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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Autoren: Michael Robotham
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wird sterben«, hat Gideon mir erklärt. Er hat mich aufgefordert zu wählen. Ich konnte es nicht. Ich wollte es nicht. »Keine Wahl ist auch eine Wahl«, sagt er. »Ich werde Julianne entscheiden lassen.« Und dann hat er noch gesagt, dass ich mich an ihn erinnern würde. Egal, ob er heute
sterben oder sein Leben im Gefängnis verbringen würde, vergessen würde er jedenfalls nicht von mir.
    Julianne hat mir erklärt, dass sie mich nicht mehr liebt. Sie hat gesagt, ich sei nicht mehr der Mann, den sie geheiratet hat. Sie hatte recht. Dafür hat Mr. Parkinson gesorgt. Ich bin anders - nachdenklicher, grüblerischer und melancholischer. Die Krankheit hat mich nicht an einem Fels zerschmettert, aber sie ist wie ein Parasit, der seine Tentakel in mir zusammengerollt hat und meinen Körper übernimmt. Ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen. Aber es gelingt mir nicht.
    Ich will nicht wissen, ob sie eine Affäre mit Eugene Franklin oder Dirk Cresswell hatte. Es ist mir egal. Nein, das stimmt nicht. Es ist mir nicht egal. Es ist mir bloß wichtiger, sie gesund zurückzubekommen. Das alles ist meine Schuld, aber es geht nicht um Erlösung oder um Linderung meines schlechten Gewissens. Julianne wird mir nie verzeihen. Das weiß ich. Ich werde ihr geben, was immer sie will. Ich werde ihr was auch immer versprechen. Ich werde gehen. Ich werde sie gehen lassen. Wenn sie nur lebt.
    Monk ruft nach Hilfe. Zwei weitere Beamte kommen hinzu. Inzwischen ist die untere Kante des Sperrholzbretts freigelegt. Sie wollen die Wand einreißen.
    Dreck und Staub schimmert im Licht der Scheinwerfer, das in die Höhle fällt. Darin liegt Juliannes Körper, zusammengerollt wie ein Embryo, die Knie am Kinn, die Hände hinter dem Kopf. Ich rieche einen Hauch von Urin und sehe ihre blau angelaufene Haut.
    Die Hände anderer Männer greifen in die Öffnung und heben ihren Körper heraus. Monk übernimmt sie und trägt sie ins Licht. Er steigt über einen Erdhügel und legt sie auf eine Trage. Ihr Kopf ist mit Klebeband umwickelt. Im Licht der Scheinwerfer leuchtet ihr Körper silbern.
    Eine blonde Notärztin reißt Julianne den Schlauch aus dem Mund, presst ihre Lippen darauf und bläst Sauerstoff in ihre Lunge, während das Klebeband abgeschnitten wird.

    »Pupillen erweitert. Unterleib kalt. Stark unterkühlt«, sagt die Ärztin und ruft ihrer Partnerin zu: »Ich hab einen Puls.«
    Sie drehen Julianne behutsam auf den Rücken und decken ihren nackten Körper zu. Die blonde Notärztin kniet auf der Liege und legt Hot-Packs in Juliannes Nacken.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Ihre Grundkörpertemperatur ist zu niedrig. Der Herzschlag ist unregelmäßig.«
    »Dann wärmen Sie sie.«
    »Wenn das nur so leicht wäre. Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen.«
     
    Sie zittert nicht. Sie bewegt sich überhaupt nicht. Eine Sauerstoffmaske wird über ihr Gesicht gestreift.
    »Sie kommt zu sich.«
    Julianne schlägt flatternd die Lider auf und blinzelt wie ein neugeborenes Kätzchen ins grelle Licht. Sie will etwas sagen, bringt jedoch nur ein schwaches Stöhnen heraus. Sie bewegt wieder die Lippen.
    »Charlie ist in Sicherheit. Es geht ihr gut«, erkläre ich Julianne.
    »Sagen Sie ihr, sie soll nicht reden«, weist die Notärztin mich an.
    »Lieg einfach still.«
    Aber Julianne hört nicht. Sie wirft den Kopf hin und her. Sie will etwas sagen. Ich drücke meine Wange an die Sauerstoffmaske. »Er hat gesagt, sie wäre in einer Kiste. Ich hab versucht, nicht zu atmen. Ich hab versucht, Luft zu sparen.«
    »Er hat gelogen.«
    Sie schiebt ihre Hand unter den Decken hervor und packt mein Handgelenk. Ihre Berührung fühlt sich an wie Eis.
    »Ich habe daran gedacht, was du gesagt hast. Du hast gesagt, er werde Charlie nicht umbringen. Sonst hätte ich aufgehört zu atmen.«
    Ich weiß.

    Wir sind fast am Krankenwagen. Charlie kommt aus dem Haus über die Wiese gelaufen. Zwei Detectives versuchen sie aufzuhalten. Sie täuscht links an, duckt sich unter ihren Armen und rennt rechts vorbei.
    Ruiz schlingt einen Arm um ihre Hüfte und trägt sie die letzten paar Meter. Sie stürzt sich auf Julianne und nennt sie Mummy. Das Wort habe ich sie Jahre nicht mehr benutzen hören.
    »Vorsichtig. Nicht zu fest drücken«, mahnt die junge blonde Notärztin.
    »Haben Sie Kinder?«, frage ich sie.
    »Nein.«
    »Dann werden Sie noch lernen, dass es nicht wehtut, wenn sie einen fest drücken.«

Epilog
    Es ist ein typischer Frühlingstag, an dem der Morgennebel rasch
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