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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Autoren: Faye Kellerman
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Augen abspielte.
    Eine Laune des Schicksals wollte es, dass Myron Berger die Operation durchführte.
    Decker lehnte in respektvoller Distanz zur Familie Sparks an der Wand der fast leeren Eingangs- und Wartehalle. Die Geschwister und ihre Ehegatten hatten zwei braune Sofas und ein Paar orangerote Polstersessel mit Beschlag belegt. Auf dem gläsernen Couchtisch lagen Hochglanzmagazine, mit denen die Klinik Eigenwerbung betrieb. Auf etlichen Covern prangte Azor Sparks’ Konterfei. In einer Ecke des Raumes blubberte braune Flüssigkeit im Glasbehälter einer Kaffeemaschine. Gelegentlich wurde eine Suchmeldung über die hauseigene Lautsprecheranlage durchgegeben.
    Das Warten – Fegefeuer auf Erden.
    Die Familie war mit acht Personen vertreten, alle mit bleichen, von Sorge gezeichneten Gesichtern. Luke lag auf einer Couch, nach der Blutspende für den Bruder noch bleicher als die anderen. Er hatte allein zwei Drittel der für die Transfusion nötigen Blutmenge gespendet, Paul und Michael den Rest. Die Schwestern hatten eine andere Blutgruppe.
    Dana saß bei ihrem Mann auf der Couchlehne. Ihre Augen waren gerötet. Sie hielt Luke einen Plastikbecher hin, ermunterte ihn immer wieder, Coca Cola zu trinken.
    Luke stieß ihre Hand mit dem Becher weg. »Wenn ich mehr trinke, muss ich mich übergeben.«
    »Du bist noch immer blass …«
    »Natürlich bin ich blass. Mir ist kotzübel. Lass mich in Ruhe!«
    Mit flatternden Lidern ließ Paul den Blick über die Szene schweifen. Er ging auf und ab, sah zum tausendsten Mal auf die Uhr. Seine Frau Angela, blond und mollig, im wallenden Blumenkleid, war ungeschminkt, das Gesicht starr vor Anspannung.
    Die Minuten verstrichen zäh für die in Angst und Ungewissheit Gefangenen.
    Michael sah zu Decker hinüber. »Sie sollten …« Die Stimme versagte ihm. »Ihr Arm … Sie sollten sich behandeln lassen.«
    Pauls Blick fiel auf Decker, als sähe er ihn das erste Mal. Offenbar hatte er ihn bisher noch gar nicht wahrgenommen.
    »Was ist mit Ihrem Arm?«
    »Mom …« Michael räusperte sich. »Mom hat ihn angeschossen.«
    »Großer Gott!« Paul sank in einen Stuhl. »Hört dieser Albtraum denn nie auf?«
    »Möchtest du einen Schluck Wasser, Paul?«, fragte Angela mit verweinten Augen.
    »Danke, nein.« Er legte die Stirn auf die Knie. »Mir ist schlecht.«
    Ohne die Stellung zu verändern, legte er die Arme über den Kopf.
    Angela rang die Hände. »Ist mit Ihrem Arm soweit alles in Ordnung?«, fragte sie Decker.
    »Ich werd’s überleben.«
    »Mutter ist wirklich kein böser Mensch …« begann sie.
    Angela hielt inne, wartete darauf, dass jemand ihr beipflichtete. Als offenbar niemand zu Dolly Sparks’ Verteidigung die Stimme erheben wollte, sagte Decker: »Jemand sollte sich um Mrs. Sparks kümmern … ins Gefängnis rüberfahren, mit ihr und dem Anwalt sprechen. Im Augenblick hat sie nur einen Pflichtanwalt. Sicher möchten Sie so schnell wie möglich einen Rechtsbeistand Ihrer Wahl beauftragen.«
    Niemand sagte ein Wort. Keiner rührte sich.
    Evas Mann David klopfte ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Boden. Er hatte einen dunklen Teint, semitische Züge, schläfrige braune Augen, dichtes schwarzes Haar, und war alles in allem ein ausgesprochen gut aussehender Mann. Er trug ein loses Leinenhemd über Jeans. »Soll ich fahren?«
    Niemand antwortete ihm. Er sah Decker Hilfe suchend an.
    »Fände ich eine gute Idee«, sagte Decker.
    Eva hatte sich in der Couchecke zusammengerollt. Maggie war neben ihr, hatte den Kopf an ihre Schulter gelehnt und schnarchte leise mit leicht geöffnetem Mund.
    »Soll ich wirklich fahren, Eva?«
    Evas Blick schwenkte nur kurz in seine Richtung. Ihre Augen waren leer und ausdruckslos. »Mach, was du willst.«
    Paul hob den Kopf, sah auf die Uhr. »Du hast gesagt, sie hätten ihn gegen zehn hergebracht, Michael.«
    »So ungefähr«, antwortete Michael automatisch.
    »Das ist jetzt vier Stunden her«, schloss Paul. »Heißt es nicht, je länger desto besser?«
    Er hatte seine Frage an Michael gerichtet, aber der Medizinstudent reagierte nicht.
    »Hat mir jemand zugehört?«, drängte Paul.
    »Keine Ahnung, Paul«, sagte Luke schließlich. »Ich schätze, keine Nachrichten sind gute Nachrichten.«
    Paul sah prüfend in das Gesicht des Bruders. »Du bist ganz grau im Gesicht, Luke. Du musst mehr trinken.«
    »Dazu ist mir zu übel«, wehrte Luke ab. »Der ganze Raum schwankt wie ein Schiff bei Windstärke 10.«
    »Ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen«,
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