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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Tag Urlaub beantragen müsse. Er werde sich melden, sobald dieser Tag genehmigt sei.
    Während er noch überlegte, wie er Greifswald gegenüber den Urlaubstag begründen sollte, wurde er in dessen Büro zitiert.
    »Ich habe eben einen Anruf vom LKA Berlin erhalten«, sagte sein Chef mit säuerlicher Miene. »Man benötigt dort angeblich dringend Ihre Expertise. Die wollten mir nicht mal sagen, worum es geht. Sie sollen Donnerstagvormittag bei Polizeidirektor Kayser erscheinen.« Greifswald beugte sich an seinem Schreibtisch vor. »Eisenberg, was geht hier vor?«, fragte er mit schneidender Stimme. »Wenn Sie sich mit mir anlegen oder irgendwelche Spielchen mit mir treiben wollen, dann ziehen Sie den Kürzeren, glauben Sie mir!«
    Eisenberg entschied sich für Offenheit.
    »Polizeidirektor Kayser hat mir die Leitung einer Ermittlungsgruppe angeboten. Da Sie mir die Versetzung nahegelegt haben, habe ich gedacht, es kann nicht schaden, mir die Sache anzusehen. Ich bin gern bereit, dafür einen Urlaubstag zu opfern. Ich habe nicht erwartet, dass das LKA meine dienstliche Expertise anfordern würde.«
    Greifswald lachte gekünstelt.
    »Vergessen Sie mal, was ich letzte Woche gesagt habe!« Seine Stimme war plötzlich auffallend freundlich. »Ich war sauer wegen des Einsatzes, da sagt man eben Dinge, die nicht so gemeint sind. Ich weiß Ihre Erfahrung und Ihre Einsatzbereitschaft durchaus zu schätzen. Sie wollen doch nicht alles aufgeben, was Sie hier erreicht haben, um irgendeine zweitklassige Aufgabe im Berliner LKA zu übernehmen?«
    »Wenn Sie keine Einwände haben, würde ich der Einladung von Polizeidirektor Kayser gern Folge leisten. Er hat mich um meine Einschätzung zu der betreffenden Gruppe gebeten.«
    Greifswalds Augen wurden schmal.
    »Ich kann Sie wohl nicht daran hindern. Aber eins sage ich Ihnen, Eisenberg: Wenn Sie raus sind aus meinem Team, sind Sie raus! Bei mir gibt es nur zwei Seiten: Entweder man ist für oder gegen mich!«
    »Ich habe immer gedacht, alle Polizisten stehen auf derselben Seite«, erwiderte Eisenberg. »Auf der des Rechts.«
    Greifswald warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Also, fahren Sie in Gottes Namen nach Berlin! Aber ich dulde nicht, dass Ihre Ermittlungsarbeit darunter leidet! Das wäre alles.«
    Eisenberg verließ das Büro mit gemischten Gefühlen. Falls sich die Stelle in Berlin nicht als ein gutes Angebot herausstellte, hatte er ein Problem.

7.
    »Ich möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben«, sagte Mina.
    Die Polizistin blickte sie aufmerksam an.
    »Name?«
    »Thomas Gehlert.«
    »Ich brauche zunächst Ihren Namen.«
    »Ach so. Mina Hinrichsen.« Sie nannte ihre Adresse.
    Die Beamtin tippte die Angaben in den Computer.
    »Und die vermisste Person ist …«
    »Thomas Gehlert.« Sie nannte auch Thomas’ Anschrift.
    »Können Sie mir das Geburtsdatum des Vermissten nennen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie alt ist er? Ungefähr?«
    »Ich bin nicht sicher. Fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig vermutlich.«
    »Seit wann wird die Person vermisst?«
    »Seit einer Woche. Er war seitdem nicht in seinem Apartment. Niemand hat ihn gesehen. Ich habe überall herumgefragt. Keiner, der ihn kannte, weiß, wo er ist. Auch seine Eltern haben nichts von ihm gehört.«
    »In welcher Beziehung stehen Sie zu dem Vermissten?«
    »Er ist ein Kommilitone. Wir haben uns ein paarmal zum Lernen getroffen. Und wir spielen hin und wieder gemeinsam im Internet.«
    Die Polizisten sah sie forschend an.
    »Sie haben und hatten kein … intimes Verhältnis zu Thomas Gehlert?«
    »Nein. Ich mache mir bloß Sorgen. Es passt nicht zu Thomas, dass er einfach so verschwindet, ohne irgendwem Bescheid zu geben.«
    »Hatte Herr Gehlert, soweit Ihnen bekannt ist, irgendwelche Krankheiten? Benötigt er Medikamente?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »War er depressiv? Hat er eine Selbsttötungsabsicht ausgesprochen oder angedeutet?«
    »Nein.«
    »Hat er irgendwelche Anzeichen von geistiger Verwirrung gezeigt? War er vielleicht betrunken oder stand unter Drogen?«
    »Ich glaube nicht.« Mina verschwieg das seltsames Verhalten von Thomas während des Raids. Davon zu erzählen, hätte bedeutet, über Dinge sprechen zu müssen, über die sie nicht sprechen wollte. Nicht mit der Polizei.
    »Ich fürchte, dann sind die Voraussetzungen für eine Vermisstenanzeige nicht erfüllt«, sagte die Beamtin. »Jeder Erwachsene hat das Recht auf freie Wahl seines Aufenthaltsorts und muss auch niemand anderem erzählen, wo er
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