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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
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stieg aus dem Wagen und schloss ihn ab. Nervös wie eine Katze sah sie sich nach allen Seiten um, spähte in die Ecken der Garage, auf die Mülltonne, über die langgezogene Veranda hinweg und rechnete beinahe mit einem Hinterhalt von FBI-Agenten, die ihre Dienstmarken aufblitzen ließen und Waffen auf sie richteten.
    Dreh jetzt nicht durch! Du hast es geschafft.
    Sie huschte den überwucherten Betonweg entlang zur hinteren Veranda, wo sich eine mittlerweile kahle Clematis strohig am Fallrohr emporrankte. Sie hantierte mit ihrem Schlüsselbund, bis sie endlich den gewünschten Schlüssel fand und ins Schloss schob.
    Klick.
    Der Schlüsselbund klimperte, als sie zitternd vor Nervosität den Schlüssel fürs zweite Schloss erwischte, ihn drehte und ein wenig hin- und herbewegte, bis der uralte Riegel mit metallischem Knirschen zurückfuhr. Mit der Schulter schob sie die klemmende Tür auf und wurde von einem muffigen, abgestandenen Geruch empfangen. Sie nahm sich vor, irgendeinen Lufterfrischer zu besorgen, denn das Häuschen war acht Monate lang unbewohnt gewesen. Vielleicht konnte sie sogar Marla dazu bewegen, ihren Hintern hochzukriegen und zu Lysol und Mopp zu greifen. Es war zwar nicht so, dass Marla in dem großen Haus nicht auch solche Arbeiten verrichtet hätte, aber sie fühlte sich immer noch verfolgt und hatte Angst, dass jemand sie sehen könnte.
    »Ich gehe nie wieder zurück«, hatte sie Elyse anvertraut.
    »Nie im Leben. Vorher müssten sie mich umbringen.«
    Und Elyse glaubte ihr.
    Sie schloss die Tür hinter sich ab und warf ihre Ledertasche, der sie einen weißen Beutel entnahm, auf den Treppenabsatz. Eine halbe Treppe höher befand sich die Küche, wo ein undichter Wasserhahn tropfte und eine altmodische Wanduhr die Sekunden ihres Lebens zählte. Doch was sich dort oben abspielte, interessierte sie nicht. Vielmehr vergewisserte sie sich noch einmal, dass beide Schlösser verriegelt waren, und stieg dann die knarrende Treppe hinab in den muffigen, stets feuchten Keller. Die Decken waren so niedrig, dass ein hochgewachsener Mann sich unter den Balken ducken musste, und in den dunklen Ecken der Balkendecke hatte sie zahlreiche Spinnennetze gesehen.
    Obwohl das Haus für ihre Zwecke perfekt war, verursachte es ihr jetzt eine Gänsehaut.
    Vorbei an einer verrosteten Waschmaschine und einem Trockner näherte sie sich der hinteren Wand des feuchten Raums. Die war jedoch nicht das, was sie zu sein schien. Im Lauf des letzten halben Jahrhunderts hatte einer der Hausbesitzer an einem Ende des Kellers eine Mauer gezogen und so Raum für einen verborgenen Weinkeller geschaffen. Was an sich sonderbar war, denn der Keller war viel zu feucht, um hier das richtige Klima für irgendetwas Trinkbares schaffen zu können.
    Allerdings benutzte sie den geheimen Raum ja auch nicht zur Lagerung ihrer Lieblingsflaschen Pinot gris, Chardonnay oder Merlot.
    Diese Wand mit ihren verstaubten Regalen und der verborgenen Tür war das perfekte Versteck, wenn nicht für kistenweise Wein, dann doch zumindest für eine Ausbrecherin aus einem Gefängnis, dem es an Sicherheitsvorkehrungen mangelte.
    Darauf bedacht, nicht zu viel Lärm zu machen, für den Fall, dass Marla schlief, klopfte sie leise an die Regalwand. Marla war offenbar erschöpft von der anstrengenden Planung und Ausführung ihrer Flucht.
    Elyse wartete einen Moment und zog dann einen verborgenen Hebel. Mit einem Klick hob sich der Riegel, und ein Teil der Regalwand ließ sich in den kleinen Raum dahinter schieben.
    Sie flüsterte: »Hey, hier bin ich«, und schlüpfte in das fensterlose Zimmer, das im Augenblick nur vom flackernden bläulichen Schein des Fernsehbildschirms und von einer kleinen Nachttischlampe erhellt wurde. Der Raum war kahl: Es gab keine Bilder an den Wänden, die Einrichtung bestand lediglich aus einem Sessel, einem Bett, einem Nachttisch und der Kommode, auf der der Fernseher stand.
    Marla hob nicht einmal den Kopf zur Begrüßung.
    O Gott, sie war schlechter Laune.
    Toll.
    Die Euphorie nach der gelungenen Flucht hatte sich offenbar gelegt. »Willst du das wirklich ansehen?«, fragte Elyse, als sie sah, dass im stumm geschalteten Fernseher eine beliebte Realityshow lief.
    Wortlos bedachte Marla sie mit einem Blick, der alles sagte. Im Gefängnis hatte Marla offenbar eine Sucht nach allen möglichen schrägen Fernsehsendungen entwickelt. »Mir gefällt das. Es ist Eskapismus«, hatte sie mit der Andeutung eines Lächelns gesagt, hinter dem die alte,
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