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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story
Autoren: Swati Kaushal
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–«
    Ich erstarre mitten in meiner Entschuldigung. Nichts von dem, was ich heute Abend gesehen oder gefühlt habe, war so schockierend oder Ekel erregend wie der Anblick JDs, der auf Mas Bett sitzt, sie in den Armen hält und ihre Haare mit seinen Lippen berührt.
    »Ma!«
    »Ann!« Sie springt auf, aus ihrem Schoß fallen das Telefon und zusammengeknüllte Taschentücher zu Boden. Sie hat geschwollene Augenlider und nasse Wangen. »Gott sei Dank!«, ruft sie und umarmt mich fest. Ihre Arme zittern; ihre Haare riechen nach JDs Eau de Toilette.
    »Wo warst du, Ani?«, fragt JD. Seine Stimme klingt verärgert. »Deine Mutter hat sich solche Sorgen um dich gemacht.«
    »Rani hat gesagt, du wärst mit einem Freund ausgegangen, aber jetzt ist es schon so spät –«
    »Und wieso bist du nicht ans Telefon gegangen?«, fragt JD noch wütender als vorhin. »Deine Mutter hat dir ständig Nachrichten hinterlassen!«

    »Ich war kurz davor, die Polizei zu rufen, mein Schatz.«
    Ich halte es nicht mehr aus, winde mich aus Mas Umarmung. »Ach ja?«, sage ich. »Die Polizei? Aber wieso denn? Wir sind doch eine Familie von chronischen Zuspätkommern, oder nicht? Wir gehen mit ›Freunden‹ zum Abendessen, feiern Partys und informieren uns per SMS –«
    »Guten Abend, Ma’am.«
    Ich schließe die Augen, mir wird wieder schlecht. Aus irgendeinem Grund hat Kunal beschlossen, nach oben zu kommen und unsere nette Versammlung zu bereichern. Er streckt meiner Mutter die Hand hin. »Sie müssen Mrs Rai sein. Schön, Sie endlich kennenzulernen.«
    Ma sieht ihn an, dann mich, dann wieder ihn.
    »Wer bist du?«, fragt sie.
    »Kunal«, sagt er, legt den Arm um mich. Er schwankt leicht. »Hat Ani Ihnen nicht von mir erzählt?«
    Ma sieht mich an, sie wirkt irritiert und verletzt. »Du warst mit ihm unterwegs?«, fragt sie.
    »Ja. Er ist mein Freund.«
    Ma holt tief Luft. JD legt den Arm um sie.
    »Kunal«, sage ich, »das ist meine Mutter, die ach-sowunderbare Isha Rai, und an ihr klebt, wie ein verdammter Blutegel, ihr ebenfalls wunderbarer Freund JD.«
    Am nächsten Morgen sitzen Ma und Rani am Esstisch und unterhalten sich flüsternd. Bestimmt erzählt sie Ma, was ich in den vergangenen Monaten alles heimlich unternommen habe. Und bestimmt fragt Ma sich, wann sie endlich ins Büro aufbrechen kann. Beide blicken auf, als
ich ins Esszimmer schwanke. Sie unterbrechen ihr Gespräch und werfen einander Blicke zu. Ich setze mich hin und greife nach der Zeitung. Rani folgt meinen Bewegungen mit den Augen, ich spüre ihren Blick auf meinem Gesicht.
    »Was gibt’s zu gucken?«, fahre ich sie an.
    »Ich mache dir eine Tasse Tee.«
    »Wie du willst. Es ist schließlich dein Haus, oder?« Ich wende mich wieder der Zeitung zu. Die Schrift verschwimmt vor meinen Augen.
    »Ann«, sagt Ma.
    Ich ignoriere sie und konzentriere mich auf die Überschrift.
    »Wir müssen reden, mein Schatz.«
    Ich falte die Zeitung zusammen und sehe ihr direkt in die Augen. »Das ist lächerlich, Ma.«
    Sie starrt mich verwirrt an, als hätte sie keine Ahnung, wovon ich spreche. »Ich bin nicht mit JD zusammen. «
    »Er ist also nur dein Liebhaber?«
    »Ich kann kaum glauben, dass du so mit mir sprichst!«
    »Und ich kann kaum glauben, dass du es abstreitest!«
    »Natürlich streite ich es ab. Ich habe nie … Wir haben nie –« Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen, schüttelt den Kopf.
    Ich lese wieder Zeitung.
    »Wir sind nur essen gegangen!«
    »Willst du damit sagen, dass du nichts für ihn empfindest? «

    Sie zögert eine Millisekunde, bevor sie »Nein« sagt. Das Zögern zerrt an meinem Herzen. »Du lügst«, sage ich.
    »Ann, mein Schatz, wie soll ich es erklären … Geht es darum? Willst du dich durch Kunal an mir rächen?«
    »Nein«, sage ich. »Kunal ist mein Freund. Und ich habe immerhin den verdammten Mut, es zuzugeben.«
    »Rede nicht so mit mir, Ani.«
    Ich spüre Tränen aufsteigen und blinzele sie weg. »Ich habe Kopfschmerzen«, sage ich.
    »Das überrascht mich nicht. Wo warst du gestern Nacht?«
    »Wo warst du denn?«
    »Wie viel hast du getrunken?«
    »Und du ?«
    »Ich weiß nicht, wieso du das machst. Wieso du mit diesem Kunal rumhängst.«
    Ich beiße die Zähne zusammen. »Er ist nicht ›dieser Kunal‹. Er ist Student und ein sehr begabter Schauspieler.«
    »Und wieso hast du mir nicht eher von ihm erzählt?«
    Ich starre sie an und muss lachen.
    »Ann?«
    Ich lache immer mehr, zucke vor Lachen, es tut so weh, dass ich weinen
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