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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce
Autoren: Nic Bennett
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Millionen verdienen, einen Anzug tragen und ein schnelles Auto fahren.
    Es begann in den Sommerferien. Er war nicht im Internat, sondern zu Hause, allein und gelangweilt. Seine Mitschüler waren alle mit ihren Familien weggefahren oder trafen sich mit Freunden »von zu Hause«. Jonah hatte zu Hause keine Freunde. Und von einer Familie war bei ihm nicht mehr viel übrig. Seine Eltern waren geschieden und er lebte bei seinem Vater, einem mürrischen, distanzierten Mann, der viel arbeitete und häufig geschäftlich unterwegs war. Seine Mutter hatte Jonah nicht mehr gesehen, seit sie vor drei Jahren in die Vereinigten Staaten geflüchtet war, um dort ein »neues Leben« zu beginnen. Das Hausmädchen war vielleicht das, was einer Familie am nächsten kam, allerdings hatte es erheblich mehr Interesse daran, etwas mit seinem neuen Freund zu unternehmen als mit Jonah.
    Und dann, zwei Wochen vor Ende der Ferien, fand er auf der Arbeitsplatte in der Küche ein Memo von Helsby, Cattermole & Partners. Sein Dad musste es gestern Abend dort vergessen haben, als er wutentbrannt den Inhalt seines Aktenkoffers ausgekippt hatte, weil er seinen Pass nicht finden konnte. Jonah wusste, dass er nicht herumschnüffeln sollte, aber in der ersten Zeile des Memos stand »Betr. Boys and Girls Day – Bringen Sie Ihre Kinder mit ins Büro«, also war es doch irgendwie für ihn bestimmt. Schließlich war Helsby Cattermole die Bank, bei der sein Vater arbeitete, und Jonah war sein einziges Kind. Als Jonah das Memo zu Ende gelesen hatte, überschlugen sich die Gedanken in seinem Kopf. Die Gelegenheit, einen ganzen Tag mit seinem Vater zusammen in der Bank zu verbringen, war genau das, wonach er gesucht hatte. Wenn er mit ihm zur Arbeit ging, hatten sie vielleicht endlich einmal etwas, über das sie reden konnten.
    Natürlich sagte sein Vater zuerst Nein, doch davon ließ sich Jonah nicht abschrecken. Er lag ihm so lange damit in den Ohren, bis er die Antwort bekam, die er haben wollte.
    Jetzt war es so weit und Jonah vor Aufregung völlig aus dem Häuschen. Selbst die Tatsache, dass sein Wecker um 5.30 Uhr klingelte, konnte seine Begeisterung kein bisschen dämpfen. Er würde einen ganzen Tag mit seinem Vater verbringen. Nur sie beide. In seinem Büro!
    Er sprang aus dem Bett, zog sich an und rannte nach unten, um zu frühstücken. Dann lief er zurück nach oben, um sich die Zähne zu putzen und seine Schuhe zu holen. »Dad, hast du meinen anderen Schuh gesehen?«, brüllte er, während er die Treppe wieder hinunterrannte und einen schwarzen Slipper in die Höhe hielt.
    »Nein«, sagte David Lightbody, der an der Haustür stand und ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippte. Es war jetzt 6.15 Uhr, zehn Minuten nach der Zeit, zu der er sonst immer das Haus verließ.
    »Ich weiß nicht mehr, wo ich ihn gelassen habe.« Jonah wühlte sich durch die Schuhe, die sie immer neben die Haustür stellten.
    »Wo hast du den anderen gefunden?« David klang nicht gerade verständnisvoll.
    »Vor meinem Bett.« Jonah durchsuchte immer noch den Berg abgestellten Schuhwerks.
    »Hast du schon unter dem Bett nachgesehen?«
    Jonah hörte auf zu suchen. In seinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. »Nein«, antwortete er. Sein Vater schaffte es immer wieder, ihn wie einen Idioten dastehen zu lassen, obwohl Jonah sich doch so viel Mühe gab, ihn zu beeindrucken. Er schluckte. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er, während er die Treppe nach oben lief und Sekunden später mit dem anderen Schuh zurückkam, nur um festzustellen, dass sein Vater bereits das Haus verlassen hatte.
    »Mach die Tür hinter dir zu und komm endlich«, brüllte David, der schon in Richtung U-Bahn-Haltestelle eilte.
    Jonah schlüpfte in seinen Schuh, knallte die Haustür hinter sich zu und rannte seinem Vater nach, während ihm die strohblonden Haare in die Augen fielen. Als er ihn eingeholt hatte, musste er trotzdem noch alle paar Meter einen schnellen Hüpfer machen, um nicht wieder zurückzufallen. In letzter Zeit war er ein ganzes Stück gewachsen, zudem war er Mitglied in der Leichtathletikmannschaft seiner Schule, aber das reichte immer noch nicht, um mit den langen Schritten seines Vaters, der eins zweiundachtzig groß und sehr kräftig gebaut war, mithalten zu können.
    »Dad, gehen wir den ganzen Weg zur U-Bahn-Station zu Fuß?«, fragte Jonah.
    David nickte, ohne sich umzudrehen. Sein grauer Trenchcoat raschelte, als er seine Gangart sogar noch beschleunigte.
    »Gehst du
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