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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Autoren: Andrew Grant
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Rippen anfing zu kribbeln.
    » Ich rufe das CSU«, sagte Kaufmann. » Keine Sorge, die werden sie finden.«
    Klein zog mir den linken Arm auf den Rücken. Ich hörte das Aufschnappen einer starken Feder, rasch schloss sich eine Handschelle, und kaltes Metall presste sich an mein Handgelenk. Dann nahm er meinen rechten Arm, zog mich dabei hoch und legte mir die zweite Handschelle an.
    » Wie heißen Sie?«, fragte er.
    Ich gab keine Antwort.
    » Wo ist Ihr Ausweis?«
    Die Handschellen schnitten mir in die Gelenke, er hatte sie wesentlich fester gezogen als nötig.
    » Was ist da passiert?«
    Ich betrachtete die Vorderseite ihres Wagens. Er wies ein paar kleine Kratzer und Lackschäden auf, und in einem Scheinwerfer war ein kleiner Sprung.
    » Haben Sie den Kerl umgebracht?«
    Weiter unten am Kotflügel klebte ein Aufkleber, auf dem eine Belohnung versprochen wurde, wenn man einen Angriff auf einen Polizisten unter einer bestimmten Nummer meldete.
    » Na gut, das reicht. Sie kommen mit aufs Revier. Sollen sich die Detectives darum kümmern.«
    Klein ergriff meinen linken Arm knapp über dem Ellbogen, führte mich zu seiner Seite des Autos, öffnete die hintere Tür, legte mir die Hand flach auf den Kopf und ließ mich einsteigen. Als er sicher war, dass ich saß, knallte er die Tür zu. Der Sitz war kantig und hart. Obwohl der Wagen ziemlich groß war, gab es kaum Platz für meine Beine, da sich vor mir eine dicke Glasscheibe erhob, die den Fond des Wagens vom vorderen Teil abtrennte. Das zerkratzte und milchige Glas ließ mich kaum noch durch die Windschutzscheibe sehen. Also drehte ich mich seitlich und versuchte, mein Gewicht auf die Hände zu verlagern.
    Die Luft hinten im Wagen war warm und abgestanden. Es roch nach Desinfektionsmittel, ein starker, süßer Geruch, der doch nicht ausreichte, den Gestank dreckiger, klebriger Menschen zu überdecken. Als ich mich umsah, bemerkte ich fettige Abdrücke auf den Fensterscheiben neben mir. Sie kamen von den Leuten, die hier gesessen und ihre Stirn an die Scheiben gepresst hatten. Ich begann, durch den Mund zu atmen, und wünschte mir, ich könnte die Hände von den Polstern nehmen.
    Fünf Minuten später kam ein weiterer Wagen und parkte schräg auf dem Gehweg neben der Gasse. Ein weiterer Ford. Das gleiche Modell wie der Streifenwagen, aber schlicht dunkelblau. Müsste mal gewaschen werden. Auf dem Armaturenbrett blinkte ein rotes Licht, das die beiden Männer, die ausstiegen, nicht abschalteten. Sie schienen jenseits der fünfzig und trugen Anzüge und Regenmäntel mit einem goldenen Wappen auf der Brusttasche. Sie bewegten sich langsam und zielstrebig. Beide sahen übergewichtig aus.
    Auf der anderen Seite hielt ein weißer Kastenwagen ohne Aufschrift, aus dem zwei Männer in dunkelblauen Overalls ausstiegen und zu Kaufmann und Klein hinübergingen. Beim Näherkommen erkannte ich eingewebte Abzeichen des NYPD auf ihren Ärmeln. Als sich einer von ihnen einen Augenblick zu seinem Fahrzeug zurückwandte, konnte ich in großen weißen Buchstaben Crime Scene Unit auf seinem Rücken lesen.
    Die Techniker begannen die Gasse zu untersuchen, während die Männer zu mir in den Wagen sahen. Der Größere von ihnen kam herüber und schaute mich durch die Scheibe an wie ein Kind, das im Zoo ein ekliges Reptil erblickt. Sein Abzeichen besagte, dass er Detective war, verriet aber nicht seinen Namen. Nur eine Nummer war oben in das Metall geprägt. Nachdem er mich zwanzig Sekunden lang angestarrt hatte, rief er die anderen zusammen. Kaufmann und Klein schlossen die Vordertüren, sodass ich nicht hören konnte, was gesprochen wurde. Ein paar Minuten lang unterhielten sie sich angeregt, dann stellten sie sich vor das Auto. Ich sah die uniformierten Beamten heftig mit den Händen wedeln, gestikulierend wiesen sie auf die Leiche, auf mich, die Gasse und auf etwas auf der Straße, was ich nicht erkennen konnte.
    Schließlich beendete der größere der Detectives die Unterhaltung, und die Beamten stiegen wieder ins Auto ein. Keiner von ihnen sah mich an. Kaufmann ließ den Motor an und setzte auf die Straße zurück, dann machte der Wagen einen Satz nach vorne. Wir entfernten uns von der Gasse und, wie ich glaubte, von weiterem Ärger.

2
    Würde man mich heute fragen, wo ich zu Hause bin, fiele mir eine Antwort schwer.
    Natürlich habe ich eine Adresse, aber die verweist lediglich auf eine halb leere Wohnung in Barbican, London. Einzimmerappartment im Cromwell-Tower, im oberen Teil
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