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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Autoren: Faye Kellerman
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Nährlösungen, Pflanzensprays und Unkrautvernichter. Es gab auch Büchsen mit Rattengift, alle mit dem Totenschädel und den gekreuzten Knochen gekennzeichnet, daneben Mausefallen und Tierkäfige. Offenbar hatte der Orden der Ringe Gottes entschieden, dass Insekten und Ungeziefer hinter menschlichen Bedürfnissen zurückstehen mussten.
    Nicht, dass Decker etwas gegen diese Sichtweise einzuwenden hatte. Für ihn galt die jüdische Philosophie, nach der Tiere den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Gott hatte der menschlichen Rasse die Gabe der Vernunft gegeben, auch wenn Decker dies bei seiner Arbeit nur selten erlebte. Trotzdem hatten Menschen Pflichten gegenüber ihren Tieren. Grausamkeit war strikt verboten. Ja, Haustiere und Vieh mussten erst gefüttert werden, bevor man sich selbst zum Essen setzte, aus dem einfachen Grund, weil Menschen das Essen nicht vergessen. Tsar ba’alij chajim – Rücksichtnahme gegenüber Tieren.
    Der Schuppen war aufgeräumt, die Gartengeräte hingen ordentlich an der Wand. Es gab mehrere Plastikmülleimer für Abfall und Blätter. Der Boden war gefegt.
    Sauberkeit und Gottesfurcht gehen Hand in Hand.
    Decker dachte über das Sprichwort nach.
    An irgendeine Art von Gott musste die Sekte wohl glauben. Warum würde sie sich sonst »Der Orden der Ringe Gottes« nennen. Warum nicht einfach … Orden der Ringe. Oder schlicht Ringe. Über Namen wurde oft lange nachgedacht. Decker erinnerte sich an die endlosen Debatten mit Rina über den Namen des Babys, selbst nachdem sie beschlossen hatten, die Kleine Hannah Rosie zu nennen, nach Rinas Großmüttern. Wie viel wichtiger mochte dann ein Name sein, der für eine maßgeschneiderte Philosophie stand? Oder für eine neue Religion?
    Decker hörte ein Räuspern und drehte sich um. Der Mann war nicht so groß wie Decker, aber gut über ein Meter achtzig. Mitte dreißig, mit schmalem Gesicht und braunen Augen. Er trug einen Schnurrbart und hatte das schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Genau wie Pluto trug er ein blaues Seidengewand mit purpurfarbener Seidenweste darüber. Wie er wohl hieß? Mars? Oder Uranus? Das würde passen.
    Der Mann ging auf Decker zu, streckte die Hand aus. »Bob«, verkündete er.
    Unwillkürlich musste Decker lachen. Er schüttelte ihm die Hand. »Lieutenant Decker.«
    »Sie finden mich komisch?«
    »Nur Ihren Namen.«
    »Wieso? Bob ist ein ganz gewöhnlicher Name.«
    Wieder lächelte Decker. »Ja, Sir, das ist er allerdings. Hoffentlich bin ich hier nicht unbefugt eingedrungen …«
    »Doch, das sind Sie. Sie können von Glück sagen, dass ich die Hunde eingesperrt habe. Bei den vielen Polizisten, die hier herumlaufen, blieb mir keine andere Wahl. Sie mögen Fremde nicht.«
    »Das tun gute Wachhunde nie.«
    »Stimmt.« Bob lächelte. »Sie heißen Donner, Dance und Rudolph. Santa Claus hat seine Rentiere, ich habe meine Freunde.«
    »Die Hunde gehören Ihnen?«
    »Nein.« Bob wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie gehören dem Orden. Aber da ich viel draußen bin, haben wir ein enges Verhältnis.«
    Decker spürte die Botschaft dahinter, die versteckte Drohung: Leg dich nicht mit mir an.
    »Als ich dem Orden beitrat«, sagte Bob, »fragte mich Vater Jupiter, ob ich meinen Namen ändern wollte, in etwas … Himmlischeres, wenn Sie so wollen. Das war der allgemeine Trend. Dem Vorbild unseres Oberhauptes zu folgen. Aber als Individualist und in gewisser Weise Oppositioneller lehnte ich das ab. Im Gegensatz zu den meisten Leuten hier bin ich nicht vor mir selbst weggelaufen. Eher auf etwas Besseres zugerannt, mit meiner Seele als Kompass.«
    Decker nickte, wartete ab.
    Bob überlegte. »Ich habe einen Frieden gefunden, den ich vorher nicht kannte. Ich habe meinen persönlichen Gott gefunden.«
    Deckers Gesicht blieb ausdruckslos. »Vater Jupiter ist Ihr persönlicher Gott?«
    »Das ist vielleicht übertrieben.« Bob lächelte. »Er ist kein Gott, sondern ein Anführer. Der mir den Weg zeigt. Mein persönliches … Tao. Ich habe das Gefühl, wir sind aus der gleichen Materie.«
    »Ist er ein Blutsverwandter?«
    Bob lachte leise. »Wenn es nur so wäre.« Er ließ den Blick über den Garten wandern. »Schauen Sie sich um, Sir. Das hier ist ein moderner Garten Eden. Wissenschaftlich ausgedrückt haben wir hier das Ideal der Newtonschen Physik – eine perfekte Welt von Aktion und Reaktion und absoluter Zeit. Da draußen …« er deutete mit dem Daumen über die Schulter »… das ist Einstein, alles relativ.
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