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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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zu heiraten.“
    „Oh.“ Nico beugte sich vor, kratzte sich am Kopf und studierte mit plötzlicher Faszination den Boden zu seinen Füßen. „Ich könnte bei deinem Vater ein gutes Wort für Pete einlegen, wenn du das möchtest. Falls du befürchtest, dass er etwas dagegen hat.“
    „Das ist es nicht.“
    „Das habe ich mir gedacht“, sagte er und wandte ihr sein Gesicht zu, sein Blick aufmerksam und forschend. „Du hast ihm einen Korb gegeben.“
    „Nicht ganz.“ Sie hatte nicht vorgehabt, alles zu wollen. Wirklich nicht. Hilflos starrte sie Nico an. Wie sollte sie es ihm erklären? Wo sollte sie anfangen? „Ich habe nur …“ Sie gestikulierte ratlos.
    Nico seufzte. „Hast du Ja gesagt?“
    „Nein.“
    „Glaub mir, dann hast du ihm einen Korb gegeben.“
    Serena spürte wieder Tränen in sich aufsteigen. „Ich habe den Job in Athen bekommen.“
    „Tja, dann …“, sagte er. Es folgte eine lange Pause. „Herzlichen Glückwunsch. Aber das bedeutet doch nicht zwangsläufig, dass du ihn auch annehmen musst.“
    „Wenn ich den Job nicht annehme … wenn ich jetzt nicht meinen eigenen Weg gehe, werde ich nie wissen, ob ich es hätte schaffen können.“
    „Frauen“, murmelte er.
    „Das verstehst du nicht“, sagte sie hitzig. „Du weißt ja nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe!“
    „Doch, das weiß ich, Serena“, sagte er sanft. „Aber jetzt liegt eben noch ein anderes Angebot auf dem Tisch.“ Er lächelte schief. „Du musst dich nur entscheiden.“
    Pete ließ sich über eine Woche nicht auf verschlafenen griechischen Inseln mit männermordenden Sirenen blicken, doch er konnte die Insel nicht ewig meiden. Nicht, wenn Passagiere dorthin wollten. Nicht, wenn Passagiere von dort abgeholt und nach Athen geflogen werden wollten.
    Das Einzige, was ihn versöhnte, war, dass er wusste, wer die Passagiere waren, und dass Serena nicht dazugehörte. Es waren Chloe und Sam.
    Chloe begrüßte ihn wie einen verloren geglaubten Bruder, als er landete, Sam begrüßte ihn geradezu ehrfürchtig.
    „Wo willst du sitzen?“, fragte er den Jungen auf dem Weg zum Hubschrauber. „Vorn oder hinten?“ Sein Blick fiel auf Chloe. „Wenn ich es mir recht überlege, sitzt du hinten. Das letzte Mal, als deine Tante Chloe in meinem Hubschrauber hinten saß, ist sie herausgesprungen. Und glaube nicht, dass ich dir inzwischen verziehen habe“, wandte er sich an Chloe. „Die Erinnerung daran wird mich den Rest meines Lebens verfolgen.“
    Chloe schenkte ihm ein Engelslächeln. „Ich wusste, was ich tat.“
    „Das wusstest du nicht!“
    „Ist sie wirklich aus deinem Hubschrauber gesprungen?“, fragte Sam.
    „Ja.“ Er wollte nicht darüber nachdenken.
    „Chloe sagt, du hast mich gefunden.“
    „Wir alle zusammen haben dich gefunden. Chloe hat dich entdeckt, Nico hat dich herausgefischt, Mrs. Papadopoulos hat die Suche organisiert.“ Er versuchte abzuschätzen, ob Sam bereit für das war, was er als Nächstes sagen würde. Der Junge schien bereit. „Das war ganz schön dumm, Sam.“
    „Ich weiß.“ Sams mageres Gesicht erstarrte, doch er wich Petes Blick nicht aus. „Es tut mir leid.“
    „Da bin ich froh.“ Pete winkte ihm, in den Hubschrauber zu steigen, zeigte ihm, wie er sich anschnallte und wo die Rettungswesten lagen. „Wohin wolltest du eigentlich?“
    „Nach Athen.“
    „Fliegen geht schneller.“
    „Ja, aber ich kann nicht fliegen.“
    „Segeln kannst du auch nicht, aber hat dich das davon abgehalten, es zu versuchen? Nein.“
    Chloe lachte zuerst. Sam grinste. „Erst lerne ich segeln. Dann werde ich fliegen lernen.“
    „Warum nicht?“, sagte Pete. „Also, warum wollt ihr heute nach Athen? Gibt es einen besonderen Anlass?“
    Sams Lächeln verblasste. Chloe antwortete für ihn. „Ein Jahrestag, sozusagen. Sams Mutter starb vor einem Jahr. Wir müssen jemanden besuchen.“
    „Meine Mutter starb, als ich nicht viel älter war als du“, erzählte Pete an Sam gewandt. „Ich tue dasselbe. Jedes Jahr. Damit ich sie nicht vergesse.“
    Die Landung in Athen verlief ohne Probleme. Sam half, die Rotorblätter zu befestigen, während Chloe ihre Sachen einsammelte. Der Junge wirkte nervös. Zappelig. Aber es war ja auch ein großer Tag für ihn, und deshalb ließ Pete ihn in Ruhe.
    Sam schob die Hände in die Taschen, eigentlich nichts Ungewöhnliches, doch als er sie wieder hervorzog, hielt er zwei Fünfzigeuroscheine in der einen Hand. Verlegen streckte er sie Pete entgegen.
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