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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition)
Autoren: Amy Garvey
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hier nicht mehr helfen, als er mir mit Danny helfen kann.
    Als er weiterspricht, ist seine Stimme noch rauer als ohnehin schon. »Und mein Dad wusste das nicht. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen und sie hätte ihn nie darum gebeten. Aber ich wusste es. Und das bedeutete, dass ich es ihm sagen konnte. Und obwohl er sie angelogen hat, hat sie ihn sagen hören, was sie ihn sagen hören musste, bevor sie starb.«
    Das ist … furchtbar. Furchtbar und traurig und nichts, von dem ich wollte, dass es sich zwischen mir und jemandem, den ich liebe, abspielt.
    »Es tut mir so leid.« Ich presse meine Knie fester an seine und er schenkt mir ein bedrücktes Lächeln. »Aber … falls du tatsächlich einen Blick riskiert hast, und ich schätze, du hast es zumindest versucht, weißt du auch, dass ich mir nicht insgeheim wünsche, dass du den Superhelden spielst und die Drecksarbeit für mich machst, hab ich recht?«
    Sein Lächeln gewinnt ein wenig an Wärme, aber ich glaube, es würde vermutlich bittersüß schmecken, wenn ich meinen Mund auf seinen presste. »Ja, ich weiß. Und ich glaube, gerade das ist schwer zu schlucken. Hilflos zu sein ist irgendwie Scheiße, Wren.«
    Das überraschte Schnauben, das mir entschlüpft, bringt uns beide ein bisschen zum Lachen. »Ich weiß genau, wovon du sprichst, glaub mir.«
    Gabriel wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist gleich zwanzig nach elf. Du solltest wahrscheinlich mit der Show beginnen, hm?«
    So ist es. Ich hole tief Luft und stehe vom Sofa auf, und als ich mich umdrehe, ist Olivia da.
    »Ich habe nur ganz kurz gelauscht.« Sie zuckt mit den Schultern und durchquert das Zimmer, um mich in den Arm zu nehmen. »Es kommt mir verrückt vor, dir viel Glück zu wünschen, daher sage ich nur, mach dein Ding, Süße. Es tut mir leid, dass du es tun musst.«
    Ich lasse mich einen Moment von ihr halten und vergrabe die Nase in ihrem Haar, doch dann löse ich mich abrupt aus ihrer Umarmung. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Gabriel drückt meine Hand und küsst mich, aber – und das rechne ich ihm wirklich hoch an – er verschwindet, nachdem ich in sein Zimmer gegangen bin. Er bittet nicht darum, zusehen zu dürfen, während ich die Worte flüstere, die Danny auf die Beine bringen, und er sieht nicht zu, wie ich ihn aus dem Appartement und die Straße hinunter führe. Danny geht mit sorgfältig abgemessenen Schritten neben mir her, seine Hand liegt in meiner.
    Das hier ist meine Chance, mich von Danny zu verabschieden. Und ich kann nicht anders, als dankbar zu sein, dass dieser fügsame, stumme Junge derjenige ist, der neben mir hergeht. Denn wenn ich in diesem Moment dem Danny aus meiner Erinnerung gegenübertreten müsste, demjenigen, in den ich mich verliebt habe, wäre ich vielleicht nicht in der Lage zu tun, was ich tun muss.

Kapitel sechsundzwanzig
    E s ist April und es regnet, die Sorte eisiger grauer Bindfadenregen, der nicht aufhört, bis sich alles feucht und klamm anfühlt, sogar die Vorhänge, als ich sie vor dem regennassen Fenster zuziehe.
    Danny ist warm. Seine durchnässte Jacke hängt unten an der Garderobe, und obwohl sein Haar im Nacken feucht ist, obwohl er seine durchgefrorenen Hände ein paar Minuten aneinander reiben muss, um die Blutzirkulation wieder in Schwung zu bringen, ist sein Rücken warm, als ich die Hände unter sein T-Shirt gleiten lasse. Als ich meine Wange an seine Brust drücke und mich in die weiche Baumwolle kuschle, ist er warm. Ich möchte mich ganz in ihn hüllen. Und das werde ich. Hier und jetzt, in diesem Moment, weiß ich es.
    Meine Mutter arbeitet und Robin ist über das Wochenende in einem Fußballcamp im Norden. Ich habe keine Ahnung, was Dannys Mutter glaubt, wo er ist, aber das spielt keine Rolle. Es ist Samstag und es ist erst Mittag, und uns wird noch stundenlang niemand vermissen.
    Wir haben nicht darüber geredet, nicht richtig jedenfalls, und ich bin mir nicht mal sicher, ob Danny weiß, was ich darüber denke. Aber wir haben uns seit Wochen, ja, Monaten darauf zubewegt, und es sind nicht mehr besonders viele Tabus zwischen uns übrig, wenn wir ineinander verschlungen auf dem Bett liegen.
    Ich will sie endlich alle wegfegen. Ich will … Weiter denke ich nicht, wirklich. Ich will einfach.
    »Wren?«
    Mein Name klingt undeutlich, weil ich ihn gerade küsse, aber außerdem ziehe ich ihn auch auf das Bett und knöpfe das Flanellhemd auf, das er über einem alten Weezer-Shirt trägt. Ich bin ihm ungefähr vier Schritte
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