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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Autoren: Andrew Grant
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abgewetzt, an den Kanten hatte sie Löcher, und das Seidenfutter war zerrissen. Außerdem war sie leicht gebogen, so als hätte er sie für gewöhnlich in der hinteren Hosentasche getragen. Die Kreditkartenfächer waren leer, doch dort, wo sich normalerweise das Bargeld befand, fand ich eine zerknickte Sozialversicherungskarte mit seinem Namen – Alan James McNeil – und einer Nummer: 900 - 14 - 0471 .
    Ich steckte die Brieftasche zurück und richtete mich auf. Als Nächstes würde ich die Spur zurückverfolgen, wo man ihn durch den Müll geschleift hatte. Ich wollte die Stelle finden, an der McNeil getötet worden war, vielleicht würde das Hinweise darauf geben, warum man ihn weggebracht hatte oder warum er überhaupt zum Opfer geworden war. Doch noch bevor ich beginnen konnte, erregte ein Geräusch hinter mir meine Aufmerksamkeit. Ein Fahrzeug. Schnell näher kommend. In meine Richtung. Vielleicht ein Zufall, aber das bezweifelte ich. Seit ich mich in der Gasse aufhielt, war sonst niemand vorbeigefahren. Und so wie die Leiche lag, konnte es gut sein, dass jemand zurückkam, um sie zu holen. Jemand, der ein paar Fragen beantworten konnte.
    Also stellte ich mich am Anfang der Gasse in den Schatten und spähte auf die Straße hinaus. Ich hatte recht. Ein Auto näherte sich, ein großer, hellblauer Ford mit weißen Buchstaben an der Seite und einem Blaulicht auf dem Dach. Ein Funkwagen des NYPD. Ich konnte es mir nicht leisten, neben einer Leiche hockend aufgegriffen zu werden. Ich trat vor, um ihn heranzuwinken, doch noch bevor ich die Hand heben konnte, schaltete der Fahrer kurz Sirene und Blaulicht ein. Dann machte der Wagen einen Satz auf mich zu, raste heran und bog schwungvoll in die Gasse ein. Die Federung wippte, als er über den Bordstein holperte. Ich musste zurückspringen, um nicht überfahren zu werden.
    Die Wagentüren gingen auf, und zwei Polizisten stiegen aus. Der Fahrer zog eine Pistole, hielt sie mit beiden Händen und zielte über den Türrahmen auf meine Brust. Der Beifahrer hatte ein kurzläufiges Gewehr. In dieser engen Gasse spielte es keine Rolle, wohin er zielte.
    » Stehen bleiben!«, verlangte der Fahrer. » Keine Bewegung!«
    Beide waren etwa eins achtzig groß, kräftig gebaut und offensichtlich gut in Form. Die Situation schien sie nicht zu überraschen. Sie waren schnell und ruhig aus dem Wagen gestiegen und hatten als perfektes Team agiert, ohne sich auch nur ansehen zu müssen. Jetzt standen sie vollkommen still da, konzentriert, wachsam, ohne Anzeichen von Furcht. Die adretten blauen Uniformen passten gut ins Bild. Sie waren zwar nicht nagelneu, aber auch noch lange nicht abgetragen. Es wäre sicherlich ein Fehler, sich mit den beiden anzulegen.
    » Die Hände dahin, wo ich sie sehen kann!«, befahl der Fahrer. » Langsam. Und sofort!«
    Mir war klar, wohin das führen würde. Sie hatten den Falschen erwischt, aber es hatte keinen Sinn, sie dazu zu bringen, ihre Meinung zu ändern. Uniformierte Beamte sind überall auf der Welt gleich. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen sie es durch. Wenn man ihnen widerspricht, macht man es nur noch schlimmer. Also hob ich meine Hände mit gespreizten Fingern auf Schulterhöhe, die Handflächen zu ihnen gewandt.
    Der Beifahrer steckte das Gewehr weg und kam auf mich zu. Auf einer glänzenden Plakette unter dem Wappen auf seiner Brust las ich den Namen Klein.
    » Hände auf die Motorhaube«, befahl er und stieß mir mit der rechten Hand zwischen die Schulterblätter.
    Ich stützte mich am Auto ab, und er trat mit dem rechten Fuß nach meinen Knöcheln. Ich stellte die Füße ein wenig weiter auseinander und sah den Fahrer an. Auf seinem Abzeichen stand der Name Kaufmann. Darauf konzentrierte ich mich, während Klein mich abtastete. Er arbeitete schnell, begann mit meinem linken Arm und fuhr mit beiden Händen von der Schulter zum Handgelenk. Das Gleiche tat er mit dem rechten Arm, prüfte dann meinen Körper, die Taille, beide Beine, Knöchel und die Taschen meines Mantels und meiner Jeans. Doch er fand nichts.
    » Er ist sauber«, erklärte er. » Keine Waffe.«
    Kaufmann nickte, doch er entspannte sich nicht im Mindesten. Seine Waffe rührte sich nicht einen Millimeter. Wie hypnotisiert starrte ich auf die Mündung, die immer noch auf meine Brust wies. Der Tote war in die Brust geschossen worden. Vor ein paar Minuten. Nur ein paar Meter von der Stelle entfernt, wo ich jetzt stand. Ich spürte, wie die Haut über meinen
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