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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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Brückenjob, ließ einer von den Arbeitern ein Floß flussabwärts treiben. Tommy drehte völlig durch. Ließ den Typen hinter dem Floß herwaten, Tommy hinter ihm her, hielt ihn am Ohr gepackt. Ich hab alles genau gesehen. Das Biest muss sieben, vielleicht acht Meter lang gewesen sein. Und dicker als ein verdammter Kühlschrank. Übles Viech. Zähne wie Gleisnägel. Schoss aus dem Wasser raus, diesem dreckigen scheißebraunen Wasser, kam aus dem Unkraut ...«
    Saks musste einen Moment innehalten, weil seine Stimme zitterte. Seine Augen wurden feucht. Er atmete langsam ein und aus. »Diese gottverfluchte Drecksechse packte Tommy in der Mitte, und wir mussten alle dabei zusehen. Wir hörten seine Knochen wie morsche Äste knacken. Überall Blut. Tommy schrie und schrie. Die Einheimischen schrien. Ich glaube, ich hab auch geschrien.« Er befeuchtete seine Lippen. »Tommy war ein großer Kerl. Über 1,90 Meter, 120 Kilo, alles nur Muskeln. Aber für dieses Scheißkrokodil nichts weiter als eine Stoffpuppe. Es schüttelte Tommy hin und her, bis er sich nicht mehr rührte. Als wir unten ankamen, hatte das Biest Tommy schon flussabwärts geschleppt. Ich sah, wie es ihn unter Wasser zog. Und wie sich einer von Tommys Armen bewegte, bevor er untertauchte, als wollte er uns zum Abschied zuwinken.«
    Nach einem Moment des Schweigens fragte George: »Habt ihr ihn gefunden?«
    »Nein. Nicht mal seinen Hut. Das Krokodil kam nie zurück.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich auffressen zu lassen«, grummelte Menhaus.
    »Ich auch nicht«, stimmte Fabrini zu. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Ein Kaiman«, überlegte Cushing. »Wahrscheinlich war’s ein Kaiman. Ein großer. Ein Mohrenkaiman.«
    »Zu wissen, wie das Biest heißt, bringt ihn auch nicht zurück«, meinte Cook.
    Alle sahen ihn an. Es war das erste Mal, dass sie ihn reden hörten, ohne dass er auf eine direkte Frage antwortete. Die Logik seiner Bemerkung brachte alle zum Schweigen.
    »Yeah, ein Kaiman, genau. Das muss es gewesen sein«, sagte Saks schließlich. »Aber wo wir hinfahren, wird es nicht so schlimm. Da gibt es keine Krokodile oder beschissenen Kaimane. Nehmt euch nur vor Schlangen in Acht. Und um Insekten müsst ihr euch keine Sorgen machen, da wird genug gesprüht. Ihr seid da unten sicher. Seid nur vorsichtig.«
    »Deshalb erzählst du uns das alles, nicht wahr, Saks?«, fragte Cushing. »Damit wir vorsichtig sind.«
    »Genau. Der Dschungel ist primitiv, Mädels. Vergesst das nicht. Da unten seid nicht ihr der Boss, da ist der Dschungel der Boss. Begegnet ihm mit Respekt, denn er hat vor euch ganz sicher keinen.«
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, stöhnte Soltz, stemmte sich hoch und rannte zur Tür hinaus, die er weit offen stehen ließ. Der Wind knallte sie gegen die Wand.
    Nur Augenblicke später erschien der Kopf von Gosling, dem Ersten Offizier. »Macht gefälligst diese Luken dicht, wenn ihr rein- oder rausgeht, oder ich werfe euch eigenhändig den gottverdammten Haien vor!«
    Er knallte die Luke zu und verschwand.
    Menhaus und Fabrini gingen als Nächste, schimpften unentwegt über den Job, über das Leben, über die Natur im Allgemeinen. Cook ließ sie wortlos zurück. Nur Cushing, George und Saks blieben da.
    »Wir sollten ein bisschen schlafen«, meinte Cushing.
    »Ja«, nickte George und schob seinen halb vollen Teller von sich. Er hatte keinen Appetit mehr. Ihm war schlecht. »Kommst du, Saks?«
    »Nein. Ich glaube, ich bleib noch ’ne Weile sitzen und erinnere mich an meinen Freund.«
    Cushing und George warteten, wussten nicht, was sie sagen sollten.
    Saks zog eine Grimasse. »Was wollt ihr? Verpisst euch endlich.«
    Sie ließen ihn allein.
    6
    Gosling, der Erste Offizier, leckte sich über die papiertrockenen Lippen und zündete seine Pfeife an.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Er stand vor dem Ruderhaus und ließ seinen Blick über das Deck schweifen. Es war beleuchtet, deshalb konnte er alles sehen. Alles sah normal aus ... und doch, und doch kam ihm irgendwas nicht koscher vor. Er konnte es tief im Inneren spüren. Ob man es nun Instinkt nannte oder Intuition oder was auch immer – etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er konnte es nur nicht genau benennen. Er spürte das gleichmäßige Pochen der Motoren durch die Deckplatten unter seinen Füßen. Es war nichts Mechanisches. Nach vielen langen Dienstjahren auf unterschiedlichen Frachtern konnte er buchstäblich spüren, wenn es irgendwo ein maschinelles Problem gab, genauso wie ein Mensch
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