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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition)
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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da einen Einsatz, der schiefgegangen ist.« Eisenberg schilderte den Ablauf.
    »Wenn du den Zugriff nicht befohlen hättest und das Mädchen wäre zu Schaden gekommen, hätte ich dich wegen Verletzung deiner Dienstpflichten und unterlassener Hilfeleistung verurteilt«, sagte sein Vater.
    Eisenberg hatte mit einer solchen Aussage gerechnet. Sein Vater mochte ein guter Richter gewesen sein, aber in Bezug auf ihn war er nicht objektiv. Dennoch tat es gut, seine Bestätigung zu hören.
    »Greifswald sieht das anders. Er ist davon überzeugt, dass der Täter nicht geschossen hätte. Er sagt, der Mann hätte keinen Grund gehabt, seine wertvolle Ware zu beschädigen.«
    »Also ist er ein schlechter Polizist.«
    »Warum?«
    »Einem guten Polizisten wäre klar gewesen, dass er nicht wissen kann, was im Kopf eines Mädchenhändlers vorgeht und wie er reagieren wird. Er hätte nicht wissen können, ob der Mann bei klarem Verstand ist, ob er übermüdet ist oder unter Drogen steht oder einfach nur schlechte Laune hat.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Natürlich habe ich das. Du hast richtig gehandelt, mein Junge.«
    »Danke, Vater.«
    »Für die Wahrheit musst du dich nicht bedanken. Sag mir lieber, was du jetzt tun wirst.«
    »Wie meinst du das?«
    Sein Vater wandte sich im Rollstuhl zu ihm um und warf ihm einen kritischen Blick zu. Die gelähmte Hälfte seines Gesichts hing schief herab, aber seine Augen waren klar. Der Körper mochte die Verfallserscheinungen seiner mehr als achtzig Jahre zeigen, aber der Verstand war noch immer hellwach. »Stell dich nicht dumm. Das hat bei mir noch nie funktioniert.«
    »Ich habe am Donnerstagabend mit Erik Häger telefoniert.«
    »Deinem Freund beim BKA? Was hat er gesagt?«
    »Er meinte, ich solle mich versetzen lassen.«
    »Und wirst du seinen Rat befolgen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Greifswald hat mir dasselbe nahegelegt.«
    »Und es widerstrebt dir, zu tun, was er sagt. Das verstehe ich. Aber möglicherweise hat er es nur gesagt, weil er wusste, dass du es nicht tun wirst, dickköpfig wie du nun mal bist. Möglicherweise will er dich behalten, dich aber zurechtstutzen und unter seine Kontrolle bringen.«
    War das wirklich so offensichtlich? Eisenberg hatte sich selbst immer eine gute Menschenkenntnis zugestanden. Aber die funktionierte offenbar nur, wenn er nicht persönlich betroffen war.
    »Das hat Erik auch gesagt.«
    »Also wirst du dir eine neue Stelle suchen?«
    »Das wird nicht so einfach werden.«
    »Das kommt auf deine Ansprüche an. Ich wäre lieber Schutzpolizist in Pinneberg, als von einem unfähigen Chef an der kurzen Leine gehalten zu werden.«
    Eisenberg musste schmunzeln, als er sich seinen Vater in Polizeiuniform vorstellte. »Ich muss mal sehen. Vielleicht wird irgendwo der Leiter eines Kriminalkommissariats gesucht.«
    »Ich könnte meinen alten Freund Ministerialrat Degenhart anrufen. Der kennt immer noch eine Menge Leute.«
    »Danke, Vater. Aber heutzutage gibt es Stellenausschreibungen im Intranet. Ich werde schon was finden.«
    »Und du denkst, das Internet kann persönliche Beziehungen ersetzen?«
    »Das nicht. Aber persönliche Beziehungen können auch keine neuen Stellen schaffen.«
    »Wie du meinst. Allerdings ist dieser Greifswald wohl eher durch persönliche Beziehungen dein Chef geworden als aufgrund seiner besonderen Eignung.«
    »Da hast du auch wieder recht.«
    »Wie auch immer. Denk mal ein paar Tage drüber nach. Sag mir Bescheid, wenn ich Degenhart anrufen soll.«
    »Mach ich, Vater. Vielen Dank.«
    Sie setzten den Weg schweigend fort. Sie mussten nicht viel reden – die Nähe zueinander gab beiden ein gutes Gefühl. Wie immer, wenn er seinem Vater sein Herz geöffnet hatte, fühlte Eisenberg sich besser.
    Sie tranken wie üblich im Literaturhaus Kaffee, bevor er seinen Vater zurück in die Wohnung in Uhlenhorst brachte, wo er von einer Pflegerin betreut wurde.
    Drei Tage später klingelte Eisenbergs Diensttelefon. Polizeidirektor Armin Kayser vom LKA Berlin war am Apparat: »Unser gemeinsamer Bekannter Erik Häger hat mir erzählt, Sie hätten möglicherweise Interesse an einem neuen Aufgabenfeld? Ich habe eine Stelle zu besetzen, für die Ihre Erfahrung relevant sein könnte. Wenn Sie möchten, könnte ich Ihnen gern mehr darüber erzählen.«
    »Danke für Ihren Anruf«, erwiderte Eisenberg. »Ich weiß nicht genau, was Erik Häger Ihnen erzählt hat, aber es ist nicht so, dass ich unbedingt die Dienststelle wechseln will. Außerdem bin
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