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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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Watersons Unterlippe zitterte. »Ich konnte es kaum ertragen, sie in diesem Zustand zu sehen. Er wollte ihr Leben ruinieren, alles, wofür sie so hart gearbeitet hatte. Aber das verstehen Sie nicht.«
    »Selbstverständlich verstehen wir das, Mr. Waterson.« Martinez nickte aufmunternd. »Wessen Idee war es, ihn umzubringen?«
    Waterson schwieg.
    »Mr. Waterson, wessen Idee war es?«
    »Ich höre recht gut.«
    Alle warteten darauf, dass er fortfuhr.
    »Das war nie die Absicht«, erklärte er.
    »Was war dann die Absicht?«, fragte Webster.
    Waterson legte den Kopf in die Hände. »Welchen Unterschied macht es jetzt noch? Ich habe ihr gesagt, ich würde mich um alles kümmern.« Er sah Kent an. »Lieber Gott, was soll nur aus meiner verdammungswürdigen Seele werden?«
    »Möchten Sie jetzt einen Anwalt, Mr. Waterson?«
    Waterson antwortete nicht.
    »Wir möchten, dass Sie einen Rechtsbeistand bekommen, Sir. Dann kann ich Ihnen vielleicht helfen«, schlug Kent vor.
    Waterson fixierte Kent. »Ich bin dreiundsechzig. Selbst wenn ein Verteidiger in einem Prozess eine lebenslange Haftstrafe für mich herausschindet, bin ich bei einer Begnadigung in, sagen wir, zwanzig Jahren, dreiundachtzig. Vorausgesetzt ich halte so lange durch.« Tränen standen in seinen Augen. »Ich habe genug gelitten. Ich will lieber sterben.«
    »Was ist mit diesen Unmenschen, die ohne jedes Bedauern getötet haben?« Der Staatsanwalt setzte sich neben Waterson. »Sie dürfen nicht zulassen, dass die eigentlichen Sünder straflos ausgehen. Das ist ein Verbrechen, das selbst Jesus nicht vergeben kann.«
    »Welches Leben erwartet mich im Gefängnis?«
    »Nehmen Sie es als Chance, Gott zu dienen, Sir. Als Chance, Buße zu tun. Tun Sie hier auf Erden Buße, und Jesus vergibt Ihnen.«
    Im Raum wurde es sehr still. Waterson nickte bedächtig. Kent holte einen Pflichtanwalt. Innerhalb einer Stunde war alles besiegelt.
     
    Die zuständige Staatsanwältin war Gilda Rosen, eine ungefähr dreißigjährige, große, dunkelhäutige Frau. Sie trug ein rotes Kostüm. Sie verfügte, dass Waterson Kronzeuge der Anklage wurde und damit der Todesstrafe entging.
    Waterson begann teilnahmslos und monoton seine Geschichte: »Ich habe Azor Moses Sparks viele Jahre gekannt und ihn stets als Säule unserer Kirchengemeinde betrachtet. Als einen der führenden Mediziner des Landes, ein aktives und einflussreiches Mitglied unserer Kirche, einen liebevollen Vater von sechs Kindern, einen liebenden Ehemann.«
    Er starrte auf das Glas Wasser, das vor ihm stand, machte jedoch keine Anstalten zu trinken.
    »Als meine Frau krank wurde, habe ich mich um seelische und medizinische Hilfe an Azor gewandt. Und er half bereitwillig und großzügig. Verschaffte uns Termine bei den besten Ärzten, hat sich ihre Diagnosen durchgelesen, uns über unsere Optionen informiert und uns versichert, es würde alles gut werden.«
    Er seufzte tief.
    »Und wir haben ihm geglaubt. Immerhin war er einer der führenden Ärzte des Landes.«
    Waterson starrte in sein Wasserglas.
    »Selbst als die Nieren meiner Frau versagten, behauptete er, man habe alles im Griff. Wir sollten uns keine Sorgen machen.«
    Waterson hob den Blick.
    »Er hat mich angelogen! Nichts wurde gut. Nichts hatte man im Griff.«
    Im Raum war es ganz still.
    »Ich weiß, die Möglichkeiten des Menschen sind beschränkt. Aber warum hat er uns das nicht gesagt? Stattdessen hat er sich als Gott gebärdet, uns falsche Hoffnungen gemacht, uns Tag für Tag belogen. Ellens Zustand verschlechterte sich. Sie brauchte dringend eine Transplantation.«
    Er wischte sich Tränen aus den Augen.
    »Azor hat einen Spender gefunden. Aber er hat die Operation nicht selbst durchgeführt. Hat uns stattdessen zu einem Chirurgen geschickt, der Unsummen verlangte und unsere Krankenkassenbeiträge in astronomische Höhen trieb. Als die zweite Operation nötig wurde, hat uns die Krankenkasse einfach gekündigt.«
    »Das können die machen?«, fragte Martinez.
    »O ja, das können sie.« Waterson richtete sich auf. »Schon das allein bringt einen in Wut. Da bezahlt man seine Beiträge, und wenn sie genug haben, schmeißen sie dich raus.«
    »Schrecklich«, stimmte Webster zu.
    »Ich war verzweifelt«, fuhr Waterson fort. »Ich habe Azor gebeten, die Operation selbst durchzuführen. Ich konnte mir keine weitere Operation leisten. Aber er wollte nicht. Hat sich geweigert.«
    Waterson schnaubte wütend.
    »Er hat Ausflüchte gemacht. Behauptete, es sei nicht
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