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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Autoren: Andrew Grant
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Boden geglitten. Als ich mich bückte, um sie aufzuheben, trat sie nach mir. Ich blockte ihren Tritt mit den Unterarmen ab und hielt ihren Fuß fest, als sie ihn zurückziehen wollte. Dann hob und drehte ich ihn, sodass sie zur Seite fiel. Ihr Kopf traf die Wand, und sie war für einen Augenblick benommen. Ich griff nach ihrer Handtasche, fasste hinein und schloss meine Finger um etwas aus Holz und Metall, den Griff eines kleinen Revolvers. Ein Colt Detective Special. Nur war diese Frau kein Detective.
    Julianne richtete sich auf und sah mir ins Gesicht.
    » Du weißt, was ich von dir wissen will.«
    Sie antwortete nicht.
    » Wo ist sie?«, fragte ich. » Lesley.«
    » Woher soll ich das wissen?«, gab sie zurück.
    » Weil du für sie arbeitest.«
    » Tue ich nicht. Ich bin Journalistin.«
    » Schon möglich. Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall arbeitest du für Lesley.«
    » Wer hat das behauptet? Der lügt!«
    » Das glaube ich nicht. Es gibt eine gute Informationsquelle. Dein Haar.«
    » Was haben meine Haare damit zu tun?«
    » Sie riechen nach Kokos. Du hast sie gerade gewaschen.«
    » Na und?«
    » Genauso haben sie in Lesleys Käfig gerochen, als wir uns das erste Mal gesehen haben. Du hattest mir gesagt, du seist schon seit drei Tagen dort eingesperrt. So frisch riechen Haare nach drei Tagen nicht mehr. Du warst ein Köder. Das hätte ich gleich merken müssen.«
    » Das ist lächerlich. Ich bin ihr zu nahe gekommen, also wurde ich entführt.«
    » Schon gut. Ich weiß, was du getan hast. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Als wir uns unterhalten haben, hast du mir vorsichtig Informationen entlockt. Hast dafür gesorgt, dass wir bei unserem Fluchtversuch geschnappt wurden. Hast im Hotel meine Nerven getestet. Was hast du für heute Abend geplant? Willst du mich zum Dessert servieren?«
    Sie reagierte nicht.
    » Lass die Spielchen, Julianne. Sofort. Und sag mir, wo sie ist.«
    Sie antwortete nicht.
    » Gut«, sagte ich. » Ich gebe dir eine Minute Zeit zum Überlegen. Eines solltest du wissen: Lesley hat meine Freundin umgebracht. Völlig grundlos. Nur, um sich an mir zu rächen. Das heißt, es gibt nichts – absolut nichts –, was ich nicht tun würde, um sie zu finden.«
    » Ich kann es dir nicht sagen«, behauptete sie. » Du weißt, was sie mit mir machen würde.«
    Ich musste an Tanyas Gesicht denken, als ich es das letzte Mal gesehen hatte. Ihr Haar lag lose auf dem Edelstahl ausgebreitet, und unter ihrem Kopf lag eine Porzellanstütze wie ein Kopfkissen. Und eine Reihe großer blauer Stiche zeigte an, wo der Pathologe sie grob zusammengenäht hatte.
    Ja, das weiß ich. Und das wäre noch zu wenig, dachte ich.
    » Ist sie in der Stadt?«, fragte ich. » Sag mir wenigstens so viel.«
    » Ja«, antwortete sie.
    » Sag mir, wo, und sie ist um Mitternacht tot, das garantiere ich dir.«
    Sie antwortete nicht.
    » Ansonsten könnte ich anfangen, darüber nachzudenken, wer Lesley von Tanya und mir erzählt haben könnte«, überlegte ich. » Wer wusste denn, dass ich an jenem Abend mit jemandem vom Konsulat essen gehen wollte?«
    Sie antwortete immer noch nicht.
    » Und ich könnte mich fragen, ob ich dich überhaupt brauche«, fuhr ich fort. » Du hast gerade eine SMS geschrieben. Ich könnte einfach auf ihre Gorillas warten. Sie würden mich zu ihr bringen.«
    Immer noch schwieg sie.
    » Lass es uns so einfach wie möglich machen«, schloss ich. » Du sagst mir, wo sie ist, oder ich jage dir eine Kugel in den Kopf.«
    Sie nannte mir eine Adresse in der Bronx.
    » Vielen Dank«, sagte ich. » Oh, habe ich gerade ›oder ich jage dir eine Kugel in den Kopf ‹ gesagt?«
    » Ja, das hast du. Warum?«
    » Tut mir leid. Es hätte ›und ‹ heißen müssen …«
    Ich drückte zweimal ab und sah dann auf die Uhr. Es war elf Minuten vor neun. Noch mehr als drei Stunden bis Mitternacht. Es war nicht weit bis zur Bronx. Genug Zeit, um das zweite Versprechen einzulösen, das ich gegeben hatte.
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