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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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allerdings mehr als nur geredet. Sie hat geflucht und geschimpft und mit den anderen Hunden in dem Zwinger Streit angefangen. Sie war sehr dominant, und als sie diesem Rudel fremder Hunde gegenüberstand, versuchte sie, ihre Position klarzustellen. Ich fing an, den Leuten in dem Tierheim ihr Verhalten zu erklären, aber niemand wollte es wirklich wissen. Alle waren nicht minder froh, sie los zu sein, wie ich darüber, sie bekommen zu haben.
     

  Kevin Dennehys Mutter pflegt Gesichter und deren Ausdruck als lebende Landkarten zu interpretieren. Auf Kevins Gesicht läßt sich ihrer Ansicht nach die Karte Irlands ablesen. In Ritas Zügen sieht sie Italien, und in meinem Gesicht Schottland.
    »Hey, Holly, wie geht's?«
    Kevin stand vor meiner Hintertür. In seinen kräftigen Armen trug er eine braune Papiertüte mit Lebensmitteln. Er mag es zwar nicht, wenn man so von seinen Wohnverhältnissen spricht, aber Tatsache ist, daß er in dem vegetarischen und antialkoholischen Haushalt seiner Mutter lebt - Mrs. Dennehy ist aus der katholischen Kirche ausgetreten, um zu den strenggläubigen und abstinenten Adventisten des Siebten Tages zu konvertieren - und, ob er es nun wahrhaben will oder nicht, es ist eindeutig ihr Haus. Bevor ich das Haus nebenan kaufte, oder besser gesagt, bevor mir mein Vater mit den Ratenzahlungen unter die Arme griff (als ich nämlich keinen Vermieter für eine Wohnung finden konnte, der Haustiere erlaubt hätte), lebte Kevin hauptsächlich von Vollkornbrot und Kräutertee, außer, wenn ihm die Flucht zur Pizzeria, zu McDonald's oder einem Kentucky Fried Chicken gelang. Wenn Kevin eine Dose Bier trinken wollte, mußte er das heimlich auf der Hintertreppe tun, und wenn Mrs. Dennehy ihn dort erwischte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit dem Bier an den Straßenrand zu setzen oder auf dem Gehsteig auf und ab zu gehen. Sein guter Ruf als Polizist stand auf dem Spiel, wenn er in der Öffentlichkeit Bier trank, aber andererseits war seine Idee, die Dose in einer Papiertüte zu verstecken, auch nicht gerade ein positiver Beitrag zur Imagepflege, und allmählich fingen die Leute aus der Nachbarschaft bereits an, über seine Trinkgewohnheiten zu reden.
    Trotz der Reihenhausanlage, die die Harvard Universität gegenüber von uns, in der Concord Avenue, errichtet hat, gehört die Ecke von Appleton und Concord nicht gerade zu den besonders schicken Gegenden. Die »Dreidecker«-Häuser können einfach ihre Herkunft aus der Arbeiterklasse nicht verleugnen. Einige von ihnen, sowie das Haus von Mrs. Dennehy, sind mit ihren Fassaden aus grünem Vinyl und Ziegelsteindekor, ihren zerkratzten Aluminiumtüren und den kümmerlichen Hecken sogar auf eine fast aggressive Weise proletarisch geblieben. Und sie sind stolz darauf, den vornehm blaßgestrichenen Fassaden und Zwerg-Wacholderbüschen der prahlenden Nachbarn zu spotten.
    Es ist also, wie gesagt, nicht gerade die feinste Gegend von Cambridge, eine Brattle Street wird es nie werden, aber, Kevin mit seinem Bier in der Papiertüte von der Straße in meine Küche zu holen, hat fast ebensoviel geholfen wie die neuen Häuser. Er hat sein Bier in meinem Kühlschrank und ich habe auch nichts dagegen, wenn er bei mir seine Fleischmahlzeiten kocht, obwohl man das, was er da tut, eigentlich kaum kochen nennen kann. Meine eigenen Kochkünste beschränken sich auf die Zubereitung von Rühreiern, das Bestreichen und Zusammenklappen von Sandwiches, das Löffeln von Hüttenkäse, das Backen von Hundekuchen und Leberstückchen, das Zubereiten von Hundefutter und das Füllen des Wassernapfes, aber wenigstens brenne ich nicht alles an, so wie Kevin.
    »Wie's mir geht, Kevin? Ich halte durch.« Meine Stimme klang wahrscheinlich ein wenig heiser, natürlich nicht davon, daß ich Kimi und Rowdy angeschrien, sondern davon, daß ich mit Engelszungen auf die beiden eingeredet hatte. »Es dauert drei Tage, weißt du. Jeder, der etwas von Hunden versteht, sagt das. Bring' einen zweiten Hund in einen Ein-Hund-Haushalt, und es dauert mindestens drei Tage. Tut mir leid, wegen des Lärms gestern Nacht. Haben wir dich aufgeweckt?«
    »Meine Mutter hat mich aufgeweckt.« Kevin stellte die Tüte auf den Küchentisch und zog eine Packung Hamburger heraus. Rowdy rannte sofort zum Tisch, stellte seine Ohren hoch, hob seinen großen Kopf, schnupperte hoffnungsvoll und strengte sich an, niedlich auszusehen. »Sie hat schlecht geträumt«, fügte Kevin hinzu. »Ein Alptraum über ein Monster mit
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