein. Ich muss sie herausholen.
    Die Stimmen fallen alle zusammen in einen Chor, ein kollektives Aufstöhnen.
    »Sieh doch!«
    Ich drehe mich um und Adam kommt durch die Küchentür. Er steht in Flammen, zieht im Laufen die Flammen von seiner Kleidung und seinen Haaren hinter sich her.
    »O mein Gott!«
    Dann wird er von Menschen umringt. Ich kann ihn durch die Mauer aus Rücken, Beinen und Füßen nicht sehen.
    »Adam!«, schrei ich. »Adam!«
    Die Mauer bricht auf und ich sehe Adam, er liegt auf dem Boden, von Kopf bis Fuß in etwas gewickelt. Sie rollen ihn von einer Seite auf die andere. Und durch den ganzen Lärm, die Rufe und Schreie, nehmen meine Ohren die Stimme wahr, die ich hören will, die Stimme, die mir so viel bedeutet, dass sie ein Teil von mir ist. Mia. Sie weint. Sie lebt.
    Ich renne hinüber zu der Menge, dränge mich durch eine Lücke. Jetzt wickeln sie Adam aus, schälen die Decke von seiner Haut. Die Menschen verstummen, als er aufgedeckt wird. Sein Kopf, seine Schultern, seine Brust. Er liegt auf der Seite, mit dem Rücken zu mir. Seine Kleidung ist verbrannt. Die Haut hat Blasen geworfen.
    Seine Augen sind geschlossen, doch die Vorderseite, sein Gesicht und die Arme, sehen nicht so schlimm aus. Es war der Rücken, der die ganze Hitze abbekommen hat, und Mia liegt noch in seinen Armen. Ihre Arme und Beine sind starr und sehen merkwürdig aus.
    »Lass mich«, sage ich, fasse vorsichtig unter ihren Körper und hebe sie aus seinen Armen. Sobald ich sie anhebe, spüre ich, wie sich ihr Körper entspannt. Das Weinen verebbt und nach ein paar letzten bebenden Schluchzern hört sie auf und öffnet die Augen.
    »Mia«, sage ich. »Mia.«
    Sie starrt mich aus ihren blauen, so blauen Augen an.
    »Mia, jetzt bist du in Sicherheit. Alles ist gut. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    Adams Stimme ist ein Flüstern. Auch er hat jetzt die Augen geöffnet.
    »Ja«, sage ich, »es geht ihr gut. Guck, es geht ihr gut. Du hast sie gerettet.«
    Ich halte sie nach unten, dicht an sein Gesicht, damit er sie sehen kann, doch er schließt wieder die Augen.
    »Ich kann nicht«, sagt er. »Ich kann nicht hinsehen.«
    »Doch, doch, du kannst. Es geht ihr gut.«
    Mia gurrt und streckt die Arme nach ihm aus. Die winzigen Härchen auf ihrer Haut sind versengt, doch ihre Haut ist rosa, gesund und perfekt. Sie berührt sein Gesicht und er öffnet die Augen.
    »O mein Gott«, flüstert er.
    »Was ist?«
    »Mia«, sagt er.
    Er sagt ihren Namen und fängt an zu weinen.

ADAM
    Mia lebt. Sie ist durcheinander, aber es geht ihr gut und sie ist wieder in Sarahs Armen, wo sie hingehört.
    Nur eins ist anders und es haut mich schier um. Ich kann es nicht begreifen. Ich versteh es einfach nicht.
    In habe Tränen in den Augen, versuche sie wegzublinzeln. Ich will weiter in ihr Gesicht sehen, in ihre Augen.
    »Alles in Ordnung«, sagt Sarah immer wieder. »Es geht ihr gut. Du hast sie gerettet.«
    Und es
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