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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen
Autoren: Claudia Gabe
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ich."
    "Mach dir doch nichts vor!", widersprach Mercutio. "Noch ist sie ein Mensch, aber in einem Jahr wird sie zum Vampir, genau wie die anderen Capulets. Was willst du dann mit ihr anfangen? Zuschauen, wie sie ein paar Ziegen aussaugt?"
    Benvolio stieß Mercutio grinsend in die Seite. "Andererseits könnte sie unserem Romeo mit ihrer Wildheit aber auch ein paar schöne Stunden schenken ... vorzugsweise im Bett."
    Mercutio lachte. "Ich weiß nicht, Benvolio ... Wenn meine Frau Fangzähne hätte, würde ich vor ihr nicht die Hosen runterlassen."
    "Schon gar nicht, wenn ihr Lieblingsgetränk Blut wäre." Benvolio schüttelte den Kopf.
    Romeo war so wütend, dass er die Fäuste ballte und sie vors Gesicht hob. "Wollen wir diesen Disput nicht lieber auf die gute alte Art austragen, Benvolio?"
    Benvolio lachte nur. "Du bist gerade mal sechzehn und hast noch nie richtig gekämpft, Romeo. Ich würde dich binnen Sekunden erledigen."
    Romeos Cousin hatte recht. Obgleich seine Familie einen Kreuzzug gegen Vladimirs Vampirarmee führte, hatte Romeo noch nie einen getötet, ja noch nicht einmal ernstlich verwundet. Sein Cousin machte sich schon lange darüber lustig; aber seine Eltern hatten ihn immer von den Kämpfen ferngehalten, weil sie ihn noch zu jung dafür hielten. Insgeheim war Romeo darüber froh. Für ihn war der Krieg ein schmutziges Geschäft, mit dem er nichts zu tun haben wollte. Er fand es zwar richtig und wichtig, die Landbevölkerung vor Übergriffen zu schützen, doch wenn er sich in dem Waffenlager umschaute, wurde er das Gefühl nicht los, dass seine Familie den Mördern immer ähnlicher wurde, die sie eigentlich bekämpfen wollte.
    Nun aber fühlte er sich verpflichtet, um Rosalindes Ehrenrettung zu kämpfen. Sein Vater, der Großmeister der Vampirjäger, hatte ihn in der Kunst des Schwertkampfes unterrichtet, und Romeo überlegte, ob er den kampferfahrenen Cousin nicht schlagen könnte. Vielleicht würde es ihm gelingen, wenn er ein paar Tricks anwendete, die er nicht nur gelernt, sondern heimlich perfektioniert hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszubekommen: Er musste es versuchen.
    "Achtung, Benvolio!", rief er, sprang auf die Werkbank und nahm ein Langschwert aus seiner Halterung an der Wand. Er richtete die scharfe Spitze auf den Cousin und drohte: "Jetzt mache ich Hackfleisch aus dir, Fettsack."
    Benvolio und Mercutio sahen einander an und brachen in schallendes Gelächter aus.
    "Komm runter, Romeo! Sonst fällst du noch, schlägst mit dem Kopf auf, und wir müssen den ganzen Dreck dann wegmachen", sagte Mercutio.
    "Du brauchst den Fettsack nicht zu beschützen, Mercutio. Lass ihn kämpfen!"
    "Na gut, Kleiner." Benvolio nickte Mercutio zu, der daraufhin ein feingearbeitetes Langschwert aus der Lederscheide holte und es Romeos Cousin reichte. Benvolio nahm Kampfhaltung an und hielt das Schwert mit der rechten Hand in die Höhe. "Komm, hol dir die Prügel deines Lebens ab."
    Romeo beobachtete Benvolio genau, als der schnell auf die Werkbank sprang und ohne Vorwarnung auf ihn losging. Ihm blieb kaum Zeit zu reagieren. Trotzdem gelang es ihm, Benvolios Hieb zu parieren und ihm gleichzeitig mit der linken Hand einen Stoß zu versetzen. Benvolio stolperte zurück und fiel beinahe über die Tischkante. Als er sein Gleichgewicht wiederfand, grinste er.
    "Gut gemacht, Kleiner." Er war ehrlich beeindruckt. "Ich wusste gar nicht, dass du so etwas kannst."
    "Dann weißt du es jetzt", sagte Romeo. "Ich bin immer für eine Überraschung gut."
    Benvolio startete die nächste Attacke und zielte auf Romeos Kopf. Im letzten Moment konnte Romeo sich wegducken. Dabei senkte er sein Schwert und wollte es zwischen die Unterschenkel seines Cousins stoßen, um ihn zu Fall zu bringen. Aber Benvolio war schneller und parierte Romeos Schwertstoß mit einem überlegenen Lächeln.
    "Komm schon, Romeo! Zeig’s ihm!", rief Mercutio, der sich in eine Ecke der Waffenkammer zurückgezogen hatte.
    Benvolio führte zwei weitere Attacken aus, die Romeo mühelos parierte. "Warum hältst du zu ihm, Mercutio?", fragte er laut. "Ich dachte, wir wären ein Team."
    "Ich setze immer auf den Schwächeren", erwiderte Mercutio.
    Romeo sah, dass Benvolio durch diesen Wortwechsel abgelenkt war, und schlug mit dem Schwert nach seinem linken Arm. Die Spitze seiner Klinge durchbohrte seinen Hemdsärmel und schlitzte ihn vom Ellenbogen bis zur Schulter auf.
    "Verdammt, das war eins meiner Lieblingshemden", schimpfte Benvolio.
    "Das tut
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