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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman
Autoren: PeP eBooks
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jalousie! (Siehst Du, mein Französisch wird schon besser!)
    Richte Mama Grüße von mir aus. Sie empfindet den Kampf, auf der einen Seite dafür zu sorgen, dass Ihr beide gesittet bleibt, und Dich auf der anderen Seite mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zu verheiraten, sicher als erfrischendes moralisches Dilemma. Sie schreibt, wie immer, die phantastischsten, langweiligsten Briefe. Sie lesen sich mehr wie Haushaltsführungsberichte als wie etwas anderes. Wie konnte eine so langweilige Frau sich so gut verheiraten? (Anne meint, sie müsse verborgene Begierden haben, was ziemlich empörend ist, besonders wenn man bedenkt, wie unser Stiefvater wahrscheinlich ohne Kleider aussieht. Ich habe ihr gesagt, so etwas sollte zwischen älteren Menschen unbedingt verboten werden, und abgesehen davon hat ma chère maman die Masche mit der jungfräulichen Königin ziemlich gut drauf − ihr armer Gatte muss jetzt mit Jesus wetteifern. Ich frage mich, ob sie jetzt, da wir so schrecklich reich sind, nicht in ein lebensgroßes Kruzifix investiert, um es über das Bett zu hängen.)
    Oh! In London zu sein!
    Ich wäre soooo gern bei Dir und endlich mitten im Leben!
    Stets Deine
    Diana
    PS: Ich habe gerade versucht, mir mit einer Stoffschere die Haare zu schneiden, und jetzt sehe ich aus wie der Junge, der für den Metzger ausliefert. Anne hat mir freundlicherweise einen Cloche geliehen. Bete für mich.

C ate ging die breite Treppe hinauf zu dem Treppenabsatz im ersten Stock, hinter dessen Geländer sie eine Sitzecke mit roten Plüschsamtsofas und kleinen Tischen entdeckte. Sie setzte sich, um sich zu sammeln. Es ist nicht nötig, ihn so anzufahren, dachte sie und verbarg den Kopf in den Händen. Sie war nur nervös, das war alles.
    In Wahrheit war sie davon ausgegangen, Jack wäre ein älterer Mann, etwa in Rachels Alter, ein sexloser Onkeltyp, der für ein paar Tage ein bisschen Hilfe brauchte. Und nicht ein Mann, der in einem Kabriolett herumflitzte, sie mit seinen eindringlichen blauen Augen anstarrte und Fragen stellte.
    Ich bin in Sicherheit, ermahnte sie sich. Schließlich war sie in England. Und hier, verborgen in diesem abgelegenen Haus, untergetaucht wie ein widerstrebender Zeitreisender, war sie geschützt, umgeben von der Schönheit und Opulenz eines anderen, eleganteren Zeitalters. Nichts konnte sie berühren. Am wenigsten ein Mann, den sie kaum kannte.
    Sie atmete tief durch und sah sich um. Was für ein Luxus, einen solchen Platz am oberen Ende einer Treppe zu haben. Hier hatten sich die Leute in ihrer Abendgarderobe versammelt, geplaudert, gelacht und noch eine Zigarette geraucht, bevor sie zum Abendessen nach unten gingen. Cate versuchte, sich die entspannten, weltgewandten Gespräche vorzustellen, die Schmeicheleien und Flirts, während der Duft von französischem Parfüm und dickem, ungefiltertem Zigarettenrauch in der Luft lag. Sie strich mit der Hand über das Sofa und spürte den dicken, abgenutzten Samt, weich und einladend.
    Doch sie war immer noch angespannt, unruhig. Sie stand auf, ging den Flur hinunter und schaute in jedes Zimmer, bis sie den Raum gefunden hatte, der sicher einst das Eltern schlafzimmer gewesen war, mit seinem kostbaren Mahagonibett und den dunklen, maskulinen Möbeln. Sie wandte sich in die entgegengesetzte Richtung. Ganz am anderen Ende des langen Flurs lag Lady Avondales Suite, eingerichtet in einem helleren, zurückhaltenderen, femininen Stil. An den in einem zarten Primelgelb gestrichenen Wänden hingen Aquarelle, das Bett war im französischen Empirestil, und vor dem Erkerfenster, das den Garten vor dem Haus überblickte, waren die blauweißen Chintzvorhänge zurückgezogen. Man konnte das Meer sehen. Jemand hatte die Fenster geöffnet, und auf der Kommode lagen hübsche frische Handtücher.
    Sie wurde erwartet.
    Sie setzte sich auf die Bettkante und versuchte, ihre rasenden Gedanken zu beruhigen. Es war sinnlos.
    Warum kam es ihr nie weit genug vor, selbst wenn sie sich noch so weit von New York entfernte?
    Sie öffnete ihre Handtasche und holte das Handy heraus. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Ein rotes Lämpchen blinkte − eine Nachricht. Sie steckte das Telefon wieder in die Handtasche. Dann warf sie sich quer über das Bett, rollte sich zusammen und schlang die Arme um die Knie.
    Der Raum war hübsch und elegant, doch er bot keinerlei Behaglichkeit. Sie drehte sich auf den Rücken. Ungewohntes Vogelzwitschern war zu hören. Es hätte tröstlich sein müssen, doch sie
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