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Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
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ermordete. Als einziger hatte der Prosecution Computer den Fall sofort durchschaut, aber wir meinten, er albert nur herum.«
    »Die Maschine? Sie hat durchgeblickt?«
    »Genau. Als wir unser Gesamtmaterial zum ersten Mal durchlaufenließen, erteilte der Computer uns die Auskunft, das Tatmotiv Leidenschaft sei ungenügend nachgewiesen. Wir hatten jedoch alle angenommen, das Motiv sei Gewinnsucht. Auch Reich. Natürlich unterstellten wir dem Computer Mucken. Wir bestanden darauf, daß er seine Kalkulationen auf der Grundlage des Tatmotivs Gewinnsucht durchführte. Damit begingen wir einen Fehler...«
    »Und diese ungeheuerliche Maschine hatte recht?«
    »Ja, Herr Polizeipräsident, das hatte sie. Reich redete sich ein, daß er D'Courtney aus finanziellen Erwägungen tötete. Das war seine psychologische Tarnung für das tatsächliche Tatmotiv: Leidenschaft. Sie ließ sich nicht aufhalten. Er bot D'Courtney eine Fusion an. D'Courtney war einverstanden. Aber es trieb Reich unterbewußt dazu, die Mitteilung zu mißverstehen. Er mußte sie mißverstehen. Er mußte auch weiterhin der Überzeugung sein können, er morde für Geld.«
    »Warum?«
    »Weil er den wirklichen Beweggrund nicht zu verkraften vermochte...«
    »Und das war...?«
    »D'Courtney war sein Vater.«
    »Was?!« Crabbe stierte ihn an. »Sein Vater? Sein leiblicher Vater?«
    »Stimmt. Alles war völlig klar. Wir konnten es bloß nicht erkennen... weil Reich selbst es nicht erkannte. Zum Beispiel diesen Landbesitz auf Callisto, das Land, womit er Dr. Jordan von der Erde fortlockte. Reich erbte es von seiner Mutter, die es wiederum von D'Courtney hatte. Wir waren jedoch davon ausgegangen, daß Reichs Vater es D'Courtney irgendwie abgegaunert und auf den Namen seiner Frau überschrieben habe. Das war ein Irrtum. D'Courtney schenkte den Grundbesitz Reichs Mutter, weil sie seine Geliebte war, als Liebesgabe an die Mutter seines Sohnes. Reich kam dort zur Welt. Jackson Beck hat das alles ermittelt, sobald wir erst einmal den Faden in der Hand hatten.« Crabbe öffnete den Mund, schloß ihn wieder. »Und es gab noch so viele andere Hinweise: D'Courtneys starke Selbstmordneigung, die auf intensiven Schuldgefühlen infolge Pflichtvergessenheit beruhte. Er hatte seinen Sohn verleugnet. Seine Gewissensbisse zerfraßen ihn innerlich. Dann Barbara D'Courtneys Zwillings-Image von ihr selber und Ben Reich. Irgendwie ahnte sie, daß sie beide Halbgeschwister waren. Ferner Reichs Unvermögen in Chooka Froods Haus, Barbara zu töten. Tief im Unterbewußtsein ahnte auch er es. Er wollte den verhaßten Vater, der ihn verleugnet hatte, ins Unglück stürzen, aber er konnte sich nicht dazu durchringen, seiner Schwester etwas anzutun.«
    »Aber wann haben Sie das alles herausgefunden?«
    »Erst nach Einstellung der Ermittlungen, Sir. Als Reich mich überfiel, weil er glaubte, ich hätte ihm die Bomben gelegt.«
    »Er behauptete, Sie seien es gewesen. Er... Aber wenn Sie's nicht waren, Powell, wer dann?«
    »Reich selbst, Sir.«
    »Reich?!«
    »Ja, Sir. Er hatte seinen Vater ermordet. Damit entlud er seinen Haß. Aber sein Über-Ich... sein Gewissen, anders ausgedrückt... konnte ihn für ein so furchtbares Verbrechen nicht ungestraft davonkommen lassen. Da die Polizei anscheinend nicht dazu in der Lage war, ihn der Bestrafung zuzuführen, nahm sich sein Gewissen dieser Aufgabe an. Das war die Bedeutung von Reichs Alptraumgestalt... des Mannes ohne Gesicht.«
    »Des Mannes ohne Gesicht?«
    »Jawohl, Herr Polizeipräsident. Er war das Symbol von Reichs tatsächlicher Beziehung zu D'Courtney. Die Gestalt besaß kein Gesicht, weil Reich nicht der Wahrheit ins Angesicht schauen konnte -der Tatsache, daß er D'Courtney als seinen Vater erkannt hatte. Die Gestalt erschien in seinen Träumen, sobald er beschlossen hatte, seinen Vater umzubringen. Von da an verließ sie ihn nicht wieder. Zuerst war sie die Androhung der Strafe für das, was er beabsichtigte. Dann verwandelte sie sich selbst in die Strafe für den begangenen Mord.«
    »Mit diesen Bomben?«
    »Ganz genau. Reichs Gewissen mußte ihn bestrafen. Aber Reich gestand sich niemals ein, daß er D'Courtney deswegen ermordete, weil er sein Vater war, der ihn verleugnet hatte, weil er ihn deshalb haßte. Daher mußte die Bestrafung den Weg über die Ebene des Unbewußten nehmen. Reich stellte sich diese Fallen persönlich, ohne sich jemals dessen bewußt zu werden... im Schlaf, im Schlafwandeln... am Tage, während kurzer Ausfälle
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