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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an
Autoren: E Berg
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Sabrina haben wir soeben über den Fall beraten.«
    Er nahm seine Kuchengabel und zeigte damit auf das Haus. »Visual Life kauft das Anwesen. Komplett. Die Scheune bauen wir aus. Sie ist sehr geräumig. Unten richten wir ein Büro ein, darüber drei Appartements; in einem wird der Hausmeister wohnen. Das Haupthaus aber wird – in Absprache mit Herrn Steidl, der sich sehr, ich betone: sehr dafür eingesetzt hat, nein, es war sogar die Bedingung für seinen Verzicht! – auf Lebenszeit an Lulu Kleefeld vermietet.«
    Lulu schrie auf und schlug sich die Hand vor den Mund. Das war die Erfüllung ihrer Wünsche! Aber sie konnte sich so ein Haus nicht leisten. Vertrag hin oder her, das musste ein Vermögen kosten.
    Karl holte tief Luft. »Die Pacht beträgt genau die Summe, die du, liebe Lulu, für deine Wohnung in Deutschland bezahlst. Vorausgesetzt, wir dürfen hier dreimal im Jahr Fotos machen lassen. Und vorausgesetzt, du akzeptierst diese Miete.«
    Es wurde still. Ganz still. Sogar die Grillen hatten aufgehört zu zirpen.
    »Mama, was hat der Mann gesagt?«, fragte Lotte.
    Lulu konnte nicht antworten. Sie hatte Karls Rede mit wachsender Entgeisterung angehört und zweifelte mittlerweile an ihrer Auffassungsgabe.
    »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf«, sagte Sam Haller, »es hat den Anschein, dass dieses Haus seine Bestimmung gefunden hat. Hier sitzt eine große Familie beisammen. Sie sollte ein gemeinsames Dach über dem Kopf haben. Das war im Übrigen auch die Meinung von Sabrina Schrader. Und wenn wir, nun ja, vielleicht von Zeit zu Zeit vorbeischauen dürften …«
    Jetzt hielt es Lulu nicht mehr auf ihrem Sitz. Sie sprang auf und riss die Arme hoch, so wie Lotte es immer tat: »Jaaaaa! Jaaaaa!«, schrie sie. »Dreimal jaaaa!«
    Dann umarmte sie jeden am Tisch. Karl. Sam. Lotte. Teddy und Freddy. Gill. Philipp. Sabrina. Sogar Fusselbart. Als Letztes blieb sie vor Alex stehen.
    »Du hast verzichtet«, sagte sie atemlos. »Du hast dir dieses wunderschöne Haus entgehen lassen. Warum?«
    Er strahlte sie an. »Das weißt du, wenn ich dich anschaue. Das weißt du, wenn ich dich im Arm halte. Und du weißt es am allerbesten, wenn ich dich küsse.«
    Wie vom Blitz getroffen stand Lulu vor ihm.
    »Ich könnte bei der Renovierung und bei der Inneneinrichtung behilflich sein«, schlug er vor. »Aber du bist zu nichts verpflichtet. Wenn du irgendwann genug von mir hast, gehe ich einfach.«
    »Holzkopf. Ich liebe dich. Für immer«, flüsterte Lulu und ließ sich in seine Arme fallen.
    »Was hältst du von einem runden Bett im Turmzimmer?«, raunte Alex dicht an ihrem Ohr.
    »Eine ganze Menge«, flüsterte Lulu zurück. Das Teufelchen in ihr erwachte. »Aber mit dir würde mir auch der Rücksitz eines Kleinwagens reichen.«
    »Nicht vor den Kindern!«, mahnte Sabrina kichernd. »Steht dir übrigens gut, der Mann.«
    Lulu presste sich eng an Alex. Vor lauter Glück konnte sie kaum atmen. »Weißt du was? Den lass ich gleich an!«

Epilog
    Ein ganzes Jahr war vergangen. Der Sommer war ungewöhnlich heiß, auch für südliche Verhältnisse. Die Luft glühte, als hätte jemand einen Backofen auf Höchststufe gedreht. Selbst die Katzen hatten ihre gewohnten Sonnensteine verlassen und zogen den Schatten der Bäume vor. Dick und prall hingen die Trauben an den Stöcken. Der Wein versprach ein ausgezeichneter Jahrgang zu werden, hatte Enrico gemeint. Die Seele der Sonne.
    Lulu machte die Hitze überhaupt nichts aus. Sie stand in der Küche und rührte ihre legendäre Tomaten-Schnellsauce auf Ketchupbasis an.
    Alle drei Kinder saßen schon am Tisch und hämmerten ungeduldig mit ihren Gabeln auf die Holzplatte. Gerade waren sie mit dem Bus aus der deutschen Schule in Palma zurückgekommen.
    »Mama, ich habe sooo einen Hunger«, sagte Lotte. »Ich könnte die Teller essen.«
    »Und ich das Besteck«, sagte Teddy.
    »Und ich die Servietten«, krähte Freddy.
    Es hatte sich viel geändert. Eigentlich alles. Im Winter hatten Alex und Lulu geheiratet, an einem stürmischen Dezembertag. Da wohnten sie schon seit einigen Wochenin der Finca. Es war ein gemütliches Familienfest gewesen, vor dem prasselnden Kamin.
    Natürlich war Sabrina zur Hochzeit angereist gekommen. Gill und Fusselbart dagegen hatten nicht extra einfliegen müssen. Sie bewohnten im ersten Stock ein separates Appartement, das Alex für sie ausgebaut hatte. Fusselbart hatte sich frühpensionieren lassen und Gill zum Standesamt geführt, bevor sie mit Sack und Pack nach
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