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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce
Autoren: Nic Bennett
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Das trinken wir im Gehen. Wir haben keine Zeit, um uns hinzusetzen.«
    Mist, dachte Jonah, während er den weißen Becher an der Pappmanschette festhielt. Heiße Schokolade war so ziemlich das Einzige, was er an heißen Getränken kannte, und davon aß er in der Regel nur die Schlagsahne, die obendrauf gespritzt wurde. Während sie eine enge Gasse hinuntergingen, führte er langsam den Becher zum Mund. Seine Zunge tastete nach dem Loch im Deckel. Es roch nach nichts. Vorsichtig kippte er den Becher ein Stück nach oben. Plötzlich brannte seine Zunge, dann seine Unterlippe und dann sein Gaumen. Der Kaffee war viel schneller und viel heißer aus der Öffnung im Deckel geflossen, als er erwartet hatte. Hastig drehte er den Becher wieder senkrecht und vergewisserte sich mit einem raschen Blick nach unten, dass er nicht auf sein weißes Button-Down-Hemd gekleckert hatte, erst dann nahm er den Geschmack in seinem Mund wahr. Bis jetzt war alles, was er getrunken hatte, süß gewesen: Fruchtsaft, Cola, Energy-Drinks, Milchshakes. Das, was er jetzt im Mund hatte, war bitter und überhaupt nicht süß. Es schmeckte nicht schlecht, aber gut war es auch nicht. Er wartete, bis der Kaffee sich etwas abgekühlt hatte, nahm noch einen Schluck und testete zögernd. Auf seiner Zunge spürte er die süße Schokolade, die auf den Schaum gestreut worden war.
    Plötzlich nahm er seine Umgebung viel bewusster wahr als vorher. Alles war viel lauter als noch vor einer Minute. Bilder waren schärfer. Ein Bus fauchte und zischte, ein Hund bellte, eine kleine Frau sagte etwas mit einem ausländischen Akzent. Überall waren Menschen, sie überquerten die Straße, liefen über den Bürgersteig, starrten aus den Fenstern des Busses. Für Jonah war ein derart ausgeprägtes Bewusstsein etwas völlig Neues. Wenn Kaffee immer diese Wirkung hatte, konnte er gut verstehen, warum die Erwachsenen eine Tasse nach der anderen in sich hineinkippten.
    »Wie schmeckt dir der Kaffee?«, erkundigte sich sein Vater laut. Schrie er etwa?
    »Macht munter«, antwortete Jonah. Dann ließ er sich von seinem Koffeinrausch zu einer Frage hinreißen: »Erzählst du mir, was wir heute tun werden?«
    David kniff die Augen zusammen. »Ich möchte nicht, dass du dir irgendwelche Hoffnungen machst. Du wirst nicht viel tun können. Es gibt schließlich Regeln, verstehst du?«
    »Ja«, murmelte Jonah, während eine heulende Polizeisirene durch die Ermahnungen seines Vaters drang. Es gab immer irgendwelche Regeln.
    »Du wirst ganz still sein müssen, da es um eine Menge Geld geht.«
    »Ja, Dad«, versprach Jonah. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass er danach gefragt hatte, was sie tun würden, nicht danach, was sie nicht tun würden. Er trank noch einen Schluck von seinem Kaffee und stampfte mitten durch die Pfützen, die nach dem Gewitter in der Nacht entstanden waren.
    »Setz dich einfach hin und hör zu. Du wirst wahrscheinlich das einzige Kind im Büro sein. Ich bezweifle, dass sonst noch jemand seine Kinder mitbringt. Bis jetzt war das jedenfalls noch nie der Fall.«
    Es reicht! ,dachte Jonah. Er blieb abrupt stehen. »Dad, ich hab’s begriffen. Ich bin zwölf. Ich bin kein Baby mehr«, sagte er, während er versuchte, sich ein bisschen größer zu machen. »Ich werde dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich will einfach nur wissen, was du den ganzen Tag lang machst. Das könnte, glaube ich, interessant sein.«
    »Ich … ähm … äh«, stammelte Jonahs Vater, der offenbar völlig aus der Fassung war. »Ja. Tut mir leid. Du hast recht. Es wird eine … lehrreiche Erfahrung sein … für uns beide.« Eine Seite seines Munds verzog sich nach oben zu einer Art verhaltenem Lächeln und die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, seit sie das Haus verlassen hatten, schien sich aufzulösen. Jonah war sehr zufrieden mit sich, aber auch leicht überrascht.
    Er starrte auf den Kaffee in seiner Hand. Das Zeug ist klasse, dachte er.
    »Fangen wir noch mal ganz von vorn an«, sagte David. »Ich will dir ein bisschen was über die Bank erzählen. Wir sind nicht die Größten in der Finanzbranche, aber wir arbeiten sehr gewinnbringend. Wir tun das, was wir können, und das machen wir sehr gut. Helsby, Cattermole & Partners ist …« Jonah versuchte, sich auf die Worte seines Vaters zu konzentrieren, doch das, was um ihn herum geschah, lenkte ihn ab: Ein Mann schrie in sein Handy, ein Zeitungsverkäufer brüllte die Schlagzeilen von der Titelseite.
    »… wir verdienen Geld für
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