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Dem Mammut auf der Spur

Dem Mammut auf der Spur

Titel: Dem Mammut auf der Spur
Autoren: Franziska Gehm
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geflohen.« Er deutet auf einen steinigen Pfad, der sich in einiger Entfernung um einen großen Granitbrocken schlängelt. »Die Spuren führen dort entlang.« Alle sehen in die Richtung, in die Rotnase gezeigt hat, und schweigen.
    »Gehen wir«, sagt Papu schließlich und schreitet Richtung Geröllweg voran.
    Luchsohr reiht sich wieder hinter Pfotenherz ein. Mit der einen Hand umklammert er fest seinen Speer, mit der anderen den Kettenanhänger von Sternauge. In seinem Bauch zwickt es fürchterlich. Was erwartet sie hinter dem Felsen? Werden sie die Jäger finden? Ist Sternauge verletzt oder etwa   …? Weiter will Luchsohr nicht denken.

Wie wilde Bestien
    Schweigend gehen sie hintereinander den Weg entlang. Sogar das Murmeln von Paponk Rotnase ist verstummt. Es ist beklemmend ruhig. Luchsohr achtet auf die Blutspuren. Nach und nach werden sie schwächer. Wahrscheinlich haben die Jäger Moos oder Kräuter auf die Wunden gelegt und sie gestillt.
    Pfotenherz, der vor Luchsohr geht, sieht unentwegt links und rechts in die Felslandschaft. Immer wieder dreht er sich um und blickt zurück. Seine dunklen Augen schimmern traurig im Abendlicht. »Wo Wolfu jetzt wohl ist?«, fragt er.
    Luchsohr ist froh, dass Pfotenherz das unheimliche Schweigen bricht. Er zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat er irgendetwas Interessantes gerochen. Vielleicht hatte er Hunger, genau wie wir.«
    Pfotenherz nickt. »Ich habe ihm nicht genug zu fressen gegeben. Aber ich hatte ja nicht mehr.«
    »Der sucht sich sein Fressen schon selber«, brummt Paponk Rotnase von hinten. »Glaub mir, dem kleinen Wolf geht es jetzt prächtig. Sicher hat er sichden Bauch vollgeschlagen und macht gerade ein Nickerchen.« Paponk Rotnase gähnt. »Das würde ich übrigens auch gerne machen.«
    »Aber er kann mich doch nicht einfach vergessen«, sagt Pfotenherz leise. »Wir waren doch Freunde.«
    »Bestimmt träumt er beim Nickerchen von seinem Menschenfreund«, wirft Tigerzahn von vorne ein.
    Pfotenherz seufzt.
    »Wenn er zu dir zurückwill, findet er dich mit seiner Spürnase«, sagt Luchsohr. »Vielleicht folgt er unseren Spuren sogar schon.«
    Pfotenherz dreht sich wieder um. Doch hinter ihnen ist weit und breit kein Jungwolf zu sehen.
    »Tiere lassen sich nicht zähmen«, meint Tigerzahn. »Man kann mit ihnen nicht zusammenleben, als würden sie zur Horde gehören. Wie bist du überhaupt auf so eine bärenblöde Idee gekommen?«
    »Klar geht das. Du wirst schon sehen«, erwidert Pfotenherz trotzig.
    »Und wozu soll das gut sein? Damit sie uns unser Essen wegfressen?«, schnaubt Tigerzahn.
    »Nein. Tiere können uns helfen. Und sie können unsere Freunde sein. Bessere Freunde als manche Menschen«, sagt Pfotenherz und streckt Tigerzahn heimlich die Zunge raus.
    »Da lachen ja die Hyänen! Tiere sind zum Jagen und Essen da, sonst nichts.« Tigerzahn lacht.
    »RUHE!«, poltert Papu auf einmal von vorne, bleibt stehen und dreht sich um. »Ihr zwei seid ja schlimmer als aufgebrachte Schneegänse. Wenn ihr unbedingt streiten müsst, dann macht das, wenn wir unsere Jäger gefunden und etwas im Bauch haben.« Etwas leiser fährt er fort: »Wir wissen bis jetzt nicht, was unseren Jägern zugestoßen ist. Die Bestien, die der Schamane gesehen hat, können noch ganz in der Nähe sein. Und wenn ihr hier herumplärrt, hören sie uns, bevor wir sie hören. Das kann böse für uns enden. Also, von jetzt an   …« Papu sieht alle der Reihe nach streng an und legt den Zeigefinger auf den Mund. Dann dreht er sich um und geht weiter.
    Luchsohr schluckt. Papu hat recht. Hinter jedem Felsen könnten die Bestien auf sie lauern. Die hätte Luchsohr am liebsten ganz vergessen.
    Der Trupp hangelt sich stumm auf dem schmalen Pfad am Felsen entlang. Ab und zu hört man das Klacken der Steine unter ihren Füßen, sonst ist es totenstill. Die Sonne ist schon fast untergegangen und die langen Schatten der fünf Hordenmitglieder kriechen wie Schlangen über die Steine. Luchsohr äugt argwöhnisch nach links und rechts undspitzt die Ohren. Sind die Bestien ihnen auf den Fersen?
    Keiner wagt es mehr zu reden. Die Dämmerung lässt jeden Stein wie ein unheimliches Tier aussehen. Hat sich da eben nicht etwas bewegt? Luchsohr lauscht, doch er hört nur seinen eigenen Atem und seine gleichmäßigen Schritte und die der anderen.
    Plötzlich läuft ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er hat ein Geräusch gehört! Oder war das nur wieder sein eigener Atem? Er bleibt stehen und
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