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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Autoren: Michael Robotham
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mir erklärte, was sie wollte. Regen floss an den Fensterscheiben ihres Zimmers herunter. »Ich will nicht, dass du in unser Haus zurückkehrst«, sagte sie. »Ich will, dass du nie wieder zurückkommst.«
    Sie hat mich schon einmal rausgeschmissen, aber das war anders. Damals sagte sie, dass sie mich liebte, aber nicht mit mir leben könnte. Einen ähnlichen Trostbrocken hat sie mir
diesmal nicht hingeworfen. Sie gibt mir die Schuld für das Geschehene. Sie hat recht. Es war meine Schuld. Ich lebe jeden Tag mit diesem Wissen und beobachte Charlie genau auf Anzeichen eines posttraumatischen Stresssymptoms. Julianne beobachte ich auch und frage mich, wie sie damit klarkommt. Hat sie Albträume? Wacht sie in kaltem Schweiß auf und verriegelt Fenster und Türen?
    Charlie kurbelt ihre Angelschnur ein. »Ich hab einen guten Witz für dich, Dad.«
    »Wie geht er?«
    »Was sagte eine schlaffe Brust zu der anderen?«
    »Was?«
    »Wenn wir nicht bald Verstärkung kriegen, ist Hängen im Schacht.« Sie lacht. Ich lache auch. »Meinst du, den sollte ich Mum erzählen?«
    »Vielleicht lieber nicht.«
    Ich betrachte mich nach wie vor als verheiratet. Trennung ist ein Geisteszustand, mit dem ich mich noch nicht abgefunden habe. Hector, der Pächter des Pubs, will, dass ich Mitglied des Clubs geschiedener Männer werde, deren inoffizieller Präsident oder Vorsitzender er ist. Sie sind nur zu sechst und treffen sich einmal im Monat, um ins Kino oder zusammen in die Kneipe zu gehen.
    »Ich bin nicht geschieden«, habe ich ihm erklärt, aber das ist für ihn offenbar eine unbedeutende Formalität. Dann hielt er mir einen Vortrag, dass ich aus den Untiefen zurück in die Mitte des Stromes schwimmen müsse. Ich erklärte ihm, dass ich nicht der klassische Typ des Mitschwimmers sei. Ich war nie irgendwo Mitglied, in keinem Fitness-Studio, keiner Partei und keiner Kirche. Ich frage mich, was man in einem Club geschiedener Männer macht?
    Ich will nicht allein sein. Ich will die langen leeren Momente nicht. Es erinnert mich zu sehr an miese Studentenwohnheimzimmer an der Uni, als ich zu Hause ausgezogen war und keine Freundin finden konnte.

    Ich kann durchaus allein leben. Ich kriege es hin. Aber ich stelle mir ständig vor, dass Julianne das Gleiche denkt und irgendwann erkennen wird, dass sie zusammen glücklicher war als getrennt. Vater, Mutter, zwei Kinder, die Hamster, und den Hund könnte ich mitbringen. Wir könnten einkaufen gehen, Rechnungen bezahlen, Schulen auswählen, Filme angucken und so romantisch sein wie jedes normale Paar, mit Blumen an Valentins- und Jahrestagen.
    Apropos Jahrestage, heute ist ein ganz besonderer, Emmas Geburtstag. Um drei muss ich sie zu ihrer Geburtstagsparty zu Hause abliefern. Wir holen die Angelschnüre ein und packen den Picknickkorb. Gunsmoke ist schmutzig und stinkt, sodass keines der Mädchen im Auto neben ihm sitzen will.
    Wir lassen die Fenster offen. Es gibt viel Gekreische und Mädchengekicher, bis wir zu Hause ankommen, wo sie aus dem Wagen stürzen, als hätte es ein Stinkbombenattentat gegeben. Julianne sieht von der Tür aus zu. Sie bindet Luftballons ans Spalier und über den Briefkasten.
    »Wie siehst du denn aus?«, sagt sie zu Emma »Wie bist du so nass geworden?«
    »Wir waren angeln«, erklärt Charlie. »Wir haben nichts gefangen.«
    »Bis auf eine Lungenentzündung«, sagt Julianne und scheucht sie nach oben, wo sie ein heißes Bad nehmen sollen.
    Unsere Gespräche haben jetzt eine abstrakte Vertrautheit. Sie ist immer noch dieselbe Frau, die ich geheiratet habe. Sie hat braune Haare, ist wunderschön und kaum vierzig. Und ich liebe sie immer noch auf jede Art bis auf die eine, bei der wir Körperflüssigkeiten austauschen und morgens nebeneinander aufwachen. Jedes Mal, wenn ich sie im Dorf sehe, denke ich aufs Neue mit Staunen: Was hat sie je in mir gesehen, und wie konnte ich sie gehen lassen?
    »Du hättest aufpassen sollen, dass Emma sich nicht nass macht«, sagt sie.
    »Tut mir leid. Sie hatte so viel Spaß.«

    Gunsmoke rennt durch den Garten und trampelt auf der Jagd nach einem Eichhörnchen die Frühlingsblumen nieder. Ich versuche, ihn zurückzurufen. Er bleibt stehen, hebt den Kopf, sieht mich an, als wäre ich unglaublich weise, und rennt dann weiter.
    »Alles bereit für Emmas Party?«, frage ich.
    »Die Gäste sollten bald hier sein.«
    »Wie viele kommen denn?«
    »Sechs kleine Mädchen aus dem Hort.«
    Julianne hat die Hände in die Taschen ihrer Schürze
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