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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition)
Autoren: Sharon Bolton
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ist, auch nur daran zu denken, Sie auf so einen Fall anzusetzen, und dass Sie mir sagen sollen, ich soll mich zum Teufel scheren.«
    »Grüßen Sie sie von mir«, erwiderte ich. Dana war DI Dana Tulloch, die das Ermittlungsteam geleitet hatte, das ich letzten Herbst unterstützt hatte. Außerdem war sie Joesburys beste Freundin. Ich mochte Dana, doch ich konnte nicht anders, ich nahm ihr ihre Nähe zu Joesbury übel.
    »Andererseits«, sagte er gerade, »sind wir eigentlich weitestgehend durch Dana auf den Fall aufmerksam geworden. Sie ist auf inoffizieller Ebene von einer alten Studienfreundin kontaktiert worden, die jetzt Leiterin der Studentenberatung an der Cambridge University ist.«
    »Was ist das für ein Fall?«, wollte ich wissen.
    Joesbury öffnete die Akte. »Sie haben doch einen guten Magen?« Ich nickte, obwohl mein Magen in letzter Zeit nicht gerade auf die Probe gestellt worden war. Er zog einen kleinen Stapel Fotos aus der Akte und schob sie hin. Ich warf einen kurzen Blick auf das oberste und musste einen Moment lang die Augen schließen. Manche Dinge sollte man wirklich lieber niemals zu Gesicht bekommen.

4
    Evi ließ den Blick an der Ziegelmauer entlangwandern, die ihren Garten umgab, über die Gebäude in der Nähe, in dunkle Bereiche unter Bäumen, und fragte sich, ob die Angst wohl den Rest ihres Lebens überschatten würde.
    Angst vor dem Alleinsein. Angst vor Schatten, die sich zu fester Substanz verdichteten. Vor geflüsterten Worten, die aus der Dunkelheit gehuscht kamen. Vor einem schönen Gesicht, das nicht mehr war als eine Maske. Angst vor den wenigen kurzen Schritten zwischen der sicheren Zuflucht ihres Autos und ihrem Haus.
    Irgendwann musste es ja doch sein. Sie schloss den Wagen ab und machte sich auf den Weg zu ihrem Gartentor. Das schmiedeeiserne Gittertor war alt, aber es war neu eingehängt worden, so dass es auf eine leichte Berührung hin aufschwingen würde.
    Der Ostwind von den Marschen blies an diesen Abend kräftig, und die Blätter der beiden Lorbeerbäume raschelten gegeneinander wie altes Papier. Sogar die winzigen Blätter der Buchsbaumhecke führten kleine Tänze auf. Lavendelbüsche säumten den Weg auf beiden Seiten. Im Juni würde der Duft sie zu Hause willkommen heißen wie ein Lächeln auf dem Gesicht eines geliebten Menschen. Jetzt waren die ungekürzten Stängel kahl.
    Das Queen-Anne-Haus, vor fast dreihundert Jahren für den Schulmeister eines der älteren Colleges von Cambridge erbaut, war das Letzte gewesen, was Evi als Domizil erwartet hätte, als sie ihre neue Stelle angenommen hatte. Es war ein großes Haus aus warmen, sanft roten Backsteinen mit Verzierungen aus hellem Sandstein, eines der prestigeträchtigsten in der Schenkung der Universität. Sein vorheriger Bewohner, ein international renommierter Physikprofessor, der zweimal nur knapp an einem Nobelpreis vorbeigeschrammt war, hatte fast dreißig Jahre darin gewohnt. Nachdem Meningitis seine unteren Extremitäten gelähmt hatte, hatte die Universität das Haus behindertengerecht umgebaut.
    Der Professor war vor neun Monaten gestorben, und als man Evi die Stelle als Leiterin des psychologischen Studentenbetreuungsdienstes angeboten hatte, hatte die Universität eine Chance gesehen, einen Teil ihrer Investition wieder hereinzuholen.
    Der Gartenweg aus Steinplatten war kurz. Nur fünf Meter mitten durch den Vorgarten, und sie hätte die kunstvoll verzierte vordere Veranda erreicht. Laternen zu beiden Seiten der Haustür beleuchteten den Weg in seiner ganzen Länge. Normalerweise war sie froh darüber. Heute war sie sich da nicht so sicher.
    Denn ohne die Lampen hätte sie wahrscheinlich die Spur aus Tannenzapfen nicht gesehen, die vom Gartentor zur Haustür führte.

5
    »Was Sie hier sehen, ist Bryony Carter«, erklärte Joesbury mir. »Neunzehn Jahre alt. Medizinstudentin im zweiten Semester.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie hat sich angezündet«, antwortete er. »An dem Abend, an dem in ihrem College der Weihnachtsball stattgefunden hat, vor ein paar Wochen. Vielleicht war sie sauer, weil sie nicht eingeladen war, aber das Dinner war schon fast zu Ende, als sie reingetaumelt kam wie eine menschliche Fackel.«
    Ich riskierte einen schnellen Blick auf die in Flammen gehüllte Gestalt. »Schlimm«, meinte ich. Das schien nicht auszureichen. Von eigener Hand zu sterben war eine Sache, dafür den Feuertod zu wählen, etwas ganz anderes. »Und die Leute haben gesehen, wie das passiert ist?«
    Joesbury
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