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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
Autoren: Kelly Keaton
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die Athenes monströse Kreaturen aufspüren und vernichten sollten. τέρας -Jäger. Und das hatte mich offenbar zu einer besonderen Art von Freak gemacht, einem, der nicht mit einundzwanzig »erwachsen« oder zu einem Monster werden musste, um Leute in Stein zu verwandeln. Ich konnte es jetzt schon, allein durch eine Berührung. Allerdings war ich nicht besonders gut darin.
    Aber ich gab mir Mühe. Violet verließ sich auf mich. Mein Vater, der Athene verraten hatte, weil er sich in meine Mutter verliebt hatte, statt sie zu töten, verließ sich auf mich. Vermutlich war Athene jetzt gerade dabei, die beiden zu foltern. Meine Finger klammerten sich an die Kante meines Pults, meine Gedanken überschlugen sich, während Cromley ihren Vortrag über Athene fortsetzte.
    »In den alten Mythen, die der Welt bekannt sind, ist meistens die Rede von Athenes Güte, ihrem Sinn für Gerechtigkeit, ihrer Unterstützung für die Menschheit und den Helden, auf deren Seite Sie stand. Doch die Mythen berichten nicht nur von ihren guten Taten, sondern auch von ebenso vielen Grausamkeiten. Sie verhielt sich ungerecht bei ihrer erbarmungslosen Rache an Medusa. Sie ließ Tiresias erblinden, weil er Sie zufällig nackt beim Baden gesehen hatte. Sie neigte zu Wutanfällen, Eifersucht und Taten, die selbst für die Antike unvorstellbar grausam waren. Und heute ist Sie bekannt für die Gräuel, die Sie Unschuldigen antut, für die sadistischen Psychospiele, die Brutalität, die Folter …«
    Plötzlich begann mein Herz zu rasen. Abrupt stand ich auf und stieß meinen Stuhl zurück, der laut quietschend über den Boden kratzte. Cromley hörte auf zu reden. Ich war schon aus der Tür mit meinem Rucksack in der Hand und lief den Gang hinunter, ehe sie mich fragen konnte, was mit mir los war.
    Was los war? Bei Cromleys Schilderungen wurde mir schlecht. Violet und mein Vater waren in der Gewalt der Göttin, da wollte ich nicht auch noch hören, wie grausam Athene war. Das wusste ich bereits. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was die beiden im Moment durchmachten, das brauchte ich nicht noch von jemand anderem zu hören.
    Ich rannte in die Mädchentoilette, lehnte mich an die Tür und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Dann ging ich zum Waschbecken, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und starrte eine Weile mein Spiegelbild an.
    Was zum Teufel tat ich da eigentlich? Wie konnte ich auch nur für eine Sekunde denken, dass ich Athene besiegen konnte? Ich war nicht einmal der David für ihren Goliath; ich war eher eine Ameise, die vor dem Mount Everest stand.
    Trotzdem musste ich etwas unternehmen. Violet. Sie war doch noch ein Kind, erst acht Jahre alt. Aber das würde Athene egal sein; die Göttin würde ihr trotzdem wehtun.
    Plötzlich wurde mir so übel, als hätte ich etwas Giftiges gegessen. Ich schluckte und hatte plötzlich zu viel Speichel im Mund.
    Oh Gott.
    Ich drückte die Hände auf meinen Bauch, rannte in eine der Kabinen und übergab mich.
    Meine Handflächen waren feucht, als ich mich an den Wänden der Kabine abstützte. Ich blieb so stehen, bis ich wieder normal atmen konnte und mein Puls nicht mehr raste.
    Da öffnete sich die Tür zur Toilette. Jemand ging über den Fliesenboden. Ich drückte die Spülung und verließ die Kabine. Um zum Waschbecken zu gelangen, musste ich um ein junges Mädchen herumgehen. Dort angekommen spülte ich mir den Mund aus und spritzte mir noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht.
    Nachdem ich mich mit einem Papierhandtuch abgetrocknet hatte, löste ich meine Haare aus dem Knoten und schüttelte sie aus.
    Während ich tief ein- und ausatmete, versuchte ich, das mulmige Gefühl in meinem Magen loszuwerden.
    Ich begann, auf beiden Seiten einen Zopf in Höhe der Schläfen zu flechten, den ich zusammen mit dem Rest meiner Haare zu einem festen Knoten nach hinten binden wollte. So konnten sich keine Strähnen an der Stirn lösen und mir in die Augen fallen, wenn ich trainierte.
    Ich war gerade damit fertig, eine Partie Haare in drei Strähnen zu teilen, als mir auffiel, dass mich das Mädchen über den Spiegel anstarrte. Sie war etwa so alt wie Violet, hatte offene brünette Haare und braune Augen. Angezogen war sie wie alle anderen an der Presby: schwarze Hose, dazu ein weißes Poloshirt. Na ja, alle außer mir; ich war heute von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet.
    Ich kniff die Augen zusammen und sah sie im Spiegel an. »Was?«
    »Sind die echt?«, fragte die Kleine mit piepsiger Stimme und großen
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