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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen
Autoren: Claudia Gabe
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mir aber leid", sagte Romeo höhnisch.
    "Da hast du was, das dir noch mehr leidtun wird." Benvolio führte einen schnellen Stoß aus.
    Romeo wich zurück, und Benvolio stieß gnadenlos zu: ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Romeo bewegte sich so schnell und geschickt, dass er den Attacken entging – bis Benvolio auf seine Beine zielte. Als er eine schnelle Drehung machte, um dem Hieb auszuweichen, rutschte er von der Werkbank ab und stürzte mit dem Gesicht voran zu Boden.
    Romeo stöhnte laut auf, rollte sich auf den Rücken und fasste sich an die Nase. Dann schaute er seine Hand an und stöhnte noch einmal auf, als er sah, dass sie ganz blutig war.
    Keuchend und schwitzend entwand Benvolio ihm das Schwert und sagte ernst: "Hör zu, Romeo! Es ist eine Illusion zu glauben, dass Vampire lieben können. Sie sind herzlos und haben nur eins im Sinn: zu töten."
    "Unsinn!" Romeo setzte sich auf und wischte sich mit dem Ärmel das Blut von der Nase.
    Mercutio half ihm auf die Füße. "Er hat recht, Romeo. Dein Vater sieht das genauso. Ganz abgesehen davon würde er dir das Fell über die Ohren ziehen, wenn er wüsste, dass du dir deine Freundinnen im Feindeslager suchst."
    "Du meinst, ich sollte lieber deinem Beispiel folgen und mich mit Frauen herumtreiben, die nach Misthaufen und Whisky stinken?", fragte Romeo und klopfte sich den Staub aus den Kleidern.
    "Schluss jetzt!", sagte Mercutio und zeigte auf eine Reihe von Bögen, die neu bespannt werden mussten.
"Wir müssen noch fünfzig Waffen instand setzen, vielleicht sogar noch mehr."
    "Willst du heute Abend zu einer Dirne gehen, Mercutio? Hast du es deswegen so eilig?", erkundigte sich Benvolio und lachte.
    Mercutio griff nach einem Bündel Piken und legte sie vor sich auf den Boden, um sie zu inspizieren. "Schön wär’s", antwortete er. "Eigentlich war ich mit Maribel verabredet, einer Dienerin im Schloss der Capulets. Aber sie hat mich versetzt, weil sie heute Abend bei diesem lächerlichen Ball für den Fürsten aushelfen muss. Dabei hatte sie mir eine Fußmassage versprochen. Ich verpasse also eine Menge."
    "Bestimmt läuft sie lieber mit Serviertabletts zwischen den Blutsaugern herum, als deine Hühneraugen zu begrapschen", witzelte Benvolio.
    "Kommt drauf an, wer das Mädchen ist", sagte Romeo. Er war erleichtert, dass der Streit mit Benvolio fürs Erste beigelegt war. "Wie hässlich ist das Mädchen denn?"
    Mercutio schoss ihm einen bösen Blick zu. "Maribel ist nicht hässlich, du Idiot! Sie ist wunderschön. Sogar noch schöner als ihre Herrin, Rosalinde."
    Romeo fiel die Kinnlade herunter. "Du machst Rosalindes Dienerin den Hof? Seit wann?"
    "Erst seit ein paar Tagen", erwiderte Mercutio. "Aber keine Sorge, wir haben nicht über dich und Rosalinde gesprochen."
    Romeo machte sich keineswegs Sorgen, sondern witterte in dieser unerwarteten Wendung eine Chance. Womöglich war Maribel eine Vertraute Rosalindes. Wenn er sie mit Schmeicheleien oder auf eine andere Weise für sich einnehmen konnte, würde sie bei ihrer Herrin vielleicht ein gutes Wort für ihn einlegen, und dann würde Rosalinde ihn nicht mehr links liegen lassen. Er wusste, dass er es sein Leben lang bereuen würde, wenn er diese Chance ungenutzt verstreichen ließe.
    "Noch heute Abend werde ich Rosalindes Herz gewinnen", verkündete er. "Und ihr beide werdet mir helfen."
    Mercutio sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Wie stellst du dir das vor?"
    "Du bringst deine hübsche Dienerin dazu, uns ins Schloss zu schmuggeln. Dann mischen wir uns unter die Ballgäste, und ich mache mich an Rosalinde heran."
    "Interessant", spöttelte Mercutio. "Eben war Maribel noch hässlich, und jetzt, da sie dir nützlich sein kann, ist sie plötzlich hübsch."
    "Ich sagte ja schon, dass ich immer für Überraschungen gut bin", erwiderte Romeo.
    Benvolio machte keinen Hehl daraus, dass er von der Sache nichts hielt. "Du musst verrückt geworden sein, Romeo! Das ist doch ein Selbstmordkommando! Aus gutem Grund haben wir uns nachts nie in die Nähe des Schlosses gewagt. Und ausgerechnet heute, wo es dort von Vampiren nur so wimmelt, willst du da hineinspazieren!"
    Was Benvolio sagte, war vernünftig, aber Romeo wollte nichts dergleichen hören. "Wir verkleiden uns und mischen uns unerkannt unter die anderen Gäste. Kein Mensch wird merken, dass wir es sind."
    "Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe", erklärte Mercutio und warf die Hände in die Luft. "Ich will damit nichts zu tun haben."
    "Ich auch nicht",
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