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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Autoren: Michael Robotham
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Pensionen. Manche sind vier Stockwerke hoch und in Pastellfarben gestrichen, mit außen liegenden Rohren und Blumenkästen. Dünne Rauchfahnen steigen aus den Schornsteinen auf und ziehen über den Fluss nach Westen.
    Ein Bus mit zwanzig weiteren Polizisten trifft ein. Unerschütterlich in dem Tumult gibt DI Cray Anweisungen. Beamte gehen mit Fotos von Tür zu Tür, reden mit Nachbarn, registrieren leer stehende Häuser und Wohnungen. Irgendjemand muss irgendetwas gesehen haben.
    Ich betrachte nochmals die auf der Kühlerhaube ausgebreitete Satellitenkarte. Statistiken sind keine Wissenschaft. Und nicht alles menschliche Verhalten lässt sich auf Zahlen und Gleichungen reduzieren, egal, was jemand wie Oliver Rabb vielleicht denkt. Orte sind bedeutsam. Reisen sind bedeutsam. Jede Exkursion oder Expedition, die wir unternehmen, ist eine Geschichte, eine innere Erzählung, der wir folgen, manchmal ohne es selber zu wissen. Was war Gideons Reise? Er hat damit
geprahlt, durch Wände gehen zu können, aber er war eher wie eine Tapete in Menschengestalt, die sich überall einfügen und zum bloßen Hintergrund werden konnte, während er Häuser beobachtete und Einbrüche vorbereitete.
    Er war hier, als Christine Wheeler gesprungen ist. Er hat ihr ins Ohr geflüstert. Er muss irgendwo in der Nähe gewesen sein. Ich betrachte die Häuserreihen und die Skyline. Die Clifton Suspension Bridge liegt knapp zweihundert Meter westlich. Ich kann den Gestank von Meer und Blut riechen. Einige der Häuser bieten vermutlich aus den oberen Stockwerken freie Sicht auf die Brücke.
    Ein Mann radelt vorbei, ein Gummiband um sein Hosenbein, damit der Stoff nicht in die Kette gerät. Eine Frau führt ihren schwarzen Cockerspaniel auf dem Grünstreifen aus. Ich will sie aufhalten, ihre Oberarme packen und in ihre Gesichter brüllen, ob sie meine Frau und meine Tochter gesehen haben. Stattdessen stehe ich da und mustere die Straße auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem, Menschen am falschen Ort oder in falscher Kleidung, irgendetwas, was nicht hierher gehört, was sich zu sehr bemüht hierher zu gehören, oder aus einem anderen Grund ins Auge sticht.
    Gideon hat bestimmt ein Haus und keine Wohnung gewählt, einen Ort, an dem er sich vor den neugierigen Blicken der Nachbarn sicher fühlte, abgelegen oder sichtgeschützt, mit einer Einfahrt oder einer Garage, damit er sein Fahrzeug von der Straße verschwinden lassen und Charlie und Julianne unbemerkt ins Haus bringen konnte. Vielleicht ein zum Verkauf stehendes Haus oder eins, das nur im Urlaub und an Wochenenden genutzt wird.
    Ich gehe auf dem matschigen Grasstreifen an der Straße entlang. Die Bäume sind mit Drahtgeflecht geschützt, die Zweige zittern im Wind.
    »Wohin zum Teufel gehen Sie?«, ruft DI Cray.
    »Ich suche ein Haus.«
    Ruiz schließt zu mir auf, dicht gefolgt von Monk, der nachgeschickt
worden ist, um zu verhindern, dass wir Ärger heraufbeschwören. Bemüht, nicht zu stolpern, betrachte ich im Gehen die Skyline. Als ich an einer Häuserreihe vorbei ein Stück bergab gehe und in die Sion Lane einbiege, klappert mein Stock auf dem Pflaster. Ich kann die Brücke immer noch nicht sehen.
    Die nächste Querstraße ist Westfield Place. Eine Haustür steht offen. Eine Frau mittleren Alters fegt die Treppe.
    »Kann man von hier aus die Brücke sehen?«, frage ich.
    »Nein, mein Lieber.«
    »Und aus dem obersten Stock?«
    »Der Makler hat es flüchtige Ausblicke genannt«, meint sie lachend. »Haben Sie sich verlaufen?«
    Ich zeige ihr die Fotos von Charlie und Julianne. »Haben Sie eine der beiden schon mal gesehen?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Und was ist mit diesem Mann?«
    »An den würde ich mich erinnern«, sagt sie, obwohl vermutlich das Gegenteil wahr ist.
    Wir gehen weiter den Westfield Place hinunter. Der Wind wirbelt Blätter und Bonbonpapiere auf, die einander im Rinnstein jagen. Ich überquere unvermittelt die Straße zu einer Mauer mit Steinkrone.
    »Geben Sie mir Räuberleiter«, sagt Ruiz, steigt in Monks gefaltete Hände und lässt sich nach oben hieven, bis seine Unterarme auf der weiß gestrichenen Mauerkrone liegen.
    »Ein Garten«, sagt er. »Das Haus liegt ein Stück weiter die Straße hoch.«
    »Kannst du die Brücke sehen?«
    »Von hier aus nicht, aber aus dem obersten Stock des Hauses vielleicht schon. Es gibt ein Turmzimmer.«
    Er lässt sich wieder herab, und wir folgen der Mauer auf der Suche nach einem Tor. Monk marschiert jetzt voraus. Ich kann nicht mit
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