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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht
Autoren: Kai Meyer
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Charité ei nw eisen, wo verschiedene Medikationen erprobt wurden.
    Über die beiden Leichen, die m an außerdem an Bord gefunden haben m usste, gelangten keine Infor m ationen an die Ö ff entli c hkeit.
    Die N a m en der Schwestern Mondschein fielen im Zusammenhang m it der Entdeckung am Hafen kein einzi g es Ma l. Chia r a f a n d ihren ei ge nen er s t in Henriettes Kolu m ne wieder – dort wurde angekündigt, sie werde de m nächst in einem Film von Friedrich W ilhelm Murnau auftreten, produziert von Elohim von Fürstenberg. Offenbar wechselte Elohim hin t er die Ka m era, um, wie sie zitiert wurde, » m ehr E i nfluss geltend zu m achen«.
    Jeder m ann nahm selbstverstän d lich an, da s s si ch die s er  Einfluss nur auf den fertigen Film bezog.
    Chiara wün s chte der an d eren im Stillen alles Gute. Sollte sie glücklich werden m it ihrer neuen Rolle als Diva. Vielleicht beka m en die Ärzte sie irgendwann so weit hin, dass ihr altes I c h zurückkehrte.
    Chiara wu s ste, d a ss s i e selb s t früher oder später neue Papiere benötigen würde, eine neue Identität. Es ging nicht an, dass sie m it dem N a m en und d e m Ge si cht eines Fil m stars h e ru m lie f .
    Anderthalb Wochen nach ihr e r Rückkehr aus Berlin in das Haus in den Dünen las sie in der Zeitung, dass sich einer der drei Patienten d a s Leben genommen hatte. Der Mann hatte sich m it Hilfe eines Kabels erhängt, ver m utlich aus Angst v or dem lan g en Siec h t u m, das die Pest m it sich brachte. D as Kind hatte sich im selben Raum aufgehalten und stand unter Schock.
    Zwei Tage später hieß es, die Frau und der Junge seien den Sy m pto m en ihrer K rankheit erlegen. Beide seien zum selben Zeitpunkt gestorben, w as sonderbar und bedaue r lich sei. Aller d i n gs hörte m an aus allen Berichten eine unverhohlene Erleichterung heraus, denn m it ihr e m Tod und der Einäscherung der d r ei Körper war das Risiko einer Infektion und Aus b reitung beseitigt. Kein Mit a rbeiter der Charité hatte sich angestec k t. Die Gefahr war gebannt.
    Es war Nette, die bei ihrer gründlichen Lektüre aller Zeitungen schließlich auf einen Artikel stieß, in dem von einer Razzia in einem Restaurant in Schöneberg berichtet wurde. Offenbar hatte man zahlreiche Rauschgifthändler festnehmen können und ein Bordell ausgehoben, in dem sich illegale Einwanderinnen als Doubles berühmter Filmstars ausgegeben hatten. Die verwirrten Damen, die kein Wort Deutsch sprachen und allesamt unter starken Drogen standen, warteten auf ihre Abschiebung.
    Und noch etwas entdeckte Nette, einen Bericht über unerwartete Fortschritte bei der Ermittlung im Mordfall Torben Grapow. Es seien erhebliche Streitigkeiten zwischen ihm und dem Filmproduzenten Felix Masken bekannt geworden, bei denen es um Verträge gegangen sei, zu deren Unterzeichnung Grapow angeblich mit Hilfe erpresserischer Mittel gezwungen worden sei. Masken habe dazu befragt werden sollen, sei aber untergetaucht. Es wurde vermutet, dass er ins Ausland geflohen war. Die Polizei habe alles Nötige eingeleitet, um ihn ausfindig zu machen. Der Kommentator der Zeitung bemerkte höhnisch, dass wohl wenig Hoffnung bestehe, Masken einer gerechten Bestrafung zuzuführen. Und habe man nicht schon immer gewusst, dass mit ihm etwas nicht stimmen könne? Man müsse sich nur die Themen seiner Romane anschauen, von den Filmen ganz zu schweigen. Der Reporter wagte sogar, Gerüchte über sexuelle Ausschweifungen zu erwähnen; zahllose Kinder aus dem Scheunenviertel seien von Masken und einer ganzen Reihe Prominenter missbraucht worden.

    Eine Flut von Leserbriefen zur Verteidigung Maskens ging ein. Daraufhin entschuldigte sich die Zeitung bei ihren Lesern, der verantwortliche Journalist wurde entlassen. Eine Gruppe von Schauspielern tat sich zusammen und schaltete eine ganzseitige Anzeige in mehreren großen Tageszeitungen, in der beteuert wurde, was für ein ehrenvoller und großherziger Mann der Verschwundene sei. Die Seite endete mit dem Aufruf:
    »Komm zurück, Felix – Deutschland braucht dich!« Chiara hatte die Seite ganz nach oben gelegt, als sie die Zeitung zusammen mit allen anderen am Strand verbrannt hatte.
      
      
    *
     
     
    Der Gerichts m ediziner nahm eine Reihe von Untersuchungen am L e ichnam von Chiaras Vater vor, ohne dass diese etwas ergaben, das über das Offensichtliche hinausging.
    Haut und Muskeln seines rechten A r m s lagen schlaff und leer an seiner Seite. Die Knochen waren verschwunden.
    Ebenso die
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