Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition)
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
nickte einmal knapp. »Nicht nur das, ein paar haben mit ihren iPhones Fotos gemacht. Kids, total daneben!«
    Ich begann, den Rest der Fotos durchzusehen. Das brennende Mädchen hatte den Kopf zurückgeworfen, und es war nicht möglich, sein Gesicht zu sehen. Das war etwas, wofür man dankbar sein konnte. Schlimmer waren die undeutlichen Umrisse, die durch die Flammen hindurch sichtbar waren und aussahen wie Fleischklumpen, die von ihrem Körper abschmolzen. Ihre linke Hand, der Kamera entgegengestreckt, war schwarz verkohlt. Sie sah mehr aus wie eine Hühnerklaue als etwas, das man an einem menschlichen Körper vorfinden könnte.
    Auf dem fünften Foto in dem Stapel lag das Mädchen am Boden. Ein langhaariger Mann in einem Dinnerjackett stand mit schockiertem Gesichtsausdruck dicht neben ihm, einen Feuerlöscher in den Armen. Daneben war ein umgekippter Eiskübel. Eine junge Frau in einem blauen Kleid hielt einen Wasserkrug in der einen Hand.
    »Sie war zu dem Zeitpunkt ziemlich high. Irgend so eine neumodische halluzinogene Droge«, berichtete Joesbury. »Man kann nur hoffen, dass sie nicht viel von dem mitgekriegt hat, was passiert ist.«
    »Und was hat das mit dem SO 10 zu tun?«, fragte ich.
    »Das war meine erste Frage«, erwiderte er. »Die Kollegen von der zuständigen Kriminalpolizei machen sich keine übermäßigen Gedanken deswegen. Die haben den klassischen Drei-Punkte-Check gemacht, um einen Selbstmord festzustellen, und nichts gefunden, was auf irgendetwas Schlimmes hinweist.«
    Ich gestattete mir einen Moment für die stumme Frage, was wohl schlimmer sein sollte, als sich selbst in Brand zu stecken. »Damit kenne ich mich nicht aus«, sagte ich. »Was Sie da gerade über diese drei Punkte gesagt haben.«
    »Mittel, Motiv, Absicht«, antwortete Joesbury. »Zuerst überprüft man bei einem möglichen Suizid, ob das, was den Tod herbeigeführt hat, zur Hand war. Eine Pistole gleich neben der Schusshand, eine Schlinge um den Hals und irgendwas zum Draufsteigen, so was in der Art. In Bryonys Fall wurde der Benzinkanister draußen vor dem Saal gefunden. Und der Ermittlungsbeamte hat eine Quittung dafür in ihrem Zimmer gefunden. Außerdem hat er Spuren der Droge gefunden, mit der sie sich Mut angekifft hat.«
    Irgendjemand beugte sich herüber, um ein leeres Glas auf dem Tisch abzustellen, und erblickte die Fotos. Ohne aufzuschauen schob ich die Bilder unter die Akte.
    »Der nächste Punkt ist das Motiv«, dozierte Joesbury weiter. »Bryony war schon seit einiger Zeit depressiv. Sie war ein kluges Mädchen, aber sie hatte Mühe, ihr Studium zu bewältigen. Hat geklagt, dass sie nie schlafen könnte.«
    »Und was ist mit Absicht?«
    Joesbury nickte. »Sie hat eine Nachricht an ihre Mutter hinterlassen. Kurz und sehr traurig, hab ich gehört. Der Bericht des Kollegen, der als Erster am Ort des Geschehens war, ist in der Akte. Auch der der Spurensicherung, die das Zimmer des Mädchens unter die Lupe genommen hat«, fuhr er fort. »Keinerlei Anhaltspunkte für eine Inszenierung.«
    Inszenierung bezieht sich auf Tricks, die Mörder manchmal anwenden, um ihre Tat wie Selbstmord aussehen zu lassen. Eine Pistole neben die Hand eines Opfers zu legen wäre ein klassisches Beispiel. Das Fehlen der Fingerabdrücke des Opfers auf der Waffe würde auf eine Inszenierung hindeuten.
    »Und ein paar hundert Leute haben gesehen, wie sie es getan hat«, setzte ich hinzu.
    »Auf jeden Fall haben sie sie in Flammen stehen sehen«, meinte Joesbury. »Und das ist der dritte Suizid an der Uni in diesem Studienjahr. Sagt Ihnen der Name Jackie King etwas?«
    Ich dachte kurz nach und schüttelte den Kopf.
    »Hat sich im November das Leben genommen. Wurde in ein paar überregionalen Zeitungen erwähnt.«
    »Das muss ich übersehen haben.« Seit dem Fall, den wir beide bearbeitet hatten, hatte ich Zeitungen und die Nachrichten mit voller Absicht gemieden. Ich würde mich nie wohl dabei fühlen, meinen eigenen Namen im Rampenlicht zu sehen. Und immer wieder daran erinnert werden, was das Team alles durchgemacht hatte, war, wie Therapeuten sagen würden, dem Heilungsprozess nicht gerade förderlich.
    »Ich kapier’s immer noch nicht«, sagte ich. »Wieso interessiert sich das SO 10 für einen College-Selbstmord?«
    Joesbury zog eine zweite Akte aus seinem Rucksack. Ihn zu bitten, sie nicht aufzuschlagen, schien keine Option zu sein, also saß ich da und wartete ab, während er einen weiteren Stapel Fotos daraus hervorzog. Nicht dass mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher