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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Autoren: Andrew Grant
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Verhalten vom Rauchen im Gebäude bis zum Liegenlassen von Müll im Vernehmungsraum.
    Kaufmann ging zur Rezeption und stützte die Ellbogen auf den Tresen. Ein weiterer uniformierter Beamter kam aus einem Hinterzimmer und unterhielt sich kurz mit ihm. Die beiden schienen sich zu kennen. Wahrscheinlich war es ein altbekanntes Ritual. Ich war schließlich nicht der Erste, den Kaufmann mitten in der Nacht zum Verhör herschleppte. Schließlich lachte der Beamte hinter dem Tresen und schlug Kaufmann auf die Schulter. Dann drückte er auf einen Knopf, und in einer hüfthohen Glasbarriere zu unserer Rechten öffnete sich eine Tür. Klein schob mich hindurch und führte mich dann einige Stufen hinunter, die sich um drei Seiten eines Lifts wanden.
    Der nächste Gang brachte uns in einen großen, quadratischen Vorraum, dessen hintere Wand in zwei Abschnitte geteilt war. Die rechte, größere Seite bestand aus Metall. Die Oberfläche war grau gestrichen, und in regelmäßigen Abständen waren große Nieten angebracht. Der Rest der hinteren Wand war nur durch matte, schmutzig-weiße Gitterstäbe vom Vorraum getrennt. Alle anderen Wände bestanden aus weißgetünchtem Stein, und der Boden war mit einem glänzenden, getupften Material belegt. Man hatte das Gefühl, sich in einem Keller zu befinden. Es herrschte eine kalte und klamme Atmosphäre. Es gab nur drei Fenster, lange, schmale Öffnungen hoch oben in der Wand auf der linken Seite, die alle geschlossen waren. Sie sahen nicht aus, als könnte man sie öffnen, hatten keine Griffe und waren von dicken Metallstäben geschützt.
    Hinter einem abgestoßenen Schreibtisch zu unserer Rechten saß ein Beamter vornübergebeugt und konzentrierte sich auf einen Bildschirm. Auf seinem Abzeichen stand Jackman. Als er uns sah, schob er die Maus beiseite und stand auf.
    » ’n Abend, Jungs«, grüßte er. » Was habt ihr für mich?«
    » Nur den einen hier«, erklärte Kaufmann. » Wurde am Tatort eines Mordes in der Mulberry Street aufgegriffen.«
    » Ihr habt Glück, ich habe noch einen Platz frei. Wer hat den Fall übernommen?«
    » Keine Ahnung. Norman und Johns waren vor Ort. Sie sagten, sie wollen es der Tagesschicht überlassen.«
    » Kein Problem, das kriege ich später raus. Wie heißt euer Kunde?«
    » Keine Ahnung. Will er nicht sagen.«
    » Na gut, sehen wir ihn uns mal an.«
    Jackman nahm eine glänzende Metallschale von einem Aktenschrank und kam zu uns herüber. Systematisch durchsuchte er meine Taschen und legte jedes einzelne meiner Besitztümer in die Schale. Zum Schluss hatte er achtzig Cent in Münzen, achtzehn Dollar in Banknoten und die Schlüsselkarte meines Hotelzimmers. Er fügte meine Uhr hinzu, aber es sah immer noch nicht nach viel aus. Jackman betrachtete die Schale und schob ihren Inhalt mit dem Zeigefinger herum, als überlegte er, ob das als Besitz für einen anständigen Bürger überhaupt ausreichend wäre. Nach einem Augenblick runzelte er die Stirn, stellte die Schale auf dem Schreibtisch ab und durchsuchte mich erneut. Er fuhr mit den Fingern am Saum meiner Kleider entlang, knickte die Kragenecken um und sah in meine Stiefel. Es war eine wesentlich gründlichere Durchsuchung, als Klein sie in der Gasse vorgenommen hatte, doch das Ergebnis blieb das gleiche.
    Jackman brachte die Schale zur anderen Seite des Schreibtisches und schüttete den Inhalt in eine durchsichtige Plastiktüte, etwa dreißig Zentimeter lang und zwanzig breit. Groß genug für eine Pistole oder ein Messer. Kein Wunder, dass ihn meine Sammlung so enttäuschte. Er versiegelte die Tüte und hielt sie gegen das Licht, als ob er darauf hinweisen wollte, wie mickrig meine Besitztümer sich ausnahmen. Dann klebte er ein Etikett auf die Tüte und ließ sie in die oberste Schublade des Aktenschrankes fallen, die er, ohne hinzusehen, mit dem Ellbogen zustieß. Noch während sie sich in ihren ausgeleierten Rollen knirschend schloss, ging er zu den Gitterstäben hinüber.
    Klein nahm seine Pistole aus dem Halfter und legte sie auf die Ecke des Schreibtisches. Dann fasste er mich am Ellbogen und stieß mich vorwärts, während Jackman einen großen, schweren Schlüsselbund vom Gürtel löste, der aussah, als könnte er einem mittelalterlichen Kerkermeister gehören. Damit schloss er den Mittelteil des vergitterten Wandabschnitts auf und schwang die Tür auf, die sich nach außen öffnete. Klein schubste mich durch die Lücke. Jackman folgte ihm, zog die Tür hinter sich zu und verriegelte
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