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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
Autoren: Carol Kloeppel
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deutsches Bett hatte nicht einmal eine Untermatratze, um irgendwas festzustecken. Deutsche Betten, auch das musste ich lernen, sind lediglich mit einer Matratze ausgestattet und niedriger als ihre amerikanischen oder englischen Gegenstücke.
    »Was meinst du mit Oberlaken?«, fragte mich Peter.
    »Das Laken unter der Decke, das unter der Matratze festgestopft wird. Kennst du das nicht aus New York?«
    »Doch, schon, aber ich hatte mein eigenes Bettzeug aus Deutschland dabei. Die amerikanischen Betten sind nämlich fürchterlich. Wo ist da der Sinn, wenn die Füße unter einem engen Laken eingezwängt sind, sodass man sich nicht richtig bewegen kann? Das ist schrecklich unbequem. Wenn ich in einem amerikanischen Hotel übernachte, ziehe ich als Erstes das Laken unter der Matratze heraus. Ich verstehe nicht, wie man so schlafen kann.«
    Ich fragte mich, was die Zimmermädchen dachten, die sein Bett machten. Wahrscheinlich hielten sie ihn für einen unruhigen Schläfer oder Schlimmeres. Er hätte am Fußende seines Bettes ein Schild anbringen sollen: Bitte stopfen Sie das Laken nicht fest. Ich bin ein wild schlafender Deutscher.
    Nun, jede Partnerschaft verlangt Kompromisse, und mir wurde klar, dass wir auf die deutsche Art schlafen würden. Das war allerdings nur der erste von vielen Kompromissen, die noch folgen würden. Ich beschloss also, von nun an ein Leben ohne Oberlaken zu führen. Denn was war wichtiger, das Laken oder wer darunter lag?
    Nachdem dieser Punkt geklärt war, machte ich mich daran, die hässliche schwarze Bettwäsche zu ersetzen, kam jedoch wieder nicht weit. Ich konnte für unsere Bettdecke nämlich keinen Bezug finden, der groß genug war. Die meisten deutschen Paare schlafen getrennt unter zwei Einzeldecken auf zwei Einzelmatratzen, die nur zusammengeschoben sind. Einen Tag vor meiner Ankunft hatte Peter jedoch eine Decke in Übergröße für uns beide besorgt. Was für ein Mann! Er hatte nicht nur die romantische Version gewählt, sondern gleichzeitig auch die, die für warme Füße sorgt. Jede Frau, die unter kalten Füßen leidet, weiß, dass eine gemeinsame Decke der einzige Weg ist, um warme Füße zu bekommen. Dennoch schien die Größe unserer Bettdecke ziemlich außergewöhnlich zu sein, und eine vermeintlich leichte Aufgabe entpuppte sich als echte Herausforderung.
    Die Verkäuferin im Laden zeigte mir eine bescheidene Auswahl von passenden Bezügen, einer hässlicher als der andere. Sie war nicht besonders entgegenkommend, da mein Anliegen offenbar unüblich war. Sie fragte sich sicherlich, welche Menschen schon unter so einer riesigen Decke schlafen. Mit meinem fremden Akzent und meinem abstrusen Wunsch hätte ich auch genauso gut vom fernen Planeten Strange-Bed stammen können. Mehrere Versuche und Kaufhäuser und außerirdische Erlebnisse später gab ich auf. Meine Vorstellung von Auswahl und großem Sortiment war offensichtlichzu amerikanisch. In Deutschland hat der Kunde anscheinend ein viel beschränkteres Angebot. Außer bei Würsten. Doch die waren nun wirklich keine Alternative für schwarze Bettwäsche.
    Folglich stand bei meiner nächsten Reise nach New York ein Besuch bei ABC, einem Einrichtungshaus in Manhattan, auf dem Programm. Dort wollte ich mich nach passenden Bettbezügen umschauen, um sie mit nach Deutschland zu nehmen.
    Die große Hürde beim Laken-Shopping in Amerika bestand darin, die Größe unserer deutschen Bettdecke ins amerikanische System umzuwandeln. Während Amerikaner ihre Betten in Single, Double, Queen- oder Kingsize einteilen, benutzen die Deutschen das metrische System. So schläft eine Person beispielsweise in einem 120 × 200-Bett. Was braucht man sonst noch zu wissen? Schließlich hat man die exakte Angabe, wie viele Zentimeter breit und lang das Bett ist. Doch amerikanische Bettenverkäufer lässt diese Genauigkeit unbeeindruckt. Sie wollen einfach eine Größenbezeichnung wie Single, Double, Queen oder King hören. Und das Ermitteln der Bettgröße ist nur die halbe Miete. Schließlich brauchte ich auch Bezüge für die riesigen deutschen Daunenkissen.
    Glücklicherweise gerieten Peter und ich bei ABC an eine äußerst hilfsbereite Verkäuferin. Sie errechnete aus unseren Angaben, dass wir ein Bett der Maße Queensize extragroß hatten, und beriet uns äußerst freundlich bei der Wahl der passenden Bettwäsche. Angesichts des erfolgreichen Kaufs überkam mich Wehmut. Ich dachte: »Koste dieses herrliche Einkaufsvergnügen hier aus, wo die
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