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Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
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Wieder fing er an zu schreien. »Ist da niemand? Hört mich keiner? Ich bin krank. Ich brauche Hilfe. Hilfe!...Hilfe!« Da war niemand. Erneut stöhnte er auf. Dann kicherte er... schwächlich, irrwitzig. »Acht, Mensch...«, begann er mit brüchiger Stimme zu singen. »Fünf Mann... Eins, Mann... Spannung! rief der Tensor... Spannung... Spiel... und Spökenkieken sind im Gang...« Seine Stimme nahm einen kläglichen Tonfall an. »Wo seid ihr alle? Maria! Licht! Mariaaa! Hör mit diesem verrückten »Sardinen«-Spiel auf!« Er stolperte. »Kommt zurück«, rief Reich. »Um Gottes willen, kommt zurück! Ich bin ganz allein.« Er erhielt keine Antwort. Er suchte nach der Anschrift Südpark 9, suchte das Haus der Beaumont, den Schauplatz von D'Courtneys Tod... den Wohnsitz Maria Beaumonts, dekadent und schrillstimmig, ein unüberhör-und unübersehbares Stück Realität. Aber er fand die Gegend nicht. Er sah nichts als eine Tundra. Einen schwarzen Himmel. Ringsum ungewohnte Leere. Nichts. Reich stieß einen Schrei aus... ein heiseres, unverständliches Brüllen des Zorns und der Furcht. Keine Antwort. Nicht einmal ein Echo. »In Gottes Namen!« heulte Reich. »Wo ist alles geblieben? Gebt es alles zurück! Hier ist nichts als leerer Raum...«
    Aus den Grenzen der Leere schälte sich eine Gestalt heraus, rückte näher, vergrößerte sich; unheimlich, riesenhaft und ihm vertraut... Eine Gestalt aus schwarzen Schatten, mit festem Blick, bedrohlich, stumm... der Mann ohne Gesicht. Reich starrte ihm wie gebannt entgegen, zu jeder Regung unfähig. »Es gibt keinen Raum«, sagte die Gestalt. »Es gibt nichts.«
    In Reichs Ohren gellte ein Kreischen, das von seiner eigenen Stimme stammte, wummerte ein Pochen, das vom eigenen Herzen kam. Er rannte einen gähnend ausweglosen, unbekannten, fremdartigen Weg entlang, bar jeglichen Lebens, ohne Raum, er lief, solange es noch nicht zu spät war, zu spät, zu spät... lief, solange er noch Zeit hatte, Zeit, Zeit... Und er lief geradewegs einer Gestalt aus schwarzen Schemen in die Arme. Einer Gestalt ohne Gesicht. »Es gibt keine Zeit«, sagte die Gestalt. »Es gibt nichts.«
    Reich prallte zurück. Er machte kehrt. Er stürzte. Schwach kroch er durch eine ewigkeitsstarre Leere. »Powell!« schrie er. »Duffy! Quizzard! Tate! O Gott! Wo sind alle? Wo ist alles geblieben? Um Gottes willen...«
    Und wieder befand er sich Auge in Auge mit dem Mann ohne Gesicht. »Es gibt keinen Gott«, sagte die Gestalt. »Es gibt nichts.« Und es gab auch nicht länger eine Möglichkeit zur Flucht. Es gab nur noch eine negative Unendlichkeit sowie Reich und den Mann ohne Gesicht. Und endlich, erstarrt, festgebannt, eingeschweißt in die Leere, darin gefangen, hob Reich den Blick und sah seinem Todfeind entschlossen ins Nichtgesicht... dem Mann, dem er nicht zu entkommen vermochte... dem Schrecken seiner Alpträume... dem Zerstörer seiner Existenz...
    Es war...
    ...er selbst.
    D'Courtney.
    Beide. Zwei Gesichter, die zu einem Angesicht verschmolzen. Ben D'Courtney. Craye Reich. D'Courtney-Reich. D'R.
    Er konnte keinen Laut hervorbringen. Er war zu jeder Bewegung außerstande. Es gab weder Zeit noch Raum oder Materie. Nichts war geblieben außer im Absterben begriffene Gedanken.
    »Vater?«
    »Sohn.«
    »Du bist ich?«
    »Wir sind wir.«
    »Vater und Sohn?«
    »Ja.«
    »Ich kann es nicht begreifen... Was ist geschehen?«
    »Du hast das Spiel verloren, Ben.«
    »Das "Sardinen''-Spiel?«
    »Das Kosmische Spiel.«
    »Ich habe gewonnen. Ich habe gesiegt. Mir hat die Welt ganz und gar und restlos gehört. lch...«
    »Und deshalb hast du verloren. Wir haben beide verloren.«
    »Was verloren!«
    »Unseren Fortbestand.«
    »lch verstehe es nicht. Ich begreife das nicht.«
    »Mein Teil von uns versteht es, Ben. Auch du könntest es begreifen, hättest du mich nicht von dir entfremdet.«
    »Wie habe ich dich von mir entfremdet?«
    »Mit all deiner Verdorbenheit, Schlechtigkeit und Gemeinheit, die in deinem Innern wohnen.«
    »Das sagst du? Du... ein Verräter, der mich umzubringen versuchte?«
    »Das geschah ohne den gelindesten Haß, Ben. Das geschah, um dich zu vernichten, bevor du uns vernichten konntest. Es geschah für unseren fortbestand. Es geschah, um dir dabei zu helfen, die Welt zu verlieren und das Spiel zu gewinnen, Ben.«
    »Was für ein Spiel? Welches Kosmische Spiel?«
    »Den Irrgarten... das Labyrinth... das gesamte Universum, als Rätsel für uns geschaffen, damit wir es lösen. Die Galaxien, die
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