Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
seines Bewußtseins. Es ist einfach fantastisch, welche Tricks dem geistigen Apparat des Menschen in dieser Hinsicht zur Verfügung stehen.«
    »Aber wenn Reich selbst von alldem nichts wußte... wie sind dann Sie dahintergekommen, Powell?«
    »Tscha, Sir, das war das Problem. Wir konnten keine Hirn-Introvision vornehmen. Reich stand uns feindselig gegenüber, und zu einer solchen Maßnahme bedarf es ja der ausdrücklichen Zustimmung des Betroffenen. Außerdem beansprucht der Vorgang Monate. Des weiteren stand in Aussicht, daß Reich, sobald er sich von der Reihe von Schocks, die er erlitten hatte, einigermaßen erholte, dazu imstande sein werde, sich auf die neue Situation einzustellen und sich neu zu orientieren, so daß er für uns unangreifbar geworden wäre. Das war eine große Gefahr, denn er hatte eine Position mit genug Macht erlangt, um das ganze Sonnensystem aus den Angeln zu heben. Er war einer jener seltenen Welteroberer, dessen Wüten unsere gesamte Gesellschaft zum Zusammenbruch gebracht haben könnte, der uns vielleicht unwiderruflich seinen eigenen psychotischen Vorstellungen unterworfen hätte.« Crabbe nickte. »Fast war ihm Erfolg beschieden. Solche Menschen tauchen dann und wann im Laufe der Menschheitsgeschichte auf... sie sind Bindeglieder zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Läßt man sie und ihre Pläne ausreifen... läßt man zu, daß das Bindeglied erstarkt, erhärtet... dann ist die Welt auf einmal an ein schauderhaftes Morgen gekettet.«
    »Und was haben Sie unternommen?«
    »Unser Verband beschloß eine Massen-Kathexis -Aktion, Sir. Es ist schwierig zu erklären, aber ich will's versuchen, so gut es geht. Jedes menschliche Wesen besitzt eine Psyche, die sich aus latenter Energie und Nutzenergie zusammensetzt. Die Latenzenergie ist unsere Reserve... die unberührte natürliche Kraftquelle unseres Geistes. Nutzenergie nennen wir jene latente Energie, die wir abziehen und bestimmten Zwecken zuführen. Die meisten von uns gebrauchen immer nur einen kleinen Teil der latenten Energie.«
    »Verstehe.«
    »Wenn der Verband eine Massen-Kathexis -Aktion einleitet, öffnet jeder ESPer sozusagen seine Psyche und lenkt seine Latenzenergie in ein gemeinsames Sammelbecken. Ein einzelner ESPer zapft dies Sammelbecken an und wird zum Leiter dieser Energiemenge, zu ihrem Kanal. Er verwandelt sie insgesamt in Nutzenergie und verwendet sie für einen bestimmten Zweck. Damit kann er fürchterliche Dinge bewerkstelligen... vorausgesetzt, er behält sie in seiner Gewalt. Das ist eine äußerst schwere und sehr gefährliche Aufgabe. Ungefähr damit zu vergleichen, als wolle man sich mit einer Tonne Dynamit zum Mond schießen... äh, sagen wir lieber, auf einer Tonne voller Dynamitstäbe...«
    Plötzlich grinste Crabbe. »Ich wünschte, ich wäre ein ESPer«, sagte er. »Ich sähe gerne in Ihrem Kopf Ihre tatsächliche Vorstellung davon.«
    »Sie kennen sie bereits, Sir.« Powell grinste ebenfalls. Zum ersten Mal verstanden sich die beiden Männer. »Es war notwendig«, berichtete Powell weiter, »Reich mit dem Mann ohne Gesicht zu konfrontieren. Wir mußten ihn dazu bringen, die Wahrheit zu sehen, um selber an die Wahrheit zu gelangen. Unter Einsatz des Sammelbeckens von Latenzenergie konstruierte ich für Reich eine verbreitete neurotische Auffassung... die Illusion, er allein in der Welt sei real.«
    »Wie, was... das soll verbreitet sein?«
    »O ja, Sir. Dabei handelt es sich um eine der häufigsten Fluchtfantasien. Wenn das Dasein schwerer wird, neigt man zur Zufluchtnahme in dem Gedanken, die ganze Welt sei nur Schein... eine gigantische Täuschung. Reich hatte in seinem Innern bereits die Keime dieser Schwäche. Ich verstärkte sie lediglich und ließ Reich sich selbst auslöschen. Ich verleitete ihn zu der Annahme, das gesamte Universum sei nur ein Scheingebilde... ein Rätsel. Dann baute ich es ab wie ein Kartenhaus, Schicht um Schicht. Ich flößte ihm die Überzeugung ein, die Prüfung sei vorbei, das Rätsel werde zurückgenommen. Und zuletzt ließ ich Reich allein mit dem Mann ohne Gesicht. Er sah in dessen Miene und erkannte sich selbst und seinen Vater... und damit war der Fall endgültig klar.«
    Powell nahm sein Päckchen und stand auf. Crabbe sprang hoch und begleitete ihn zur Tür, eine Hand freundschaftlich auf Powells Schulter. »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Powell. Mir fehlen die Worte... Es muß eine wundervolle Sache sein, wenn man ein ESPer ist.«
    »Wundervoll und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher