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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition)
Autoren: Andreas Winkelmann
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Qualität war nicht besonders gut, zudem war sie durch Schritte und Bewegungen verwackelt. Die Person, die gefilmt hatte, war gleichbleibend zehn Meter hinter Kathi gegangen. Am rechten Bildschirmrand konnte ich hin und wieder ein Auto vorbeifahren sehen. Es musste abends gewesen sein. Gelbes Licht von hohen Peitschenlampen schimmerte auf feuchtem Straßenbelag. Die Straße kam mir bekannt vor, doch ich kam nicht drauf, welche es war.
    Der Film endete mit dem Standbild meiner Kathi, die im Begriff war, sich mir zuzuwenden. Oder der Person, die gefilmt hatte.
    Plötzlich war ich wie elektrisiert. Kathi hatte sich nicht freiwillig filmen lassen, sie war heimlich gefilmt worden! Jemand war hinter ihr her gewesen. Was hatte Theresa in der Schule gesagt? Kathie hatte sich von einem schwarzen Wagen verfolgt gefühlt.
    Ich startete das zweite Video und beugte mich gespannt über den Bildschirm. Es dauerte einen Moment, ehe ich begriff, was ich da sah. Und dann raubte es mir den Atem.
    Mein Kopf ruckte hoch, und ich blickte über den Rand des Bildschirms zum Fenster. Draußen war es dunkel. Im Glas spiegelte sich mein Gesicht, angestrahlt von der kalten blauen LED -Lampe. Es wirkte, als starre mich von draußen ein geisterhaftes Wesen an, das ein paar Meter über dem Boden schwebte. Ich warf einen schnellen Blick auf das Video, schaute dann nach rechts und links und suchte die Vergleichspunkte im Raum. Das Regal, die Yucca-Palme, der kitschige Kristalllüster aus Plastik unter der Decke.
    Verdammte Scheiße! Das durfte doch nicht wahr sein.
    In einer hastigen Bewegung stieß ich mich vom Schreibtisch fort und stand gleichzeitig auf. Der Stuhl rollte noch ein Stück weiter und krachte gegen das Regal. Wenn Iris nicht sehr fest schlief, musste der Lärm sie wecken, aber das war mir gerade egal.
    Ich verließ Kathis Zimmer, polterte die Treppe hinunter und traf unten auf dem Flur auf Heiko.
    «Was ist … was war das für ein Poltern?», fragte er.
    «Heiko?», kam eine dünne Stimme von oben. Iris war wach.
    «In den Garten, los, komm mit.»
    Ohne eine weitere Erklärung lief ich voraus. Öffnete die Terrassentür, trat auf die Terrasse, auf der Heiko und ich vor einer halben Stunde noch gestanden hatten, und sah zum Giebel des Hauses hoch. Das Fenster zu Kathis Zimmer war blau erleuchtet. Ich orientierte mich kurz, lief dann über den Rasen bis fast an die Grundstücksgrenze und sah wieder hinauf.
    Ja, die Perspektive stimmte.
    Aber wo? Wo war sie versteckt?
    «Andreas, was soll das?» Heiko hatte mich eingeholt und sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    Ich drehte mich im Kreis und suchte nach einer Möglichkeit. Es gab nur eine: das Vogelhaus. Heiko hatte es aus Birkenholz selbst gebaut. Es stand auf anderthalb Meter hohen Stelzen und war durch einen umlaufenden breiten Teller aus Holz katzensicher. Darauf thronte ein viel zu großes Häuschen mit Satteldach und vorgezogenen Landeplätzen für die Vögel.
    «Ich brauche eine Taschenlampe», blaffte ich Heiko an.
    «Wieso eine Taschenlampe, was soll …»
    «Bitte! Eine Taschenlampe», unterbrach ich ihn. Er starrte mich an, dann drehte er sich um und lief zurück ins Haus.
    Während ich wartete, brachte ich mich hinter dem Vogelhäuschen in Position, ging ein wenig in die Hocke und visierte über die Kante des Häuschendaches Kathis Zimmerfenster an.
    Ja, das passte. Ich sah sowohl das Regal als auch den Lüster und die Palme. Und ich sah – Kathi, die vor ihrem Schreibtisch stand!
    Ich taumelte erschrocken einen Schritt zurück. Erst als das Vogelhaus aus meinem Blickfeld verschwand, erkannte ich, dass nicht Kathi dort am Fenster stand, sondern Iris. Die beiden sahen sich sehr ähnlich, und aus der Entfernung hatte es wirklich so ausgesehen, als schaue Kathi aus einer anderen Sphäre auf mich hinab.
    Mein Herz wummerte wie verrückt.
    Über den Rasen kam Heiko mit einer Taschenlampe angelaufen.
    Gleichzeitig öffnete Iris oben das Fenster.
    «Hier», sagte Heiko.
    «Heiko, was soll das, wer war in Kathis Zimmer?», rief Iris.
    Ich nahm die Taschenlampe und suchte das Vogelhäuschen ab.
    Leider fand ich nicht, wonach ich suchte.
    «Was tust du da?», fragte Heiko.
    «Da», sagte ich und deutete zu dem Fenster hinauf. «Der Winkel stimmt ganz genau. Eine Kamera … hier war entweder eine Kamera installiert, oder jemand hat von hier aus Kathi in ihrem Zimmer gefilmt.»
     
     
    T ommy, was ist das?!«
    Als Thomas Resing ihre Stimme hörte, wusste er, dass er
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