Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
schließlich nicht jedes Rennen gewinnen.«
    »Jedenfalls nicht mit diesem Wagen«, sagte Harlow.
    »Was heißt das?«
    »Kraftverlust bei höheren Drehzahlen.«
    Jacobson war dazugekommen. Er reagierte mit keinem Muskelzucken auf Harlows Erklärung. »Vom Start weg?« fragte er.
    »Nein. Es liegt nicht an dir, Jake. Das weiß ich. Es war verdammt komisch. Es kam und ging. Mindestens ein dutzendmal lief er immer wieder auf vollen Touren, aber nie lange.« Er wandte sich ab und betrachtete düster seinen Wagen. Jacobson warf einen schnellen Blick zu MacAlpine, der ihm fast unmerklich zunickte.
    Als die Dämmerung hereinbrach, lag die Piste verlassen da. Die letzten Zuschauer und Angestellten waren gegangen. MacAlpine stand, die Hände tief in den Taschen seines braunen Gabardineanzugs vergraben, einsam und vor sich hinbrütend am Eingang zu den Coronado-Boxen. Er war jedoch nicht ganz so allein, wie er annahm: In der benachbarten Cagliari-Box stand in einer dunklen Ecke eine Gestalt in dunklem Rollkragenpullover und dunkler Lederjacke. Johnny Harlow beherrschte es meisterhaft, sich regungslos und lautlos zu verhalten, und diese Fähigkeit kam ihm gerade wieder einmal sehr gelegen. Abgesehen von den beiden Männern schien das ganze Gebiet menschenleer zu sein.
    Und dann klang plötzlich das schnell lauter werdende Röhren eines Grand-Prix-Motors auf, und in der Ferne tauchte mit eingeschalteten Scheinwerfern ein Coronado auf, wurde heruntergeschaltet, bremste, als er an der Cagliari-Box vorbeikam, und kam an der Coronado-Box zum Stehen. Jacobson stieg aus und nahm den Helm ab.
    »Nun?« fragte MacAlpine.
    »Der Wagen ist völlig in Ordnung«, sagte Jacobson. Sein Ton war neutral, aber seine Augen waren hart. »Zog ab wie der Teufel. Unser guter Johnny hat wirklich eine blühende Phantasie. Wir haben es außer mit einem Fehler des Fahrers offensichtlich noch mit etwas ganz anderem zu tun, Mr. MacAlpine.«
    MacAlpine zögerte. Die Tatsache, daß Jacobson den Wagen tadellos über eine Runde gebracht hatte, war kein Beweis. Er war nicht in der Lage, den Coronado auch nur annähernd so schnell zu fahren wie Harlow. Außerdem war es möglich, daß der Fehler nur dann auftrat, wenn die Maschine heißgelaufen war. Und diesen Zustand hatte Jacobson in einer Runde wohl kaum erreicht. Und schließlich waren diese hochgezüchteten Rennwagenmotoren, von denen einer bis zu achttausend Pfund kostete, außerordentlich launische Konstruktionen und durchaus in der Lage, ihre eigenen Fehler zu entwickeln und auch wieder zu beseitigen, ohne daß auch nur ein Handgriff getan worden war. Jacobson wußte nicht, ob er das Schweigen MacAlpines als Zweifel oder Zustimmung deuten sollte. »Vielleicht schließen sie sich doch allmählich meiner Meinung an, Mr. MacAlpine«, sagte er.
    MacAlpine tat, als habe er nichts gehört und sagte: »Lassen Sie den Wagen einfach hier stehen. Wir werden Henry und die beiden Jungs mit dem Transporter herschicken, um ihn abzuholen. Kommen Sie. Gehen wir essen. Ich glaube, wir haben es uns verdient. Und wir wollen auch etwas trinken. Das haben wir uns auch verdient. Ich glaube, ich habe mir noch nie so viele Drinks verdient wie in den letzten vier Wochen.«
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen, Mr. MacAlpine.«
    MacAlpines blauer Aston-Martin stand hinter den Boxen. Die beiden Männer stiegen ein und fuhren davon.
    Harlow sah ihnen nach. Wenn ihn Jacobsons Schlußfolgerungen oder MacAlpines scheinbare Zustimmung alarmiert hatten, so war jedenfalls nichts davon auf seinem Gesicht zu erkennen. Er wartete, bis der Wagen in der hereinbrechenden Dunkelheit verschwunden war, schaute sich um, um sicherzugehen, daß er allein und unbeobachtet war, und glitt dann zur Rückseite der Cagliari-Boxen. Dort öffnete er die Segeltuchtasche, die er mitgebracht hatte, förderte eine Lampe mit flachem Fuß und schwenkbarem Oberteil, einen Hammer, einen Hartmeißel und einen Schraubenzieher zutage und legte alles auf eine Kiste. Er machte seine Lampe an, und sofort wurde der hintere Teil der Cagliari-Boxen in strahlendes Licht getaucht. Ein Druck auf den Knopf unter dem schwenkbaren Lampenkopf verwandelte das gleißende Licht augenblicklich in ein gedämpftes rotes Schimmern. Harlow nahm Hammer und Meißel zur Hand und machte sich an die Arbeit.
    Die meisten der Kisten und Schachteln mußte man nicht mit Gewalt öffnen, denn die spezielle Sammlung von Ersatzteilen für Motoren und Karosserien, die sie enthielten, hätten wohl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher