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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Autoren: Michael Robotham
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verdunstet und der Himmel so hoch und blau ist, dass es unmöglich erscheint, dass das All eine dunkle Sphäre ist. Der Fluss sieht glasklar aus, seicht an den Ufern, wo der Kies sauber ist und kleine Strudel um die Gräser wirbeln.
    Auf der anderen Seite des Tals sieht man zwischen knospenden Bäumen die Straße, die sich um eine Kirche schlängelt und auf der Anhöhe verschwindet.
    »Hat irgendwas angebissen?«
    »Nö«, sagt Charlie.
    Ich habe ein Auge auf Emma, die mit Gunsmoke, einem goldfarbenen Labrador, spielt, den ich vor dem Tierheim gerettet habe. Er ist ein sehr aufrichtiger Hund, der mich für den klügsten Menschen hält, dem er je begegnet ist. Abgesehen davon, dass er treu ist, ist er praktisch zu nichts zu gebrauchen. Als Wachhund bricht er jedes Mal in lautes Bellen aus, wenn ich nach Hause komme, ignoriert jedoch fremde Besucher bis zu einer Stunde lang, bevor er sie plötzlich anknurrt, als hätte er gerade Myra Hindley beim Einstieg durch ein Fenster erwischt. Die Mädchen lieben ihn, und deshalb habe ich ihn auch.
    Wir angeln an einem Fluss, knapp fünfhundert Meter von der Straße entfernt und durch ein Tor und über ein Feld zu erreichen. Unweit des Kiesbetts haben wir eine Picknickdecke auf dem begrasten Ufer ausgebreitet.
    Charlie hat die Methode von Ruiz übernommen, ohne Köder zu angeln. Nicht aus philosophischen Gründen (oder zum Biertrinken), sie bringt es einfach nicht über sich, einen »lebenden und atmenden« Wurm auf einen Haken zu spießen.

    »Was, wenn er eine ganze Regenwurmfamilie hat, die ihn vermisst, wenn er gefressen wird?«, wandte sie ein.
    Ich versuchte ihr zu erklären, dass Regenwürmer geschlechtslos sind und keine Familien haben, aber das hat alles nur weiter kompliziert.
    »Es ist bloß ein Wurm. Er hat keine Gefühle.«
    »Woher weißt du das? Guck mal, er windet sich, um zu entkommen.«
    »Er windet sich, weil er ein Wurm ist.«
    »Nein. Er sagt: ›Bitte, spieß mich nicht auf diesen großen Haken.‹«
    »Ich wusste gar nicht, dass du Wurmesisch sprichst.«
    »Ich kann seine Körpersprache deuten.«
    »Seine Körpersprache?«
    »Ja.«
    Danach habe ich aufgegeben. Jetzt angle ich mit Brot und sehe Emma zu, die es geschafft hat, sich mit Laichkraut im Haar in eine Pfütze zu setzen. Die Wurmdebatte geht an ihr vorbei. Gunsmoke ist auf der Jagd nach Kaninchen verschwunden.
    Seit unserem Wegzug von London ist der Wechsel der Jahreszeiten spürbarer, der Zyklus von Tod und Wiedergeburt. An den Bäumen knospen Blüten, in allen Gärten leuchten Osterblumen.
    Jener Nachmittag auf der Brücke liegt sechs Monate zurück. Herbst und Winter sind ins Land gegangen. Darcy ist an der Royal Ballet School in London. Sie wohnt noch immer bei Ruiz, droht jedoch ständig auszuziehen, wenn er nicht aufhört, sie wie ein Kind zu behandeln.
    Von Gideon Tyler habe ich nichts mehr gehört. Es gab kein Kriegsgerichtsverfahren und keine offizielle Erklärung. Niemand scheint zu wissen, wo er festgehalten und ob er je vor Gericht gestellt wird. Veronica Cray hat mir erzählt, dass der Militärhubschrauber nach dem Start in Bristol noch einmal landen musste. Offenbar war es Gideon gelungen, das Schloss seiner Handschellen mit dem Gestell seiner Brille zu knacken.
Er zwang den Piloten zur Landung auf freiem Feld, wurde jedoch nach Angaben des Verteidigungsministeriums kurz darauf wieder gefasst.
    Aber von Helen und Chloe habe ich gehört. Sie haben mir eine Postkarte aus Griechenland geschickt. Helen hat das Hotel für die Saison wieder eröffnet, und Chloe geht auf Patmos zur Schule. Viel stand nicht auf der Karte. Danke war die Quintessenz.
    »Kann ich dich was fragen?«, setzt Charlie an und legt den Kopf zur Seite.
    »Klar.«
    »Glaubst du, dass du und Mum je wieder zusammenkommt?«
    Die Frage bohrt sich wie ein Haken in meine Brust. Vielleicht fühlt sich so ein Regenwurm.
    »Ich weiß nicht. Hast du deine Mum gefragt?«
    »Ja.«
    »Was sagt sie?«
    »Sie wechselt das Thema.«
    Ich nicke, hebe mein Gesicht in die Sonne und spüre die Wärme auf meinen Wangen. Diese warmen klaren Tage sind tröstlich. Sie sagen mir, dass der Sommer kommt. Sommer ist gut.
    Julianne hat die Scheidung nicht eingereicht. Vielleicht tut sie das noch. Ich habe einen Deal gemacht. Einen Pakt. Ich sagte, wenn sie überlebt, würde ich alles tun, was sie verlangt. Sie hat mich aufgefordert auszuziehen. Also bin ich ausgezogen. Ich wohne in Wellington gegenüber dem Pub.
    Sie lag noch im Krankenhaus, als sie
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