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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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locker und unkompliziert wie immer, doch diesmal konnte er nicht mithalten. Er hatte heute Morgen versucht, nach ihren Regeln zu spielen, aber er war nicht mit dem Herzen dabei, und das war der Knackpunkt. Sein Herz war woanders.
    „Nach Kos.“
    „Holst du die Passagiere von gestern ab?“
    „Ja.“
    Serena warf ihm einen besorgten Blick zu, ehe sie an ihrem Kaffee nippte. Er hatte wieder diesen grimmigen Gesichtsausdruck, der besagte: Dräng mich nicht, stecke deine Nase nicht in meine Angelegenheiten. Aber das tat sie doch nicht. Oder?
    Sie hatte sich alle Mühe gegeben, so zu tun, als hätten die gestrigen Ereignisse und die letzte Nacht sie nicht in ihren Grundfesten erschüttert. Sie hatte seine Leidenschaft, seine Kraft aus nächster Nähe erlebt. Sie hatte ihn um Hilfe gebeten, und er hatte keine Sekunde gezögert. Und selbst nachdem der Job erledigt war, hatte sie ihn nicht in Ruhe gelassen. Hatte sein Leben für ihn analysiert, hatte ihm gesagt, wo ihrer Meinung nach sein Platz sei, ohne Rücksicht auf seine Meinung. Sie hatte ihn nicht einmal nach seiner Meinung gefragt.
    „Was ich letzte Nacht gesagt habe …“, murmelte sie verlegen.
    Er blickte sie kalt an. „Letzte Nacht hast du viel gesagt, Serena.“
    „Über deinen Job.“
    „Was ist damit?“
    „Ich meine, es ist natürlich deine Entscheidung. Wieso mische ich mich überhaupt ein?“
    Seine Lippen zuckten. „Ja, wieso nur?“
    Er stellte den Kaffee auf den Tisch, nahm ihr die Grillzange aus der Hand und machte sich daran, die Würstchen umzudrehen, die sie vergessen hatte. „Ist schon gut, Serena“, sagte er leise. „Du hast nichts gesagt, was ich nicht schon selbst gedacht habe.“
    „Dann … kehrst du also heim?“
    „Ja.“
    Das Fett brutzelte in der Pfanne, während ihre Überzeugung, dass er das Richtige tat, mit dem schmerzlichen Gefühl rang, etwas verloren zu haben. Sie brachte ein kleines Lächeln zustande. „Das freut mich für dich. Glaube ich. Wann fährst du?“
    „Sobald ich eine Vertretung gefunden habe. Es sollte nicht schwer sein, jemanden zu finden.“
    „Nein. Nein, sicher nicht.“ Der Schmerz wurde stärker, und sie versuchte, ihn herunterzuschlucken. Sie bewunderte seine Entscheidung, zum Seenotrettungsdienst zurückzukehren. Sie wusste tief in ihrem Herzen, dass er dorthin gehörte. Doch der Gedanke, dass er fortging, schmerzte. Sie konnte sich nicht vorstellen, je wieder in den blauen Sommerhimmel zu blicken, ohne an ihn zu denken, und das war schlimm, denn das Leben würde noch viele blaue Sommerhimmel für sie bereithalten.
    Hoffte sie jedenfalls.
    „Dann ist das jetzt wohl der Zeitpunkt, wo sich unsere Wege trennen und wir uns wie zivilisierte Menschen voneinander verabschieden“, sagte sie und scheiterte diesmal kläglich in ihrem Bemühen, locker zu klingen.
    „Nein.“
    „Nein?“
    „Ich kann nicht.“ Er löschte die Flamme unter der Pfanne und wandte ihr sein ernstes Gesicht zu. „Letzte Nacht wolltest du alles, Serena“, sagte er leise. „Ich habe dir alles gegeben.“
    Das hatte er noch nie getan. Noch nie war er derjenige gewesen, der mehr wollte als eine lockere Affäre. Doch jetzt wollte er. „Ich kehre heim, Serena. Ich will, dass du mit mir kommst. Dass du bei mir bist.“ Es fiel ihm nicht leicht, diese Worte auszusprechen. „Heirate mich.“
    Er hatte sie erschreckt. Er sah die Bestürzung in ihrem Blick. Sie war wie gelähmt. Es war zu früh für die Frage, er wusste es, wusste, dass er es überstürzte. Aber ihm blieb keine Zeit. Es gab keinen anderen Weg. „Ich weiß, der Zeitpunkt ist ungünstig. Und ich will auf gar keinen Fall deinen Träumen oder deiner Karriere im Weg stehen. Wir können darüber reden. Wir können eine Lösung finden.“ Sein Herz sank, als sie weiterhin schwieg. „Serena, sag doch etwas.“
    „Ich …“ Sie streckte die Hände nach ihm aus, als wollte sie ihn um etwas bitten, wenn er auch nicht wusste, was das sein könnte. Sie hatte bereits alles von ihm. Er hatte nichts mehr, was er ihr noch geben konnte. Er schob die Hände in die Hosentaschen, atmete tief durch und blickte aus dem Küchenfenster auf das Meer. „Denk darüber nach“, sagte er schroff. „Ich habe ein Haus am Hawkesbury, nördlich von Sydney. Es liegt in den Bergen mit Blick auf den Fluss. Es gibt einen Steg. Ein Boot. Dort ist es friedlich. Schön. Ein bisschen wie hier. Sydney liegt gleich vor der Haustür.“ Warum zeigte sie überhaupt keine Reaktion? „Du könntest
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