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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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ich mit einem konkreten Fall beschäftigt, der noch lange nicht abgeschlossen ist.«
    »Sie meinen die Sache mit dem Mädchenhändlerring. Davon habe ich gehört.«
    Dass es bei der Polizei, wie in jeder anderen Organisation, eine Menge Klatsch und Tratsch gab, war für Eisenberg nichts Neues. Aber dass sich der Reinfall letzte Woche bis nach Berlin herumgesprochen hatte …
    »Nachdem mir Erik Häger von Ihnen erzählt hat, habe ich ein bisschen recherchiert«, erklärte Kayser. »Ich habe den Einsatzbericht angefordert. Ehrlich gesagt suche ich jemanden, der genau so denkt und handelt, wie sie es getan haben. Der nicht einfach einen vorbereiteten Plan umsetzt, sondern sich auf Erfahrung und Intuition verlässt, wenn es darauf ankommt. Der handelt, statt zu diskutieren. Mir ist durchaus bewusst, dass Sie etwas riskiert haben, als Sie den Befehl zum Zugriff gaben. Ich bin nicht sicher, ob ich genauso reagiert hätte wie Sie. Aber ich habe großen Respekt vor Ihrer Entscheidung, das Leben dieses Mädchens über einen potenziellen Fahndungserfolg zu stellen.«
    Schmierte ihm dieser Kayser bloß Honig um den Bart?
    »Um was für eine Aufgabe geht es denn?« Eisenberg hatte sich die internen Stellenausschreibungen angesehen, aber bisher nichts gefunden, was ihn spontan interessiert hätte.
    »Nun ja, das ist ein wenig speziell. Ich leite die Abteilung 7 für Phänomenzentrierte Kriminalitätsbekämpfung und Ermittlungsunterstützung. Wir haben hier eine Sonderermittlungsgruppe, die sich mit der Vorfeldermittlung und Verhinderung von Straftaten beschäftigt.«
    »Prävention? Das ist nicht gerade mein Spezialgebiet.«
    »Es geht nicht um Prävention im üblichen Sinn. Sie erinnern sich an den Fall Anders Breivik?«
    »Natürlich.«
    »Wie Sie wissen, hat er seine Taten im Internet angekündigt, bevor er das Jugendcamp auf der Insel Utøya überfiel und siebenundsiebzig Menschen tötete. Wir haben daraufhin eine Gruppe von Spezialisten zusammengestellt. Sie wurde gegründet, um potenzielle Amokläufer zu identifizieren, bevor diese zuschlagen. Damit sollen ähnliche Taten bei uns in Deutschland verhindert werden.«
    »Bei allem Respekt, Herr Kayser, aber das erscheint mir absurd. Wie wollen Sie einen potenziellen Massenmörder von all den Spinnern, die im Internet dumme Sprüche klopfen, unterscheiden? Und selbst, wenn Sie es könnten – was wollen Sie tun? Jemanden verhaften, weil er eine Straftat begehen könnte ? Ich fürchte, dafür gibt es in unserem Rechtssystem keine Grundlage.«
    »Sie legen den Finger in die Wunde, Herr Eisenberg. Natürlich ist uns klar, dass es so nicht funktioniert. Wie das eben so ist, wenn der öffentliche Druck groß genug ist, um Politiker zum Handeln zu zwingen, kommen dabei nicht immer praktikable Maßnahmen heraus. Die ursprüngliche Idee war es, entsprechende Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, um wenigstens schnell eingreifen zu können, wenn ein Amokläufer losschlägt. Aber das hat sich als undurchführbar erwiesen.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«
    »Nun, jedenfalls gibt es jetzt diese Ermittlungsgruppe, und ehrlich gesagt bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich sie sinnvoll einsetzen kann. Das sind alles junge Leute, hoch talentierte Spezialisten. Aber ihnen fehlt zum Teil das polizeiliche Handwerkszeug und vor allem Erfahrung.«
    »Warum lösen Sie die Gruppe nicht einfach wieder auf, wenn Sie erkannt haben, dass der Ansatz nicht funktioniert?«
    »Herr Eisenberg, ich muss Ihnen wohl nicht erklären, wie Polizeipolitik funktioniert. Sie erleben ja in Hamburg selber die Auswirkungen. Wenn ich die Gruppe einfach auflösen würde, würde man mir und dem Berliner LKA Versagen vorwerfen. Ich persönlich kann mit so etwas leben, aber trotzdem wäre eine solche Entscheidung momentan, sagen wir mal, nicht opportun.«
    »Ich fasse also zusammen: Sie haben eine Ermittlungsgruppe, die keine echte Aufgabe hat, aber auch nicht einfach aufgelöst werden kann. Und jetzt suchen Sie jemanden, der Ihnen dabei hilft, diese Leute irgendwie sinnvoll einzusetzen.«
    »Exakt.«
    »Nun, das klingt für mich ehrlich gesagt nicht wie eine besonders vielversprechende Perspektive.«
    Kayser seufzte.
    »Da haben Sie wohl recht. Offen gestanden bin ich ein wenig verzweifelt. Es ist mir bisher nicht gelungen, einen kompetenten und erfahrenen Polizisten zu finden, der bereit wäre, die Aufgabe zu übernehmen. Hinzu kommt, dass die Mitglieder der Gruppe ein wenig … speziell sind. Man braucht schon eine
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