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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben
Autoren: James White
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hatten.
    »Dort!« sagte Jan erregt, als Peter außer Atem die Rampe emporgeklommen war. Sie deutete auf zwei Skulpturen. Auch sie waren frei von Insekten. Sie zeigten die Eingeborenen dieser Welt und bestätigten die Annahmen der Sucher.
    »Die kleinere wird eine Frau darstellen«, vermutete Peter.
    Jan schüttelte den Kopf. »Ich glaube eher, daß die kleinere Skulptur, die uns so grimmig anstarrt, etwas Ähnliches ist wie unser Neandertaler, während die größere mit den ausgeprägten Extremitäten einen der Schöpfer dieser einstmals mächtigen Zivilisation zeigt.«
    Die ihren Zenit erklomm, dachte Peter grimmig, der Galaxis von ihrem Bestehen Zeugnis gab und dann unterging, vor zweitausend Jahren!
    »Wir haben unglaubliches Glück gehabt«, fuhr Jan begeistert fort. »Wir haben eine kulturelle Stätte gefunden, die sie womöglich für die Nachwelt, wenn nicht sogar für uns, geschaffen haben. Sieh dich um. Einige der Vitrinen und ihr Inhalt sind noch unbeschädigt!«
    Aber sie enthielten nur Steine. Jans Euphorie verflog schnell. Der Roboter photographierte alles, während Jan ihren Helmscheinwerfer einschaltete und Peter ein Zeichen gab. Sie stiegen die nächste Rampe empor. Im zweiten Stockwerk angelangt, mußte Jan, die viel zu schnell gelaufen war, eine Verschnaufpause einlegen. Peter tadelte sie für ihren Übermut, nicht, ohne auf ihr Alter anzuspielen. Sie winkte barsch ab. »Es gibt keinen Zweifel mehr daran, daß wir ein Museum gefunden haben. Unten haben wir Steinkeile und ähnliches gesehen, dazu die Statuen. Hier – die Geräte in den Vitrinen und die Bilder zeigen, daß wir uns jetzt in jener Epoche befinden, in der die Eingeborenen Ackerbau betrieben und erste Handarbeiten anfertigten. Weiter oben werden wir wahrscheinlich Bilder von ihnen finden, die sie auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung zeigen. Vielleicht finden wir sogar heraus, wie ihre Kultur zusammenbrach.«
    »Wir kennen die Gründe«, sagte Peter müde. »Es ist immer das gleiche. Größenwahn, Ungenügsamkeit und kein Sinn für das, was ihnen ihr Planet zu geben hatte. Wir sahen überall nur Ruinen, niemals eine Rasse, die nicht nur Technik, sondern auch Vernunft entwickelt hatte.«
    »Ich weiß«, sagte sie traurig. »Aber irgendwann müssen wir doch einmal etwas finden, das uns weiterbringt. Ich fühle es, daß wir hier Glück haben könnten.«
    »Das fühlst du immer«, sagte Peter. »Reines Wunschdenken.«
    »Hör doch auf!« schrie Jan. »Auf den anderen Planeten fanden wir nur Mosaikstücke. Hier bietet sich uns die Gelegenheit, ein abgerundetes Bild zu erhalten. Aufstieg und Fall einer Zivilisation, und vor allem die Gründe! Es war vielleicht gut, daß du den Fehler gemacht hast, noch einmal hier zu landen, weil …«
    Peter fluchte und fuhr sie an, sie solle ihren Mund halten. Ja, er wußte, daß er alt geworden war, und er hatte genug von den ewigen Streitereien. Jeder wollte dem anderen beweisen, daß er noch jung geblieben war und warf dem Gegenüber deshalb bei jeder sich bietenden Gelegenheit alle möglichen Versagen vor. Jan und er hatten ein Abkommen getroffen, sich erst wieder verjüngen zu lassen, nachdem sie endlich intelligentes Leben gefunden hatten. Jan zwar nur mit halbem Herzen, aber immerhin.
    »Wir haben schon drei Verjüngungen hinter uns«, sagte Peter dennoch. »Eines Tages werden wir es noch einmal versuchen, obwohl es die Beschränkungen wegen der astronomischen Bevölkerungszahlen gibt. Aber vorher will ich einen Erfolg sehen. Noch einmal von vorne anfangen, weil wir die Verpflichtung hätten, sofort wieder ins All zu starten und nach toten Kulturen zu suchen, will ich nicht mehr. Wir halten es nicht mehr aus, Jan! Wie viele Enttäuschungen haben wir erleben müssen. Noch einmal zwanzig Jahre Grabräuber spielen – nein! Aber falls du gerne …«
    »Nein«, sagte auch Jan. »Ich tue, was du für richtig hältst.«
    Peter glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Dann sah er in Jans Augen. Für Sekunden blickten die beiden alten Sucher sich an. Dann brachen sie in Gelächter aus wie lange nicht mehr. Ihre Probleme waren nach wie vor die gleichen, doch für den Augenblick war die sinnlose Streiterei vorbei.
    »Gehen wir weiter«, schlug Jan vor.
     
    Sie suchten nach etwas, in dem sich die ehemaligen Bewohner des Planeten von den anderen toten Kulturen unterschieden haben mochten – wie so oft auf anderen Welten. Etwas, das sie zu ihrer Rettung unternommen hatten, als sie das Ende kommen sahen,
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