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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Autoren: Andrew Grant
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Bildschirmrand, wo normalerweise die Wi-Fi-Antenne sitzt, für alle Fälle.
    Dann schnappte ich Taylor am Kragen und rannte los.
    Ich sah die fünf schwarzen Fords, noch bevor ich durch die Lobby war. Sie standen im Halbkreis um den Hoteleingang herum. Wie bei der Feuerwehr, dachte ich. Offensichtlicher konnte es nicht sein. Ich sah mich in beide Richtungen auf der Straße um. Keine Spur von Lesley. Es rührte sich überhaupt nichts, weder Fahrzeuge noch Fußgänger. Nichts verriet, ob sie noch unterwegs oder bereits wieder fort war.
    Ich zog Taylor in den Schatten und wünschte mir sehnlichst, dass ihr Auto auftauchte.
    Zwei Minuten später brach Taylor das Schweigen.
    » Sie sind zu spät gekommen«, höhnte er. » Sie haben versagt. Sie konnten mich nicht aufhalten.«
    Ich sah auf die Uhr. Ich starrte den Sekundenzeiger an und glaubte schon, dass die Uhr stehen geblieben war, doch er kroch nur so langsam vorwärts, als wäre er aus Blei. Ich folgte seiner Bewegung über das ganze Zifferblatt. Zwei Mal. Dann klingelte mein Telefon.
    Es war Lavine. Ich sprach fünfzehn Sekunden lang mit ihm. Taylor sah meinen Gesichtsausdruck, und er verzog seinen Mund zu einem triumphierenden Lächeln.
    » Es hat angefangen, oder?«, fragte er. » Sie haben Leichen gefunden.«
    » Eine Leiche«, antwortete ich. » Nur eine. Einen Block entfernt.«
    Es war Tanyas.

41
    Es ist immer ein traumatisches Erlebnis, wenn man einen der eigenen Leute verliert.
    Das habe ich früh in meiner Karriere erfahren. Einer unserer Leute wurde bei meinem ersten Einsatz in Hongkong getötet. Er war einer der Männer vom dortigen Hauptquartier. Ich weiß noch, wie sie reagierten und dass ich überrascht war, wie kühl und unemotional sie waren. Und ich fühlte mich unwohl, als sie mich zur Beerdigung einluden. Ich hatte ihn kaum gekannt. Also lehnte ich ab und wurde sofort zum Stationsleiter gerufen. Er wollte mir etwas erklären. Es ginge nicht nur um eine Beerdigung, sagte er. Es ginge um ein Alibi. In unserer Branche verschwendet man keine Zeit damit, hysterisch zu reagieren und Aufruhr zu veranstalten. Man regt sich nicht auf, man regelt die Sache. Leise, effektiv und endgültig.
    Die Leiche des Killers wurde am Nachmittag gefunden, zerschmettert in einer Autowaschanlage.
    Zumindest glaubte die Polizei, dass er es war. Seine Überreste waren ausgesprochen schwer zu identifizieren.
    Tanyas Tod wurde offiziell vom FBI untersucht, obwohl er natürlich von ihrer Panik wegen Tungsten überlagert wurde. Oberste Priorität war es, eine Anklage gegen Taylor aufzubauen und gleichzeitig die Medien im Zaum zu halten, das Geld aufzuspüren, das er gehortet hatte, die Organschmuggler zu finden und die Opfer der Klinik zu behandeln. Allerdings passte es mir ganz gut, wenn sie sich damit beschäftigten. London ebenfalls. Sie gaben mir völlig freie Hand. Man war der Meinung, dass es Komplikationen mit meiner Kopfwunde gab und ich noch einige Besuche im Krankenhaus brauchte. Ich erhielt Sonderurlaub. Lucinda, Tanyas Assistentin, kümmerte sich um die offiziellen Erklärungen. Ich stellte klar, dass ich die Vereinigten Staaten nicht verlassen würde, bevor ich Lesley gefunden hatte. Und dafür gesorgt hatte, dass sie zur Rechenschaft gezogen wurde.
    Es hatte den Anschein, als würde es ein langer Aufenthalt werden. Wie konnte ich eine Organisation infiltrieren, die sich vollständig aufgelöst hatte? Das FBI fand keine Spur mehr davon. Das NYPD ebenfalls nicht. Ihre Abteilungen für innere Angelegenheiten konnten Lesleys Informanten nicht aufspüren. Wir sprachen mit der Sozialversicherungsbehörde, aber dort waren ihre Leute bereits abgezogen worden. Wir versuchten es bei den Banken. Bei Fälschern, Waffenhändlern, Autohändlern, Immobilienmaklern, Umzugsfirmen, bei ihren uns bekannten Feinden und Obdachlosen. Wir wandten uns an alle und jeden, der uns einfiel. Und erreichten nichts.
    Zehn Tage später saß ich mit Weston und Lavine in ihrem Büro und versuchte, weitere Ansatzpunkte zu finden, als mein Telefon klingelte. Es war Julianne Morgan.
    » Hi, David«, begrüßte sie mich. » Schön, Ihre Stimme zu hören. Sind Sie noch in der Stadt?«
    Fast hätte ich sie abgewimmelt. Mir stand der Sinn nicht nach Gesellschaft. Aber schließlich teilt man nicht alle Tage mit jemandem einen Hundekäfig und rettet ihn später. Und da war noch etwas. Sie war Journalistin. Sozusagen eine Ermittlerin. Und immerhin gut genug, dass Lesley sie vor zwei Wochen von der Straße
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