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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben
Autoren: Lindsey Davis
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Das meinte ich ernst. Und ihn entnervte es. Er war nur an klischeehafte Ehefrauen gewöhnt. »Erzählen Sie uns von diesen maßgeschneiderten Reisen«, beharrte ich, immer noch der starrköpfige Ehemann, der sich nach Abenteuern sehnte. »Es muss Griechenland sein, wegen ihres Bruders.«
    »Überhaupt kein Problem«, versicherte mir Polystratus. »Wir können Ihnen eine spektakuläre Python-und-Phidias-Rundreise anbieten …«
    »Ich möchte am liebsten im nächsten Sommer fahren, um die Olympischen Spiele mitzubekommen.« Mein Blick zu Helena ließ durchscheinen, dass sie die Erlaubnis verweigert hatte.
    »Oh, zu schade! Unsere Sport-und-Tempel-Tour ist momentan dort.« Zum ersten Mal stellte ich mir die Frage, warum ausgerechnet jetzt, wenn die Spiele doch erst im nächsten Jahr stattfanden. Allerdings besitzt Olympia auch ein uraltes Heiligtum, dessen Zeus-Statue eines der sieben Weltwunder ist. »Seltsamerweise«, vertraute uns Polystratus an, »habe ich gerade heute einen Brief von dieser Gruppe bekommen. Sie finden es wunderbar und sind alle total begeistert.« Alle, nahm ich an, bis auf die verstorbene Valeria Ventidia und möglicherweise ihr Bräutigam. Polystratus konnte nicht ahnen, dass wir von dem Mord wussten.
    »Wie funktioniert das denn nun im Einzelnen?«, wollte Helena wissen. »Haben Sie jemanden, der die Leute begleitet, sich um gute Unterkünfte kümmert und den Transport organisiert?«
    »Ganz genau! Für unsere griechischen Abenteuer übernimmt das Phineus. Unser bester Reiseleiter. Eine Legende auf diesem Gebiet, da können Sie jeden fragen. Er übernimmt die ganze Laufarbeit, während Sie die Reise genießen.« Und wenn ein Kunde verschwand, wie ich von Caesius wusste, haute dieser Phineus nach Rom ab.
    Helena runzelte nervös die Stirn. »Wenn nun etwas furchtbar schiefgeht …«
    »Nicht auf unseren Reisen!«, blaffte Polystratus.
    »Was ist, wenn ein schrecklicher Unfall passiert und jemand auf der Reise stirbt?«
    Polystratus sog die Luft durch seine Zahnlücken ein. Ich sinnierte darüber nach, wie viele Kneipenschlägereien ein Mann hinter sich bringen musste, um solche Gebissverwüstungen anzurichten. »Es kann passieren.« Er änderte seine Taktik und senkte die Stimme. »Für die äußerst seltene Eventualität eines tragischen Unfalls verfügen wir über Erfahrung mit der Rückführung, sowohl der Lebenden als auch der weniger Glücklichen.«
    »Wie tröstlich! Man hört von solchen Geschichten«, murmelte Helena kleinlaut.
    »Glauben Sie mir«, bekräftige Polystratus, »ich weiß von Reiseveranstaltern, die sich in solchen Fällen schändlich verhalten. Irgendein alter Herr schluckt einen Traubenkern und erstickt, und die schluchzende Witwe bleibt ohne Geld und ohne Esel zurück, Hunderte Meilen von irgendwo. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, was da für schreckliche Dinge passieren. Aber wir«, verkündete er, »haben schon seit zwei Jahrzehnten glückliche Reisen organisiert. Tja, sogar Kaiser Nero wollte mit uns nach Griechenland fahren, aber leider war die Tour ausgebucht. Wir behaupten stets, er müsse sich die Kehle mit dem Rasiermesser aufgeschnitten haben, weil er so enttäuscht war, dass wir keinen Platz für ihn hatten.«
    Ich schenkte dem Agenten ein mattes Lächeln. »Ich bin Neros Barbier begegnet. Seine Rasuren sind superb. Xanthus heißt er. Ein echtes Original. Jetzt arbeitet er für einen im Ruhestand lebenden germanischen Rebellenhäuptling … Es brach ihm das Herz, dass Nero mit einem seiner besten Rasiermesser Selbstmord beging.«
    Polystratus wusste nicht, wie er das aufnehmen sollte. Er dachte, ich wollte ihn verarschen. »Niemand, der mit uns reist, gerät je in Schwierigkeiten, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Der Nero-Spruch war sein offizieller Witz. Bedauerlicherweise für Polystratus wussten wir bereits, dass sein Versprechen eine Lüge war.
     
    V
    Wir wimmelten Polystratus mit der Behauptung ab, wir würden sein Akropolis-Abenteuer in Erwägung ziehen, ganz bestimmt, sehr bald. Es gelang mir sogar, ihm eine Kopie der Reiseroute von Sport-und-Tempeln abzuluchsen, wobei ich durchblicken ließ, dass ich sie unter meiner Matratze verstecken würde, um im nächsten Jahr für mich eine sportliche Männereskapade zu buchen.
    Das wäre eine Möglichkeit gewesen, in Olympia zu ermitteln. Sieben Stätten war die Verbindung zwischen den Todesfällen zweier junger Frauen. Caesia und Valeria waren beide mit diesem aufdringlichen Veranstalter gereist. Also
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