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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition)
Autoren: Amy Garvey
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    Was hiermit bewiesen wäre: »Ich weiß, du willst nicht darüber reden, aber …«
    »Dann fang gefälligst nicht immer wieder davon an«, zische ich und werfe ihm einen kurzen Blick unter gesenkten Wimpern zu, als die Sekretärin uns rügend ansieht.
    »Du kapierst nicht, wie gefährlich das werden könnte«, sagt Gabriel noch ein bisschen leiser. Er lehnt sich zur Seite, wodurch er mir extrem auf die Pelle rückt.
    »Und du kapierst nicht, dass es nicht dein Problem ist.« Ich rücke so weit wie möglich von ihm ab und er erstarrt.
    »Was ist los, Wren? Was habe ich getan?«
    Die Tür zum Büro des Direktors öffnet sich und die Sekretärin sagt: »Ihr könnt jetzt reingehen.«
    Was bedeutet, dass mir erspart bleibt zu antworten: Du hast mich dazu gebracht, dich zu wollen, und ich habe Angst davor, das mit dir auch noch zu vermasseln. Was die einzige Wahrheit ist, die zählt.
    Wir kommen mit einer Verwarnung davon, wofür ich sehr dankbar bin, da ich nach der Schule rasch nach Hause muss, um den Beschwörungszauber fertig zu schreiben. Eigentlich hatte ich gedacht, der Tag würde sich ziehen wie Kaugummi, aber ich bin so sehr damit beschäftigt, den Anschluss an meine Kurse nicht zu verlieren, dass im Nu Mittagspause ist. Der Drang, mich in der Bibliothek zu verkriechen, ist ziemlich stark, aber das kann ich nicht machen. Wenn ich die Sache mit Jess und Darcia wieder in Ordnung bringen will, werde ich schon mit ihnen reden müssen.
    Allerdings bin ich nicht darauf vorbereitet, dass Jess vor dem Eingang der Cafeteria auf mich wartet. Vor Verblüffung lodert die Energie in meinem Innern hell auf und droht, sich mit einer Explosion Bahn zu brechen, doch es gelingt mir, sie zurückzudrängen und bloß meine Bücher fester an mich zu pressen, während ich auf sie zugehe. »Ich habe versucht, dich anzurufen. Und dir eine SMS geschrieben.«
    Sie wirft das Haar über die Schulter zurück, als würde sie das kalt lassen, aber sie sieht mir dabei nicht in die Augen. »Hm, ja, genau wie ich. Am Freitag.«
    Ich hasse das hier. Jess und ich sind befreundet, seit wir acht sind, und ich will sie nicht verlieren. Ich denke, mir ist erst in den letzten Tagen bewusst geworden, wie kurz davor ich stehe.
    »Ich kann nur sagen, dass es mir leid tut, Jess.« Ich mache einen Schritt auf sie zu. »Das ist die Wahrheit. Ich kann dir nicht … ich kann dir nicht wirklich erklären, was passiert ist, aber ich finde, das muss ich auch nicht. Die Sache ist die: So sehr ich bedauere, dir wehgetan zu haben, so wenig kann ich dir erzählen, was Freitag war. Ich wünsche mir, dass wir Freundinnen sind, ich wünsche mir, dass wir ein Leben lang Freundinnen bleiben, aber wir sind keine Kinder mehr. Es wird immer Dinge geben, die meine Privatsache sind. Und … ich schätze, ich erwarte von dir, dass du das respektierst, selbst wenn ich es nicht verdient habe.«
    Ich bin beinahe atemlos, weil alles als einziger Wortschwall aus mir herausgesprudelt ist, aber wenigstens habe ich es gesagt. Jemand rempelt mich an, während die Menge sich an uns vorbei in die Cafeteria schiebt, aber ich rühre mich nicht vom Fleck. Ich sehe Jess an, und ich werde nirgendwohin gehen, bis sie etwas gesagt hat.
    Ich kann nur hoffen, dass sie mich nicht einfach stehen lässt und geht.
    Ihre Miene verändert sich, die Gesichtsausdrücke gehen fließend ineinander über, und schließlich sieht sie mir doch in die Augen. »Wie können wir Freundinnen sein, wenn wir Geheimnisse voreinander haben?«
    Ich recke das Kinn hoch, nur einen Zentimeter. Es nervt, dass ich kleiner bin als alle anderen, Viertklässler ausgenommen. »Willst du mir wirklich weismachen, ich wüsste alles über dich? Ernsthaft?«
    Sie beißt sich auf die Lippe, aber sie lügt nicht. Es ist ein Anfang.
    »Hör zu, dass Danny gestorben ist … hat mich völlig kaputt gemacht. Das hab ich inzwischen kapiert. Aber ich gebe mein Bestes. Und ich möchte, dass unsere Freundschaft Raum für Privates lässt, und wir die andere nicht verurteilen.« Mein Herz hämmert immer noch in meiner Brust, aber ich bin bis hierhin gekommen und werde jetzt nicht aufgeben. »Ich liebe dich, Jess, aber wir werden nicht immer dieselben Dinge wollen. Oder dieselben Dinge fühlen. Das wird nicht passieren.«
    »Ich verurteile dich ja gar nicht!«
    Ich sehe sie mit hochgezogener Augenbraue an. »Jess.«
    »Und du verurteilst andere nicht, oder was?« Sie ist wieder wütend, aber sie ist immer noch da, und ein Teil von mir
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