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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Autoren: Michael Robotham
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Wucht ins Gesicht, dass er umgefallen wäre, wenn er nicht angekettet wäre. Ich höre das Brechen von Knochen.
    Er packt Gideon zwischen den unteren Rippen und rammt ein Knie in seine Niere. Schmerz jagt durch Gideons Körper. Schweißausbrüche. Leere Lunge. Furcht. Fäkalien. Ruiz schreit ihn an, schlägt weiter mit den Fäusten auf sein Gesicht ein und will die Adresse erfahren. Eine gewalttätige, blutige Minute lang tobt er seine ganze Frustration aus. Er ist kein aktiver
Polizeibeamter mehr. Für ihn gelten die Regeln nicht. Das hat Veronica Cray gemeint.
    Wellen des Schmerzes brechen sich über Gideons Körper. Sein Gesicht beginnt bereits anzuschwellen, aber er protestiert nicht und gibt keinen Mucks von sich.
    »Gideon«, flüstere ich. Unsere Blicke treffen sich. »Ich lasse ihn machen. Das verspreche ich dir. Wenn du mir nicht sagst, wo sie sind, lasse ich ihn dich totschlagen.«
    Auf seinen Lippen hat sich blutiger Schaum gebildet, und als er mit der Zunge über seine Zähne tastet, tüncht er sie rot. Ein gespenstisches Lächeln breitet sich über sein Gesicht, als seine Muskeln sich zusammenziehen und wieder entspannen.
    »Mach es.«
    »Was?«
    »Foltere mich.«
    Ich sehe Ruiz an, der seine Fäuste reibt. Seine Fingerknöchel sind aufgeplatzt.
    »Foltere mich«, stachelt Gideon mich an. »Stell die richtigen Fragen. Zeig mir, wie gut du bist.«
    Er sieht mich zögern und senkt den Kopf wie zur Beichte. »Was ist los? Erzählt mir nicht, dass du ein sentimentaler Moralist bist. Es wäre auf jeden Fall gerechtfertigt, mich zu foltern.«
    »Ja.«
    »Ich habe die Information, die du brauchst. Ich weiß genau, wo deine Frau und deine Tochter sind. Es ist nicht mal so, als ob du unsicher oder nur halbgewiss wärst. Selbst wenn du weniger als fünfzig Prozent überzeugt wärst, wäre es noch gerechtfertigt. Ich habe Menschen für weit weniger gefoltert. Ich habe sie gefoltert, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.«
    Er starrt auf seine Hände wie ein Mann, der seine Zukunft bedenkt und verwirft.
    »Foltere mich. Zwing mich, es dir zu sagen.«
    Ich habe das Gefühl, als hätte irgendjemand irgendwo ein
Schleusentor geöffnet und meine Feindseligkeit und Wut flössen ab. Mein Hass auf diesen Mann ist unbeschreiblich. Ich will ihm wehtun. Ich will ihn tot. Aber das wird keinen Unterschied machen. Er wird mir nicht sagen, wo sie sind.
    Gideon will keine Vergebung, Gerechtigkeit oder Verständnis. Er hat im Blut eines furchtbaren Konflikts gebadet, hat auf Geheiß von Regierungen, Nachrichtendiensten und Geheimorganisationen außerhalb der Legalität operiert. Er hat Willen gebrochen, Geheimnisse beschafft, Leben zerstört und dafür zahllose andere gerettet. Es hat ihn verändert. Wie sollte es anders sein? Doch inmitten von all dem hat er sich an das eine Reine, Unschuldige, Unbefleckte in seinem Leben geklammert, an seine Tochter, bis sie ihm genommen wurde.
    Ich kann Gideon hassen, aber ich kann ihn nicht mehr hassen als er sich selbst.

70
    »Es gibt noch eine Anomalie«, sagt Oliver Rabb, rückt seine schief sitzende Fliege gerade und tupft sich die Stirn mit einem farblich passenden Taschentuch ab.
    Als ich nicht antworte, redet er weiter. »Tyler hat sein Mobiltelefon um 7.35 Uhr noch einmal an- und wieder ausgemacht. Es war genau einundzwanzig Sekunden lang eingeschaltet.«
    Die Information rauscht über mich hinweg.
    Oliver sieht mich erwartungsvoll an. »Sie wollten doch, dass ich nach Anomalien Ausschau halte. Sie schienen der Ansicht zu sein, sie wären wichtig. Ich glaube, ich weiß, was er gemacht hat. Ein Foto.«
    Schließlich dämmert mir die Erkenntnis, keine tiefe Einsicht oder eine blendende Vision. Manches ist klarer geworden, klarer als gestern.
    Gideon hat ein Foto von Charlie und Julianne gemacht. Er hat seine Handykamera benutzt, sodass er sein Mobiltelefon einschalten musste. Die Anomalien lassen sich erklären. Sie stützen eine Theorie.
    Oliver folgt mir nach oben in den Einsatzraum. Ich bekomme gar nicht richtig mit, ob die Detectives wieder an ihren Schreibtischen sitzen. Ich merke auch nicht, ob meine linke Hand Pillen dreht oder mein Arm unnatürlich schwingt. Das alles ist unwichtig.
    Ich gehe direkt zur Karte an der Wand. Neben der ersten weißen Nadel steckt eine zweite. Oliver versucht, seine Theorie zu erklären.
    »Gestern ereignete sich die Anomalie um 15.07 Uhr. Das Handy war vierzehn Sekunden eingeschaltet, ohne dass Tyler
einen Anruf gemacht hat. Später hat
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