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Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
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immer zu wünschen übrig. Fisch aßen Sie gern, Lamm dagegen nicht. Einmal haben Sie mir ein Kotelett aufs Auge geworfen.«
    »Das ist eine Ewigkeit her, Mr. Powell.«
    »Das war vor zwei Wochen, Miss D'Courtney.«
    Sie erhob sich mit großkotzigem Gebaren. »Also wirklich, Mr. Powell, ich habe das Gefühl, wir sollten das Gespräch beenden. Wenn Sie sich dazu veranlaßt sehen, mit unzeitgemäßen Verunglimpfungen um sich zu werfen...« Sie verharrte und sah ihn an. Auf ihrem Gesicht erschien wieder die Spitzbubenmiene. »Unzeitgemäßen...?« fragte sie. Er ließ das Päckchen fallen und fing sie in seinen Armen auf. »Mr. Powell«, sagte sie leise. »Mr. Powell, Mr. Powell... Hallo, Mr. Powell...«
    »Meine Güte, Barbara... liebe Baba. Ich dachte wirklich schon, du meinst es ernst.«
    »Ich habe es dir zurückgezahlt, daß ich wieder aufwachsen mußte.«
    »Du warst immer ein nachtragender Balg.«
    »Du warst immer ein gemeiner Kerl von Vater.« Sie lehnte sich zurück und musterte ihn. »Wie bist du wirklich? Wie sind wir beide in Wirklichkeit? Werden wir genug Zeit haben, um's herauszufinden?«
    »Zeit?«
    »Bis wir... Lies meine Gedanken. Ich kann's nicht aussprechen.«
    »Nein, Liebes. Du mußt es mir schon sagen.«
    »Mary Noyes hat mir die Situation erklärt. Vollständig.«
    »Aha, so?«
    Barbara nickte. »Aber es ist nicht schlimm. Es macht mir nichts aus. Sie hatte recht. Ich werde mich mit allem zufriedengeben. Auch damit, daß du mich nicht heiraten kannst...«
    Er lachte. Er konnte seine Aufregung und Erwartung nicht länger bezähmen. »Du wirst dich nicht mit irgend etwas zufriedengeben müssen«, sagte er. »Setz dich. Ich möchte dir eine Frage stellen.« Sie setzte sich. Auf seinen Schoß. »Ich muß noch einmal auf jene bewußte Nacht zu sprechen kommen«, fügte er hinzu.
    »Die Nacht im Haus der Beaumont?« Er nickte. »Das wird mir nicht leichtfallen.«
    »Es dauert nur einen Moment. Also... du lagst im Bett und schliefst. Plötzlich wachtest du auf und liefst ins Orchideen-Zimmer. An den Rest erinnerst du dich.«
    »Ich entsinne mich.«
    »Nun meine Frage. Was war das für ein Schrei, der dich weckte?«
    »Du weißt es.«
    »Ja, aber ich möchte es von dir hören. Sprich's aus.«
    »Bist du sicher, daß das mich... nicht wieder in Hysterie stürzt?«
    »Ganz sicher. Sag's nur.«
    Nach langem Schweigen kam Barbara dem Ansinnen nach. »Hilfe, Barbara«, sagte sie leise.
    Wieder nickte Powell. »Wer rief das?«
    »Na, es war...« Plötzlich verstummte sie.
    »Jedenfalls war's nicht Ben Reich. Er hätte nicht um Hilfe gerufen. Er benötigte ja keine Hilfe. Also wer?«
    »Mein... mein Vater.«
    »Aber er konnte nicht sprechen, Barbara. Seine Kehle war unbrauchbar geworden... Krebs. Er vermochte kaum ein Wort zu flüstern.«
    »Ich habe ihn doch gehört.«
    »Du hast seine Gedanken empfangen.«
    Sie starrte ihn an; dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich...«
    »Du hast seine Gedanken gelesen«, wiederholte Powell freundlich. »Du bist eine latente ESPer. Dein Vater rief auf telepathischer Ebene um Hilfe. Wäre ich nicht so betriebsblind auf Reich konzentriert gewesen, hätte es mir sofort auffallen müssen. Während deines Aufenthalts in meinem Haus hast du unablässig meine und Marys Gedanken wahrgenommen.« Sie konnte es nicht begreifen. »Liebst du mich?« dachte Powell.
    »Natürlich liebe ich dich«, antwortete sie leise, »aber ich glaube, du konstruierst Vorwände, um...«
    »Wer hat dich gefragt?«
    »Was gefragt?«
    »Ob du mich liebst.«
    »Na, du selbst...« Sie verstummte und begann von neuem. »Du selbst hast... Du...«
    »Ich habe es nicht gesagt. Verstehst du jetzt? Wir brauchen uns nicht mit irgendeiner zeitweiligen Beziehung abzufinden.«
    Eine halbe Stunde später -nur Sekunden später, wie es jedoch ihnen erschien -erschreckte sie ein lautes Poltern von der Terrasse über ihren Köpfen, und sie lösten ihre Umarmung. Erstaunt blickten sie nach oben. Auf der steinernen Mauer zeigte sich ein nacktes Geschöpf, das seiberte, kreischte und zuckte. Es fiel über die Brüstung und rutschte durch die Blumenbeete bis zum Rasen hinab, schrie und zappelte, als werde es ständig von Stromstößen geschüttelt, die sein Nervensystem aufwühlten. Es war Ben Reich, beinahe nicht wiederzuerkennen; er hatte bereits einen Teil der Demolition durchgestanden. Powell schwang Barbara herum, so daß sie Reich den Rücken zukehrte. Er legte eine Hand unter ihr Kinn. »Bist du noch mein liebes
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