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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah
Autoren: Kelly Hunter
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Minuten verstrichen waren, und dann noch einmal zwanzig, und er immer noch nicht zurück war, kamen Serena Zweifel. Würde er gehen, ohne sich von ihr zu verabschieden?
    Sie wusste es nicht.
    Er hatte betrübt gewirkt. Selbst nachdem er Sam gesehen und mit ihm geredet und Chloe gescholten hatte, sie dürfe nie wieder so aus seinem Hubschrauber springen, wirkte er betrübt. Adrenalin war eine komische Sache. Noch Stunden später pulsierte es durch ihren Körper. Die Luft schmeckte aromatischer, die Lich ter waren strahlender. Sie war überwach und platzte schier vor Energie. Fühlte er dasselbe? Er hatte in den vergangenen Stunden die Entscheidungen getroffen. Fühlte er mehr ?
    Wie konnte man noch mehr Adrenalin verkraften?
    An der Rezeption erfuhr sie, dass er zwar ein Zimmer reserviert hatte, dort aber nicht war. Sie fragte Chloe und Nico, aber die hatten ihn auch nicht gesehen. Sie ging nach draußen und spähte den Pfad entlang, der zum Häuschen ihrer Großeltern und weiter führte.
    Sie blickte in den Himmel und ahnte plötzlich, wo sie ihn finden würde.
    Auf dem Weg machte Serena einen kleinen Zwischenstopp im Haus. Sie brauchte eine Jacke gegen die kühle Nachtluft, auch wenn ihr beim Aufstieg auf den Berg bestimmt warm wurde. In letzter Minute griff sie nach einer leichten Decke und machte sich, statt auf eine Taschenlampe auf das Mondlicht vertrauend, auf den Weg, den Ziegenpfad hinauf.
    Sie fand Pete auf dem Bergplateau, unter sich die Lichter des Dorfes, über sich die Sterne. Schweigend ließ sie die Decke vor seine Füße fallen und wartete, dass er etwas sagte.
    Er blickte auf die Decke, blickte sie an, und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen.
    „Ist das ein Wink?“, fragte er.
    „Du bist früh gegangen.“
    Er zuckte die Schultern. „Ich hatte genug.“
    „Magst du keine Anerkennung?“
    „Das schon.“
    „Warum bist du dann gegangen?“ Eigentlich meinte sie: Warum bist du ohne mich gegangen?
    Pete sah sie an, sein Blick dunkel und unergründlich. „Ich bin müde, Serena. Dort drinnen konnte ich nicht denken. Und ich muss nachdenken.“
    Er dachte an andere Rettungsaktionen, wo sein Bestes nicht gut genug gewesen war. Sie sah es in seinen Augen.
    „Du warst heute wundervoll. Das weißt du doch, nicht wahr?“
    Er zuckte die Schultern. „Es war eine Situation, mit der ich vertraut bin. Dafür wurde ich ausgebildet.“
    „Und darüber bin ich froh.“ Sie holte tief Luft. „Ich habe dich heute beobachtet. Ich habe eine Seite an dir gesehen, die ich nicht kannte. Aber ich habe immer geahnt, dass diese Seite in dir steckt. Es war schön anzusehen. Und ich habe dabei etwas begriffen, was du im tiefsten Innern deines Herzens längst selbst weißt.“ Sie ging auf ihn zu, legte ihre Hand an seine Wange und suchte seinen Blick. „Du gehörst nicht hierher, Pete Bennett. Touristen umherfliegen, Vieh zusammentreiben, Fracht befördern oder was immer du als Nächstes vorhast. Die Menschen brauchen dich. Der Seenotrettungsdienst braucht dich. Geh nach Hause.“
    „Das ist dein Rat?“
    „Na ja. Leider habe ich keine Lösung, wie du mit den Gefühlen klarkommen sollst, die dich damals dazu bewogen haben, deinen Abschied zu nehmen. Aber ich arbeite daran.“
    „Ach ja?“ Er lächelte schief. „Halt mich auf dem Laufenden.“
    Das würde sie. „Ich weiß, es geht dir unter die Haut, wenn du es nicht schaffst, jemanden zu retten. Weil du mit dem Herzen dabei ist. Weil es für dich keine Option, ist zu versagen, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten.“
    „Es ist aber eine Option, Serena. Es ist die Realität.“
    „Ich weiß. Aber wenn du dort oben bist und jemanden suchst, ist es nicht deine Realität. Erst wenn der Tod dich einholt.“
    Pete widersprach ihr nicht. Wie könnte er auch, dachte sie schmerzenden Herzens. „Frag mich, warum ich dich angerufen habe, als Sam verschwunden war.“
    „Weil du einen Hubschrauber brauchtest?“ Zärtlich, fast sanft, streichelte er ihre Wange, so sanft für einen Mann mit seiner Kraft.
    „Weil wir dich brauchten. Weil du mit dem Herzen dabei bist. Weil es für dich keine Option ist, zu versagen, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten. Das ist dein Dilemma, Flieger. Wenn du nicht so mit den Menschen mitleiden würdest, wärest du auch nicht mit derselben Leidenschaft dabei, wenn es darum geht, sie zu retten.“
    „Das ist kein Rat, Serena. Das ist eine Tatsache.“
    Sie musste über seine Sturheit lachen, stellte sich auf die Ze
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