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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
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den Landzipfel entlang bis zur Stanyan Street und dann hinauf in die Berge. Ihr Handy klingelte, als sie gerade eine steile Serpentine hinauf zum Mt. Sutro bewältigte. Sie zog das Gerät aus dem Seitenfach ihrer Handtasche und schaute aufs Display. Sie hätte das Handy an einen Zugang auf dem Armaturenbrett anschließen und frei sprechen können, doch die Nummer auf dem Display ließ sie die Stirn runzeln.
    »Nicht heute Abend«, sagte sie laut. Sie wollte sich jetzt nicht mit Jack befassen – diesem verlogenen, treulosen Mistkerl. O ja, das war er, und er war immer noch ihr Mann. Tja, aber nicht mehr lange. Sie verstaute das Handy wieder in seinem Fach und konzentrierte sich auf die schma le Straße, die unentwegt aufwärtsführte, vorbei an eleganten alten Häusern, erbaut vor hundert Jahren, umgeben von gepflegten Gärten. Vor dem Haus ihrer Großmutter angekommen, betätigte sie den elektronischen Toröffner und fuhr langsam weiter, als sich das alte schmiedeeiserne Tor ächzend öffnete. Sie hielt vor der Garage, drückte die Taste erneut und überlegte, als das Tor wieder geschlossen war, wie sie Beejay zusammen mit dem Pizzakarton, der Wickeltasche und ihrer Handtasche aus der Garage nach oben schleppen sollte, ohne das Baby fallen zu lassen oder überall geschmolzenen Käse und Tropfen von Marinarasoße zu hinterlassen.
    »Du hast gewonnen, Beejay. Du kommst als Erster mit«, sagte sie und warf ihre Handtasche in die übergroße Wickeltasche. Sie legte sich den Riemen über die Schulter, ging um den Wagen herum, ohne auf den appetitanregenden Knoblauch- und Peperoniduft zu achten, und befreite ihren Sohn aus dem Kindersitz. »Du kannst bei deiner Großmutter bleiben, wenn ich noch einmal hierher zurückkomme«, erklärte sie dem Jungen. Sie setzte ihn sich auf die Hüfte, mit der sie zuvor die Wagentür zugestoßen hatte. Als sie ihre Nase an seinem Ohr rieb, hörte sie ihn glucksen. »Also los.«
    Manchmal war es eine regelrechte Plage, Eugenia zu besuchen, wenn ihr Personal freihatte. Der Aufenthalt in dem alten Herrenhaus wäre so viel einfacher für Cissy, wenn jemand anwesend wäre, der sich um das Baby kümmern konnte. Dann würde sich auch die Frage des Abendessens erledigen und das schlechte Gewissen, weil die alte Dame, wenn Cissy nicht erschien, enttäuscht sein würde.
    Mit Beejay, der laute, schmatzende Geräusche von sich gab, nur um sich selbst zu hören, auf der Hüfte, folgte sie dem gepflasterten Weg zwischen den Rhododendren und Farnen, die noch vom Regen tropften, obwohl dieser bereits vor einer Stunde aufgehört hatte. Dieses alte Haus, in dem sie aufgewachsen war, beherbergte eine Menge Erinnerungen. Vielleicht zu viele. Manche gute und viele weniger gute, doch die Mauern aus Backstein und Mörtel, die Erker und spitzen Giebel hatten zwei Erdbeben und eine Generation von Cahills nach der anderen überdauert. Seit weit über hundert Jahren stand das Haus am Abhang des Mt. Sutro und bot einen weiten Ausblick über die Stadt und die Bucht. Cissy wusste nicht recht, ob sie das alte Haus nun liebte oder hasste.
    Ach, nun werde mal nicht sentimental, dachte sie und schob den Schlüssel in das alte Schloss.
    »Hallohoo«, rief sie, als die Tür sich öffnete. »Entschuldige die Verspätung, aber … O Gott!« Sie erstickte einen Schrei und wandte sich ab, schützte ihren Sohn vor dem Anblick ihrer Großmutter, die auf dem Marmorboden lag, den Kopf in einer Blutlache. »O Gott, o Gott, o Gott!«, flüsterte sie. Sie ließ die Schlüssel und die Windeltasche fallen und kramte, indem sie Beejay fest an sich drückte, in ihrer Handtasche nach dem Handy. Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Finger versuchten vergeblich, das Handy zu fassen. »Schon gut, schon gut, schon gut«, sagte sie leise immer und immer wieder, bis sie das Handy fand und die Notrufnummer wählte.
    Beejay spürte instinktiv ihre Bestürzung und begann zu heulen. Cissy riss sich zusammen und setzte ihn auf eine Bank auf der Veranda. »Bleib einen Moment hier sitzen, Schätzchen«, wies sie ihn an.
    »Nein!«, schrie er und kletterte sofort wieder von der Bank herunter, kaum dass sie ins Haus eilte.
    »Gran!« Cissy ließ sich auf ein Knie nieder und suchte, das Handy ans Ohr gepresst, mit den Fingern der anderen Hand am Hals ihrer Großmutter nach dem Puls. Sie spürte nichts unter den Fingerspitzen, keinen Hinweis auf ein klopfendes Herz. »Oh, Gran, bitte, sei nicht tot.« Ihr Magen krampfte sich zusammen; sie glaubte, sich
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